Wie heißt es doch so schön: Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen. Was früher der heilenden Wirkung wegen in Klostergärten angepflanzt wurde, wird heute jedoch in den Gärten als sogenanntes Unkraut ausgezupft. Muss das sein?
Wir sollten viel mehr Wildkräuter essen“, betont Aparecida Teodoro und erklärt gleich, warum: „Wir haben heute ein Überangebot an Nahrung. Doch die Supermarkt-Produkte enthalten immer weniger Nährstoffe.“ Sie nennt Beispiele: Löwenzahn hat fast dreimal so viel Vitamin C wie Kopfsalat und viermal so viel Magnesium. Bei der Brennnessel sind die Werte sogar zehnmal so hoch. „Wildkräuter sind kostenlos erhältlich und wachsen in natürlicher Umgebung“, verdeutlicht Teodoro. „Die Ernte erfordert Zeit. In dieser Zeit können Sie sich bewusst in der Natur entspannen.“ Worauf dabei zu achten ist, verrät sie bei ihren Kräuterwanderungen.
Zweistündige Exkursion
KIEL LOKAL hat sie begleitet. Los geht es beim Kleingartenverein am Froschteich. Wir drehen eine zweistündige Runde bis zum Waldhaus und durch die Schrebergärten zurück, bleiben immer wieder stehen und erfahren Interessantes über Kräuter am Wegesrand, an denen wir sonst achtlos vorbeigehen. Und nicht nur das, wir probieren gleich und erkennen, dass etwa Giersch ein wenig nach Möhre und Petersilie schmeckt. Auch, wie die dreiblättrige Pflanze mit dem dreieckigen Stiel leicht vom giftigen „Doppelgänger“ Schierling zu unterscheiden ist.
„Bei Löwenzahn solltet ihr nur die jüngeren Blätter nehmen, sonst schmeckt es zu bitter“, heißt es. Oder dass Schafgarbe „Augenbraue der Venus“ und Soldatenkraut genannt wird, wegen des Aussehens und der blutstillenden Wirkung. Zu jedem der Kräuter vermag Teo-doro heilende Wirkungen aufzuzählen. So viele, dass wir uns gar nicht alle merken können. Daher ist es ratsam, Zettel und Kugelschreiber mitzunehmen. Oder Sie schauen im Internet nach. Auf der Homepage www.ayurvedaplus.de stehen Details zu 29 Wildkräutern aus unserer Region. Ein konkretes Beispiel gefällig?
Plädoyer für die Brennnessel
„Viele Hobbygärtner mögen keine Brennnesseln im eigenen Garten, sie wollen aber Schmetterlinge haben. Dann ist es Zeit zum Umdenken. Wer Schmetterlinge möchte, braucht Brennnesseln. Ohne diese Pflanzen gibt es kein Tagpfauenauge, Kleinen Fuchs, Landkärtchen oder C-Falter. Außerdem nutzen knapp 50 Schmetterlingsarten die Brennnessel für die Eiablage und als Raupenfutterpflanze.“
Die Ayurveda-Therapeutin und Bienenbotschafterin nennt weitere Vorteile: „Brennnessel ist reich an Magnesium, Kalium, Eisen und Silicium. Sie enthält Vitamin A, C, E, K und verschiedene B-Vitamine. Brennnessel ist blutreinigend, ent-giftend, harntreibend, entschlackend und hilft unter anderem bei Allergien, Gicht, Pickeln, Haarausfall, Kopfschuppen, Rheuma und Verstopfung.“
Rezepte mit Wildkräutern
Aparecida Teodoro veröffentlicht auch Rezepte mit Wildkräutern. In diesem Fall: Brennnessel-Pesto, Brennnessel-Tee und Spinat. Auch zu anderen Wildkräutern gibt sie reichlich Vorschläge, etwa Giersch-Kräuteressig, Gänseblümchen-Sirup, Löwenzahn-Salat, Beinwellöl, Gundermann-Tee gegen Erkältung, Fünf-Fingerkraut-Smoothie, Lungenkraut-Bier, Spitzwegerich-Hustensirup und anderes mehr.
Die Kräuterwanderungen finden auf Spendenbasis statt. Nächster Termin ist am Samstag, dem 11. Juli. Treffpunkt ist um 16 Uhr beim Kleingartenverein, Krummbogen 45a. Um Anmeldung wird gebeten unter 0431 / 6587501.
Text: Frahm; Foto: ©Frahm