Nur wenige Bürger*innen fanden am 20. Oktober den Weg in das Gemeindehaus der St. Gabriel-Kirche zur Sitzung des Ortsbeirates (OBR) Russee/ Hammer/Demühlen. Als mögliche Gründe wurden die dünne Tagesordnung und gebotene Vorsicht vor den steigenden Infektionszahlen genannt.
Pastor Lemke nutzte dennoch die Gelegenheit, um über das Gemeindeleben in Zeiten von Corona zu sprechen. „Sich neu zu erfinden, ist eine tägliche Herausforderung“, stellte Pastor Lemke, der seit zweieinhalb Jahren in der Claus-Harms-Kirchengemeinde tätig ist, zu Beginn fest. Nach dem im März verhängten Lockdown mussten Alternativen gefunden werden, um trotz der Pandemie ein Gemeindeleben führen zu können. Gottesdienste im Schrift- und im Videoformat wurden bereitgestellt und als Provisorium akzeptiert. Allmählich konnte jedoch ein normaleres Gemeindeleben forciert werden, weil Hygienekonzepte entwickelt wurden, die einen größtmöglichen Infektionsschutz bieten sollen.
Pfadfinder und Konfirmanden
Der Pastor nutzte die Gelegenheit, um vor allem die Jugendarbeit zu loben. Man habe sich gut angepasst. Besonders positiven Zuspruch erfahre die Pfandfindergruppe „Auenland“, die mittlerweile 40-45 Kinder umfasse. Der Konfirmandenunterricht in diesen besonderen Zeiten kann nur in Kleingruppen stattfinden. „Gerade Russee bietet sich mit seinen vielen Räumlichkeiten an“, findet Lemke. Obwohl der so gestaltete Unterricht durchaus nicht einfach sei, funktioniere er.
Kirche wird zum Kindergarten
Den Verlust der Claus-Harms-Kirche in Hammer bezeichnete Lemke als „schmerzhaft“. In der in den 80er-Jahren erbauten und damit jüngsten Kirche der Gemeinde soll Anfang des kommenden Jahres eine Kita Einzug halten. Dass sich manch ein Hammeraner Kirchengänger abgehängt fühle, will Lemke auf jeden Fall vermeiden. Er suche stets den telefonischen Kontakt zu den Gemeindemitgliedern. Außerdem gebe es einen Fahrdienst, der einen Kirchenbesuch in Russee oder in Hasseldieksdamm möglich machen soll.
Kurze Open-Air-Gottesdienste
Die weitere Zukunft des Gemeindelebens ist abhängig vom Infektionsgeschehen. Nichtsdestotrotz stellte Pastor Lemke für die kommende Weihnachtszeit kurze Open-Air-Gottesdienste in Aussicht sowie auch einen lebendigen Adventskalender.
Ein Kirchenprogramm zu bieten, das für die Menschen da ist, ist schwieriger denn je. Daher hält der Pastor fest: „Die Kirche muss sich anpassen. Dass sie das schafft, da bin ich zuversichtlich.“
Text: Kai Gries; Foto: ©Kai Gries