In der Begegnungsstätte der Michaelisgemeinde wird seit vier Jahren eine Vortragsreihe von Senioren für Senioren abgehalten. Weil die Veranstaltungen immer am dritten Mittwoch im Monat stattfinden, heißen sie Mittwochsvorträge.
Meist organisiert Dr. Klaus-J. Stepputat Vorträge, gelegentlich aber auch Exkursionen zu interessanten Zielen. Die erste Exkursion ging im April 2014 zur Pumpenfabrik EDUR. Anlass war damals der unmittelbar bevorstehende Firmenumzug von der Hamburger Chaussee ins Gewerbegebiet Kiel-Wellsee.
„Wir haben uns über die Jahrzehnte in Hassee sehr wohl gefühlt“, resümiert Geschäftsführer Dr. Jürgen Holdhof die 90-jährige Firmengeschichte. Auf dem ehemaligen Werksgelände wird derzeit ein ganzes Wohnareal gebaut, der sogenannte EDUR-Park. „Es ist schön für den Stadtteil Hassee, dass dort 110 Familien Platz finden“, sagt Holdhof und verspricht: „Wenn alles fertig ist, werden wir auf der Plaza eine Pumpe hinstellen.“
Nach zwei Jahren Planung und sieben Monaten Bauzeit ist die Pumpenfabrik im Herbst 2014 in die Edisonstraße umgezogen. Mit den 5.400 m² großen Produktionshallen wurde „der Grundstein für die Zukunft gelegt.“ EDUR ist Spezialist für Industriepumpen. „Wir produzieren keine Massenwaren“, betont der Geschäftsführer. „Alle namhaften Maschinen- und Anlagenbauer in Europa und in der Welt gehören zu unserem Kundenkreis.“
Bei der ersten Werksbesichtigung versprach Holdhof seinerzeit der Seniorengruppe, sie wieder einzuladen, wenn EDUR am neuen Standort richtig angekommen ist. Dieses Versprechen hat er nun eingelöst. Und er zieht Zwischenbilanz: „Der Umzug hat sich absolut gelohnt. Wir haben hier ganz andere Möglichkeiten als an der Hamburger Chaussee.“ Das Werk beschäftigt heute 120 Mitarbeiter, 50 % mehr als am alten Standort.
Die Neubauten entsprechen den neuesten technischen Begebenheiten. „Sie sehen hier keine Heizkörper. Wir haben überall Klimaböden.“ Und das hat seinen Grund: „Wir sind eine Pumpenfabrik. Jeder Raum wird einzeln mit einer Pumpe angesteuert und mit Wärme oder Kälte versorgt“, verdeutlicht Holdhof.
Der Maschinenpark wurde inzwischen fast komplett erneuert. Nur vereinzelt wird noch an den herkömmlichen Fräs- und Bohrmaschinen gearbeitet. Das Gros bei der Herstellung der Bauteile erfolgt computergesteuert. Der nächste Schritt für das innovative Werk wird die Vernetzung und Digitalisierung aller Arbeitsplätze – Stichwort Industrie 4.0. „Das wird ein Leuchtturmprojekt für Schleswig-Holstein.“
Bei der Werksführung macht Holdhof auch auf ein Manko aufmerksam: den Fachkräftemangel. Es werde immer schwerer, Nachwuchs zu finden. „Dabei hat sich das Bild eines Industrieunternehmens komplett geändert. Waren es früher schlechte Arbeitsbedingungen in zugigen Hallen, so ist heute alles hell und angenehm.“ Die Ausbildung zum Industrie- oder Zerspanungsmechaniker sei nach seinen Worten höchst anspruchsvoll.
Der Beruf sei gut bezahlt und habe gute Zukunftsperspektiven. „Es sind nicht die unattraktivsten Arbeitsplätze, die bei uns frei sind“, so Holdhof. Hier wird nicht am Fließband produziert, sondern es ist immer ein Mitarbeiter vollumfänglich für eine Pumpe verantwortlich.
Der Geschäftsführer würde sich freuen, auch junge Frauen für diese technischen Berufe zu begeistern. Zum Reinschnuppern bietet EDUR Berufspraktika an.
(Text & Foto: ©Frahm)