Anwohner verärgert über Vorhaltungen

Kommt es tatsächlich immer wieder zu gefährlichen Verkehrssituationen in der Pestalozzistraße/ Ecke Fröbelstraße? Oder handelt es sich bloß um eine gefühlte Wahrnehmung?

Diese Frage wurde bei der 333. Sitzung des Ortsbeirats (OBR) Hassee/ Vieburg am 17. August hitzig diskutiert und stieß bei vielen Anwesenden auf Unverständnis. Der Saal des Neuen Rathauses war deutlich voller als sonst üblich, ging es doch um Belange vor der eigenen Haustür.
„Wir haben mehrfach Anwohner und Nutzer der Pestalozzistraße und Fröbelstraße angehört. Immer wieder wurde uns mitgeteilt, dass der Verkehr dort sehr ungünstig läuft“, leitete der OBR-Vorsitzende Christian Jopen in die Thematik ein.
Die Pestalozzistraße ist nicht nur abschüssig zur Hamburger Chaussee hin, sondern auch unübersichtlich. Die von rechts einmündende Fröbelstraße ist durch eine hohe Hecke kaum einsehbar. Vielfach wird übersehen, dass hier „rechts vor links“ gilt. Oft werde zu schnell gefahren, Radfahrer – vor allem Kinder – würden die Verkehrsregeln nicht einhalten, berichten Anwohner*innen.
Der OBR sucht deshalb schon länger nach Möglichkeiten, um die Verkehrssituation zu verbessern. „Ich möchte niemanden erklären müssen, warum ich im Ortsbeirat nicht tätig geworden bin, denn ich habe dort immer wieder gefährliche Vorkommnisse beobachtet“, erklärte Jürgen Meereis, stellvertretender OBR-Vorsitzender.
Nachdem bereits zahlreiche vom Ortsbeirat angeregte bauliche Maßnahmen von der Stadt abgelehnt wurden, war nun die Idee, ein zusätzliches Tempo-30-Schild aufzustellen. Dies sei juristisch nicht umsetzbar, erklärte die Leiterin der Straßenverkehrsbehörde: „Eine Anordnung von Straßenverkehrsschildern erfolgt nach der StVO nur, wenn diese zwingend erforderlich sind.“ Da es sich aber bereits um eine Tempo-30-Zone handele, gelte nach StVO sowieso immer rechts vor links, sofern es nicht durch anders lautende Verkehrsschilder eine gesonderte Regelung gebe. „Hinweisschilder gibt es nach der StVO immer nur, wenn man in die 30er-Zone hineinfährt und wenn man diese wieder verlässt“, so Frau Körber.
Zusätzlich gebe es in Kiel schon die Besonderheit, dass eine große „30“ als Markierung auf der Fahrbahn zu sehen sei. „Dies ist auch in der Pestalozzistraße der Fall. Es kann deshalb durch ein weiteres Hinweisschild nicht nochmal auf die Tempo-30-Zone hingewiesen werden, da ein solches nach der StVO nicht zwingend erforderlich ist“, erklärt die Expertin. „Die Leute wissen, dass sie dort in einer 30er-Zone unterwegs sind, sie fahren nur bewusst schneller. Wer nicht versteht, dass er dort in einer 30er-Zone unterwegs ist, der sollte seinen Führerschein abgeben“, echauffierte sich die Leiterin der Straßenverkehrsbehörde.
„Hier geht es um gefühlte Gefahrenlagen, die durch nichts belegt sind“, verdeutlichte sie weiter. „Wir brauchen immer etwas Greifbares, z.B. dass viele Unfälle bei der Polizei gemeldet worden sind. Aus straßenverkehrsrechtlicher Sicht ist keine Änderung möglich oder notwendig.“
Auf den Hinweis von Christian Jopen, dass auch die gefühlte Wahrnehmung zu Problemen führe, konterte die Expertin: „Dieses Problem ist nicht real. Einige Menschen sind ängstlicher als andere. Das ist das Lebensrisiko, das ich habe, wenn ich am Straßenverkehr teilnehme.“
Als weitere Vorschläge zur Entschärfung der Situation schlug der Ortsbeitrag für die Fröbelstraße eine Einbahnstraße und eine Aufmauerung des Bordsteins vor. Beides führte wiederum bei den Anwohner*innen zu Unmut. „Diese Vorschläge sind ungeeignet, da sie dazu führen, dass Fahrzeuge auf der Pestalozzistraße noch schneller fahren“, gab Rüdiger Voss zu bedenken. „Mir erschließt sich nicht, warum man hier so am Gesetzestext klebt, obwohl man mit einem weiteren Hinweisschild Unfälle vermeiden könnte“, so der Anwohner der Fröbelstraße weiter.
Als weitere Lösung schlug Frau Körber „Verkehrserziehung“ vor, insbesondere bei Kindern. Auch dies konnte nur wenig überzeugen. „Das Argument einer besseren Erziehung ist formal richtig, aber völlig realitätsfern“, entgegnete Jürgen Meereis. Neben Erziehungsratschlägen und abseits der StVO, konnte die Leiterin der Straßenverkehrsbehörde jedoch keine brauchbaren Lösungsvorschläge für das Problem vorweisen.
Die anderthalbstündige Diskussion endete mit dem Beschluss, indem der OBR die Verwaltung zunächst um eine qualifizierte Prüfung der Verkehrssituation unter Zuhilfenahme von Geschwindigkeitsanzeigetafeln bittet. So soll ermittelt werden, ob es vielleicht doch gefährliche Situationen gibt, die ein Eingreifen der Verwaltung erforderlich machen.
Langzeitbaustelle Krummbogen
Die Großbaustelle am Krummbogen schlägt in der Siedlung seit Februar aufs Gemüt. Lange Zeit war es für Anwohner*innen nicht möglich, die eigenen Grundstücke zu erreichen. Der Ortsbeirat setzt sich deshalb – unterstützt von der Siedlergemeinschaft und dem Seniorenbeirat – bei der Stadt für eine bessere Organisation und eine benutzerfreundlichere Gestaltung von (Groß-)Baustellen ein.

Müllsammeln am 17. September
Die Gemeinschaftsschule Hassee sammelt am 17. September mit mehr als 750 Schülerinnen und Schülern Müll im Stadtteil Hassee/ Vieburg. Um dort Jung und Alt zusammenzuführen, rief Karl Stanjek, Vorsitzender des Seniorenbeirats, dazu auf, dass sich Mitbürger*innen, speziell Senioren, daran beteiligen. Interessierte wenden sich an jens.tollknaepper@gems-hassee.org.

OBR jetzt ohne „Die Fraktion“
Hans Wischmann ist aus dem Ortsbeirat ausgeschieden, da die Ratsfraktion „Die Fraktion“ am 17. August aufgelöst wurde. „Die Arbeit im Ortsbeirat hat mir immer viel Spaß gemacht“, verabschiedete er sich.

Nächste Sitzung am 21.9.
Die nächste OBR-Sitzung findet am 21. September 2021, um 19.30 Uhr im Neuen Rathaus, Raum D 604 (sechste Etage), statt.

Text: Bach, Foto: Frahm