Nix für die Tonne!

Der Name des Kieler Vereins „essen-retten!“ sagt eigentlich schon alles über seine Intention aus: Lebensmittel sollen davor bewahrt werden, in der Tonne zu landen. Eine Facette unserer Überflussgesellschaft.

Es ist ja ein großes Problem hier in Deutschland, dass ganz viele Lebensmittel weggeschmissen werden. Allein schon, ohne dass sie jemals verkauft wurden oder geschweige denn überhaupt erst in den Verkauf gehen“, erklärt Meike Kröhnke, eines der Mitglieder des seit rund drei Jahren existierenden Vereins.
Laut Verbraucherzentrale wirft jeder Bundesbürger jährlich rund 75 Kilo Lebensmittel weg, 50 Kilo davon sind vermeidbar. Auch die Kronsburgerin hat sich die Müll-Vermeidung auf die Fahne geschrieben: „Der Verein hat sich primär zum Ziel gesetzt, dass Lebensmittel nicht verschwendet werden, sondern gegessen oder auf irgendeine sinnvolle Art und Weise verarbeitet werden – sprich, eine nachhaltige Nutzung.“
Schnell kommt der Gedanke, dass das Ganze doch sehr nach der bekannten Tafel klingt. Aber „essen-retten!“ arbeitet nicht nur gemeinnützig. Soll heißen, sie geben die geretteten Lebensmittel nicht nur an Bedürftige weiter. Natürlich haben diese Vorrang, aber in den meisten Fällen bleiben nach der Verteilung immer noch Lebensmittel übrig. Und auch diese sollen noch verwendet werden. „Es gibt verschiedene Grüppchen, die sich sammeln in Kiel: im Schützenpark, am Wilhelmplatz. Die fahren wir regelmäßig an und verteilen da eigentlich den größten Teil unserer Lebensmittel. Aber all das, was wir dort nicht loswerden können, verteilen wir eben auch an Nichtbedürftige“, erklärt die Essensretterin.
Es finden sich auch einige Institutionen, die der Verein unterstützt. Darunter fällt unter anderem die Frauennotunterkunft in der Wik oder das Bodelschwingh-Haus an der Moortweichwiese. Meike Kröhnke: „Ich persönlich fahre zudem oft eine Männer-Wohngemeinschaft – eine Art Ableger des Bodelschwingh-Hauses – in der Rendsburger Landstraße an. In Spitzenzeiten waren da bis zu neun Männer, die wir so unterstützen konnten.“
Und noch einen konkreten Unterschied im Vergleich zur Tafel stellt sie dar: „Wir holen zum Beispiel auch aus Hotels ab – wenn sie denn geöffnet haben dürfen. Bei den Frühstücksbuffets zum Beispiel bleiben so viele Reste, weil halt nicht genau geplant werden kann, wie viel und was die Leute alles essen. Auch schon zubereitete Lebensmittel bleiben übrig. Wir holen das ab, die Tafeln nicht.“
Der Grund dafür: Die Leute von „essen-retten!“ können das Essen vom Buffettisch abholen, weil sie es direkt weiter verteilen. Die Lebensmittel müssen nicht zwischengelagert werden. Der Verein hat somit auch keine Verteilzeiten, auf die geachtet werden muss.
Die Organisation, also die Abholung und Verteilung des Essens, übernimmt jedes Vereinsmitglied in Eigenregie. „Ich für meinen Teil habe eine eigene WhatsApp-Verteiler-Gruppe, in der alle meine Abholer drin sind. Da melde ich rechtzeitig an, wann ich unterwegs bin. Und wenn ich wieder zu Hause bin, geht das Verteilen weiter, denn es gibt auch ein paar Familien, die sich die übrig gebliebenen Lebensmittel bei mir abholen“, erläutert Meike Kröhnke. Dafür nutzt sie extra ein Nebengebäude ihres Hauses, da sie dort Corona-konform verteilen kann und die Abstands- und Hygieneregeln einhalten kann.
Dann hält die Kielerin noch fest, dass es im Süden der Landeshauptstadt durchaus noch einigen Nachholbedarf gibt: „In diesem Bereich haben wir tatsächlich kaum Ko-operationspartner. Aber wir sind bereit, jederzeit auf Zuruf auch dort mehr Punkte anzufahren.“ Und der Aufruf geht noch etwas weiter: „Bei einem Mehraufwand müssen wir natürlich immer gucken, ob wir das auch weiterhin wuppen können. Wir sind begrenzt von der Vereinsmitgliederzahl. Von daher freuen wir uns über jedes neue Mitglied, das mit uns Essen retten will.“
Wer sich jetzt davon angesprochen fühlt, sich dieser ehrenamtlichen Unternehmung anzuschließen, kann sich direkt beim Verein unter Telefon 0431 / 53052303 melden oder vorab auf der Homepage www.essen-retten.de informieren. Gleiches gilt auch für interessierte Kooperationspartner.

Foto: ©Meike Kröhnke