Herbert Stelzer aus Rammsee hat ein Taschenbuch über seine Erinnerungen an „Krieg, Flucht, Vertreibung und Neuanfang“ geschrieben. „Sorgenort“ lautet der Titel, so wie sein Heimatort.
Es war ein sehr kalter und windstiller Abend im Januar 1945 in West- und Ostpreußen. Aus der Ferne drangen fremdartige Laute über den Fluss in unser Dorf. Immer deutlicher und lauter rückten sie näher. Angst legte sich über Menschen, Tiere, Dorf und Häuser. Die Russen waren im Anmarsch und damit änderte sich alles in meinem bisherigen Leben. Es war wenige Tage nach meinem achten Geburtstag.“ Mit diesen Sätzen beginnen die Kindheitserinnerungen von Herbert Stelzer. In klaren Worten und unheimlich detailliert schreibt er von den schicksalhaften Erlebnissen der anschließenden Wochen und Monate.
Die Flucht führte seine Familie bis nach Kiel. So heißt es auf Seite 132: „Dann fuhr der Zug in den Kieler Bahnhof und stoppte ruckartig. Alle strömten eilig aus den Waggons und nahmen keine Rücksicht auf Kinder und alte Menschen. Der Bahnhof sah trostlos und zerstört aus. Als wir auf die Straße kamen, sahen wir lauter zerstörte Häuser und Lücken mit hohen Schutthalden. Wir mussten lange laufen, bis wir zum Straßenschild Petersburger Weg ankamen. Zu beiden Seiten der Straße standen weiße Siedlungshäuser. Bei mehreren Häusern fehlte das Dach, oder die Fenster waren mit Brettern zugenagelt.“
Herbert Stelzer schreibt auch von seiner unrühmlichen Einschulung zur Weihnachtszeit 1948 auf der Knabenvolksschule in Hassee, von Freundschaften aus dem Petersburger Weg und seinem weiteren Werdegang. Er spart dabei nicht aus, dass seine Brüder und er von Heimweh geplagt waren und in späteren Jahrzehnten ein paar Mal die alte Heimat in Polen besucht haben.
Dahin zurück möchte er derzeit nicht mehr. „Wir wohnen 60 Jahre in Rammsee. Hier haben wir von Hand ein Haus aufgebaut. Da wollen wir wohnen bleiben“, sagt der heute 83-jährige Schuhmachermeister. „Doch wenn ich in der Werkstatt gesessen und Schuhe repariert habe, musste ich oft an früher denken.“ Bis 2017 hatte er einen Reparaturbetrieb in Molfsee. „Danach habe ich endlich die Zeit gefunden, meine Erinnerungen zu vollenden“, sagt Stelzer. „Ich habe alles aufgeschrieben und nun habe ich damit abgeschlossen.“ Seine Kinder und Enkel haben das Manuskript bei einem Verlag eingereicht. Das 220-seitige Taschenbuch „Sorgenort“ ist für 9,99 Euro bei Amazon, Hugendubel und bei Tabakwaren-Lotto-Post Sabine Leopold in Schulensee erhältlich.
Text: Frahm; Foto: ©Herbert Stelzer/ Silke Gottbrecht