Das Institut für Hämatopathologie hat in der Gärtnerstraße ein zweigeschossiges Gebäude mit Laboren errichtet, das auf die hämatologische Diagnostik spezialisiert ist. Bevor die Labore den Betrieb aufnehmen, ist ein „Tag der offenen Tür“ geplant. Termin ist voraussichtlich am Samstag, dem 11. Januar.
Was ist überhaupt ein hämatopathologisches Labor? Unsere Redaktion bat den verantwortlichen Arzt um Auskunft. Die Schwerpunkte der Labortätigkeit bilden neben der Ausbildung die Innovation und die Diagnostik. Dabei werden unter anderem DNA-Mutationen mit Hilfe sogenannter „Baits“ untersucht, um Stellen im Genom zu analysieren. Im Bereich der Lungenkrebsforschung seien mittlerweile einundneunzig Prozent aller Treibergene identifizierbar, berichtet Dr. Markus Tiemann. „Das ist enorm und ein großer Fortschritt.“
Die Bauphase in der Gärtnerstraße nähert sich seinem Ende. „Der Bauablauf hat ganz gut geklappt. Den Rohbau haben zwei Investoren übernommen, die das Gebäude an uns vermieten. Den Innenausbau organisieren wir selbst.“ Dr. Tiemann ist mit der Umsetzung der Handwerker sehr zufrieden. „Wir haben viele Kieler Firmen dabei. Auch das Planungsteam aus Kersig von Hanneken Architekten und IPP/ESN hat hervorragende Arbeit geleistet. Die Kommunikation war sehr gut. Das hat viel Spaß gemacht.“
Der zweigeschossige Bau bietet rund 1.800 m² Nutzfläche. Es entstehen zwei Forschungslabore für histologische Diagnostik und molekularbiologische Diagnostik sowie Büroräume.
Im Dachgeschoss befinden sich Tagungs- und Fortbildungsräume. Außerdem werden im Flur kleine Ruheoasen für die Mitarbeiter geschaffen, in denen gemütlich ein Tee oder Kaffee getrunken werden kann. Vor dem Gebäude sind insgesamt 30 Pkw-Parkplätze und 35 Fahrradstellplätze geplant.
„Wir starten in Kiel erstmal mit 16 Mitarbeitern und hoffen in drei bis vier Jahren bei 25–30 zu sein“, sagt Dr. Tiemann und verweist auf die rasante Expansion in Hamburg-Eidelstedt. Im Jahr 2004 hatte sein Institut mit zwei Ärzten angefangen. Heute sind dort 31 Ärzte und insgesamt 212 Mitarbeiter tätig.
Warum nun ein zusätzliches Labor in Kiel? „Weil mein Eindruck ist, dass die Molekularbiologen aus Kiel für unsere Anforderungen deutlich besser ausgebildet sind als die aus Hamburg“, meint Dr. Tiemann und unterstreicht: „Wir wollen für junge Leute Arbeitsplätze schaffen, damit sie in Kiel bleiben.“ Aus diesem Grund werden die Baumaßnahmen unterstützt durch Fördermittel des Landesprogramms Wirtschaft zur „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“.
„Wir bilden hier Biologiestudenten aus und wollen möglichst praxisnah Forschung betreiben“, umschreibt der Inhaber sein Anliegen. Für den Standort in der Gärtnerstraße spricht, dass die Veloroute 10 nur hundert Meter vor dem Labor endet und somit eine direkte Verbindung zum Uni-Campus bildet.
Was bedeutet das Labor für die Anwohner in der Gärtnerstraße? Gibt es viele Patientenbesuche? „Nur selten. Die meisten Patienten rufen an, um die Ergebnisse der Untersuchungen zu erfahren“, antwortet Dr. Tiemann. „Wir haben lediglich zwei bis drei Anlieferungen am Tag und vier bis fünf Fahrzeuge, die Proben abholen.“ Ein Nachtbetrieb ist nicht vorgesehen. Samstags allerdings wird gearbeitet.
Im Januar soll es nach der offiziellen Eröffnung voraussichtlich am 11. Januar einen Tag der offenen Tür geben, zu dem Anwohner sowie alle Interessierten herzlich eingeladen sind. „Die Leute sollen wissen, dass in unserem Labor nichts Gefährliches passiert, sondern einer sinnvollen, innovativen Aufgabe nachgegangen wird“, verkündet der Pathologe. „Dabei wollen wir ganz vorne sitzen und nicht auf dem Trittbrett.“
(Text: Baade/ Frahm; Foto: Frahm)