Jedes fünfte Fahrzeug fiel 2017 bei der Hauptuntersuchung (HU) durch. Besonders Besitzer von älteren Fahrzeugen geben ihr Auto oft mit einem bangen Gefühl am Prüfstützpunkt ab. Kommt das Fahrzeug erneut durch die Kontrolle? Ende Mai wurden die EU-Richtlinien für die HU erneuert.
„Viele Änderungen werden Autofahrer im Normalfall gar nicht bemerken. Größere Auswirkungen gibt es für die Arbeit der Prüfingenieure, etwa was die Bezeichnung von Mängeln und deren Einstufung betrifft“, erklärt André Skupin, Technischer Leiter der Dekra in Dresden. Neu eingeführt wurde die Kategorie „gefährlicher Mangel“. Bisher gab es nur vier Kategorien: „ohne Mangel“, „geringer Mangel“, „erheblicher Mangel“ und „verkehrsunsicher“.
Die neue Kategorie bildet eine Differenzierung zwischen „verkehrsunsicher“ und „erheblicher Mangel“, was eine direkte Gefährdung des Verkehrs durch das Fahrzeug bedeutet. Einzig die direkte Fahrt zur Werkstatt wird dem Fahrer noch gestattet, anders als im Falle einer Wertung als „verkehrsunsicher“, die eine unmittelbare Stilllegung durch die Zulassungsstelle nach sich zieht. Beispielsweise wurde ein Ausfallen aller Bremsleuchten oder Reifen ohne Profil bisher als „erheblicher Mangel“ eingestuft, heute gilt es als „gefährlicher Mangel“.
Neben der neuen Einstufung finden sich ebenfalls Änderungen bei Bezeichnung und Unterteilung einzelner Mängel. So wird etwa bei einer defekten Schlussleuchte statt einem bisher geringen Mangel mit Hilfe der neuen Richtlinie ein erheblicher Mangel festgestellt, wodurch eine Plakettenvergabe nicht mehr möglich ist.
Ein weiteres Beispiel sind Reifendruckkontrollsysteme. Neu ist die Einstufung als erheblicher Mangel, wenn etwa ein vorgeschriebenes System fehlt oder ausfällt. Informiert das Fahrzeug den Fahrer allerdings durch eine Leuchte über den Fehler, ist weiterhin die Klassifizierung als ein geringer Mangel vorgesehen. Umgekehrt sind alle Mängel der Kennzeichenbeleuchtung nur noch als gering einzustufen.
Damit die Chancen auf den Erhalt der neuen Plakette möglichst groß sind, kann das Fahrzeug vor dem Termin der eigentlichen Hauptuntersuchung bei einer Vorab-Kontrolle durch einen Kfz-Meister auf mögliche Schwachstellen geprüft und gezielt vorbereitet werden. So sichern Sie Ihrem geschätzten fahrbaren Untersatz möglichst langes Leben mit Plakette.
(Text: Natascha Haag; Foto: www.tuev-nord-group.com)