Der ehemalige Schuldirektor Dr. Peter Wenners veranschaulicht in seinem Buch „Kieler Objekte erzählen Stadtgeschichte“ die wichtigsten Begebenheiten seit der Stadtgründung. Das Arbeitserziehungslager (AEL) stellt einen wichtigen Teil dar und ruft besonders am Volkstrauertag zum Erinnern auf.
Um die Gegenwart zu verstehen, ist die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit unumgänglich. Seit 1952 regt der nationale Volkstrauertrag jedes Jahr, am zweiten Sonntag vor dem ersten Advent, zum Gedenken an die Kriegstoten und Opfer aller Nationen an.
Insbesondere die Gedenkstätte an der Rendsburger Landstraße erinnert an eine der prägendsten und zugleich grausamsten Zeiten in der Kieler Stadtgeschichte.
Die Gedenkstätte an der Grenze der Stadtteile Hassee und Russee repräsentiert im Buch des promovierten Germanisten und Geographen den „Höhepunkt“ des Nationalsozialismus in Kiel. „Hier wird einem eindrücklich die Brutalität des Nationalsozialismus vor Augen geführt“, sagt der Autor.
Aufgrund des Arbeitskräfte-Mangels während des Zweiten Weltkrieges sollten Kriegsgefangene in dem Lager Nordmark zur Arbeit „erzogen“, also zur Arbeit gezwungen werden. Ihre Aufgabe war es, Baracken und Bunker zu bauen, Trümmer zu beseitigen und für die Kieler Rüstungsindustrie zu arbeiten. Die Bedingungen für die Häftlinge waren menschenunwürdig. Die Insassen wurden bis zur Erschöpfung geprügelt, misshandelt und auch ermordet. Etwa 600 Menschen starben hier.
„Die Erinnerung darf niemals erlöschen“, sagt Peter Wenners, dessen Großvater die Kalksandsteinfabrik in der Rendsburger Landstraße betrieben hatte, bestimmt. Der ehemalige Direktor des Gymnasiums Altenholz setzt sich immer wieder mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinander.
In seinem Buch „Kieler Objekte erzählen Stadtgeschichte“ thematisiert er darüber hinaus in chronologischer Reihenfolge insgesamt 78 Objekte, die seit der Stadtgründung vor 775 Jahren auf bedeutsame Ereignisse hinweisen.
Aufgrund der großen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg besitzt Kiel kaum historische Gebäude, stattdessen aber einige bedeutungsvolle Objekte. „Mit dem Buch kommt es zu einer direkten Begegnung mit der Geschichte Kiels“, sagt der Autor. Die anschauliche Art war ihm dabei besonders wichtig.
Die Idee zum Buch entstand im Sommer letzten Jahres beim Gedanken an das Stadtjubiläum. Peter Wenners erkundete mit dem Fahrrad seine Heimatstadt, machte Fotos und sammelte Informationen. „Das hat richtig Spaß gemacht – Geschichte ist einfach meine Leidenschaft“, schwärmt er.
Die Auswahl der Objekte ergab sich größtenteils aus persönlichen Verbindungen. „Die Straßenbahn etwa, die auch die Hamburger Chaussee entlang fuhr, verbinde ich mit meiner Kindheit“, erzählt der 67-Jährige. „Ich denke, gegenwärtiges Leben in einer Stadt ist niemals ohne historische Dimension möglich“, so das Fazit des gebürtigen Kielers.
(Text & Foto: ©Malika Stark)