Im November 2015 wurde in Kiel zum ersten Mal der Kinder- und Jugendbeirat gewählt. Der 16-jährige Sebastian Thiede aus Hammer ist Mitglied im Vorstand und von der Bedeutung des Beirats überzeugt. Er ruft andere Jugendliche auf, sich ebenfalls zu engagieren – besonders auch in ihrem eigenen Stadtteil.
„Als Jugendlicher hat man manchmal den Eindruck, die Erwachsenen säßen immer am längeren Hebel und man selbst könne ohnehin nichts erreichen. Doch das stimmt nicht“, sagt Sebastian Thiede. Der Schüler war schon immer am politischen Geschehen in seiner Stadt interessiert. „Warum also nicht auch selbst aktiv werden?“, beschloss er. Nachdem er erste Kontakte beim Jungen Tisch, einer Jugendkonferenz der Stadt Kiel, geknüpft hatte, ließ er sich für die Wahl des Jungen Rats aufstellen. Vorher musste er sicherstellen, dass er bei Freunden und Mitschülern den nötigen Rückhalt hatte, um tatsächlich gewählt zu werden. „Das war viel leichter, als zuerst angenommen“, freut sich Thiede.
Ihn selbst interessierten zunächst ganz praktische Themen – wie etwa die zwischenzeitlich befürchtete Schließung des Eiderbads. Der Beirat verfasste auf seine Anregung hin ein Positionspapier. Denn für Sebastian Thiede war klar: „Die Kinder und Jugendlichen im Stadtteil brauchen ihr Freibad“. Nun freuen sich die Mitglieder über die kürzlich erfolgte Bekanntgabe, dass das Bad auch in diesem Sommer seine Pforten öffnen wird.
Der Junge Rat verfügt über verschiedene Fachgruppen, die momentan nach und nach zu sogenannten Arbeitsgruppen umformiert werden. Jede dieser Gruppen beschäftigt sich mit einem speziellen Themengebiet. Sebastian Thiede war beispielsweise Sprecher der Gruppe „Verkehr und Bauwesen“, die wie jede Gruppe regelmäßig tagt.
Auch die monatlichen Sitzungen aller Beiratsmitglieder müssen vorbereitet werden. Spannende Themen gibt es immer. Da wäre die aktuelle Diskussion um ein Jugendticket oder die Initiative zur sogenannten Fachbox, einem kleinen Koffer voller kompakter und verständlicher Infos zu verschiedenen politischen Themen, die zum Beispiel an Schulen während Freistunden vorgestellt werden können. Ganz schön viel Arbeit – doch für Sebastian ist klar: „Ich habe nicht vor, mein Engagement aufzugeben. Denn der Junge Rat verleiht Kindern und Jugendlichen in Kiel eine Stimme.“
Anderen Jugendlichen rät er, sich ebenfalls für Themen zu engagieren, die sie interessieren. Dies gälte nicht nur für die Politik, sondern für alle zivilgesellschaftlichen Bereiche. „Wählen gehen ist zwar wichtig, aber manchmal reicht das eben nicht. Du musst etwas tun“, sagt er. Jugendliche aus Kiel können sich jederzeit an den Jungen Rat wenden, besonders auch dann, wenn sie etwas Eigenes auf die Beine stellen wollen.
Die monatlichen Sitzungen sind öffentlich, die Mitglieder des Beirats jederzeit über ihre Homepage erreichbar. Auch Jugendliche, die sich selbst eine Mitgliedschaft im Jungen Rat vorstellen können, sollen zunächst einfach einen unverbindlichen Kontakt herstellen. Die nächste Wahl ist im November dieses Jahres. Es wird die erste landesweite Kinder- und Jugendbeiratswahl in der Geschichte Schleswig-Holsteins sein.
Die Arbeit im eigenen Stadtteil ist für Sebastian Thiede stets etwas ganz Besonderes. „Im Stadtteil herrscht eine intime Stimmung. Man kennt sich und man schätzt sich“, erzählt er. Außerdem habe man im Kleinen häufig größere Chancen, etwas zu bewirken. „Und die Ergebnisse seiner Arbeit sieht man vor Ort immer sofort“, so Thiede.
(Text: Schepmann)
Foto: © Landeshauptstadt Kiel / Bodo Quante