Mit dem Rad zum Bad

Zugegeben, das Neun-Euro-Ticket ist schon ein gewaltiger Anreiz, die sommerliche Tour zum kühlenden Badesee oder zum Strand mit dem Bus oder der Bahn anzutreten. Aber – Hand aufs Herz – wir tun unserer Fitness und unserer Gesundheit einen nochgrößeren Gefallen, wenn wir selbst in die Pedale treten.

Per Fahrrad können wir aus eigener Kraft einigen Stellen in der Umgebung erreichen, die Frische und ein paar geschmeidige Schwimmzüge versprechen. Zudem sind viele der Badestellen mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur unzureichend erschlossen. Per Rad liegen sie maximal 15 Kilometer, also eine Fahrradstunde vom Kieler Süden entfernt.
Die drei nächstgelegenen Seen eignen sich trotz schönen Seezugangs zum Baden leider wenig bis gar nicht, da sie stark verlanden oder weil der Seegrund an den Badestellen mit Glas und Müll verunreinigt ist. Davon betroffen sind Drachensee, Schulensee und Vorderer Russee.
KIEL LOKAL zeigt Ihnen hier die schönsten Fahrradstrecken zu den besten Badespots.
Wir starten die Radtour am Waldwiesenkreisel und strampeln wahlweise an der Hamburger Chaussee oder der Fahrradstraße (Rendsburger Landstraße) stadtauswärts am Wulfsbrook vorbei. 200 Meter weiter biegen wir in den Bummelgang ein, dort stadtauswärts in den Wanderweg, der sich weiter über eineinhalb Kilometer durch das ganze Drachensee-Gebiet hinzieht. Ein tolles Landschaftserlebnis!

Das Eiderbad in Hammer
An der Pferdekoppel biegen wir den steilen Weg links hoch zum Hammerbusch, dann rechts zum Speckenbeker Weg und links. Am Neubaugebiet Hof Hammer lassen wir uns sehr steil und uneben geradewegs zur Eider hinabrollen. Immer dem längsten Fluss Schleswig-Holsteins folgend, taucht vor uns nach etwa einem Kilometer das Eiderbad auf. Das unbeheizte Freibad mit großer Liegewiese und Imbiss ist beliebt und gar nicht teuer. Besonders Kinder wissen die kurze Distanz zu schätzen, die Pommes und das Eis natürlich auch!

Badestelle am Molfsee
Falls Sie noch zwei Kilometer drauflegen, erradeln Sie sich die nächstgelegene natürliche Badestelle am Molfsee. Am Eiderbad queren Sie die Eider. Der Wanderweg endet am Mielkendorfer Weg. Auf der anderen Straßenseite geht es durch den Wollbergsredder lange schweißtreibend bergauf, dann wieder abwärts und hinter Haus Nr. 36 rechts nach Molfsee, wo wir nach gerade einmal einem Kilometer an der gepflegten Badestelle herauskommen.

Zum Westensee und Ahrensee
Zu den nächsten Seen ist es noch ein Stückchen weiter. Wir folgen der Beschreibung zum Eiderbad, radeln jedoch rechts vom Bad weiter, ohne die Eider zu überqueren, bis wir die Brücke links zum Tiergehege Hammer nehmen.
Dieses durchqueren wir ab dem Parkplatz links in voller Länge, fahren am Ende unter der Autobahn hindurch und folgen der ruhigen und verkehrsarmen Straße durch renaturiertes Kiesabbaugebiet bis Steinfurt.

An der großen Querstraße sollten wir uns entschieden haben, zu welchem der beiden Seen wir wollen.

Weiter zum Westensee
Rechts versetzt lassen wir uns zur Steinfurter Mühle rollen, wo wir die Eider queren. Die Querstraße nach einem guten halben Kilometer bringt uns rechts nach Hohenhude, dessen idyllische Badestelle wir zwei Kilometer weiter nach längerer Schussfahrt erreichen.
Kaum zu glauben, dass am Hohenhuder Westenseeufer im Mittelalter Lastkähne ihre Ladung anlandeten. Die heute verkrautete Eider war seinerzeit ein wichtiger Handelsweg. Noch unglaublicher, aber belegt ist, dass es hier auch Seeräuber gab.
In diesem Gebiet bekommen wir deutlich die hohen Endmoränen der letzten Eiszeit zu spüren. Wenn es runter geht, müssen wir auch wieder hinauf.
Am Wochenende sind Autos hier verboten, was die Strecke zum Radeln zusätzlich attraktiv macht. Aber Vorsicht, nicht alle Autofahrer halten sich daran.

Badestelle in Wrohe
Wenn auch diese Badestelle noch nicht weit genug entfernt ist, können wir einfach auf dieser herrlich naturnahen Strecke weiterradeln und kommen hinter dem Campingplatz in Wrohe an der dortigen großen Badestelle an. Hier sorgt ein Imbiss für die Stärkung nach dem Bad.

Rund um den ganzen Westensee
Eine wirklich lange Radtour wird unser Unterfangen jedoch dann, wenn wir von Wrohe aus weiter im Uhrzeigersinn um den Westensee herumradeln, zunächst steil hinauf! Die Belohnung folg sogleich: Noch in Wrohe ist Zeit für einen tollen Ausblick über den ganzen See. Im hübschen Dorf Westensee erwartet uns eine Badestelle mit großer Wiese und Restaurant.
Anschließend können wir die Seeumrundung vollenden und haben mehrere nette Möglichkeiten, nach Kiel zurückzukommen, z.B. mit der Bahn ab Felde – nicht ohne einen Aufenthalt im dortigen Café mit Eisbar erwogen zu haben.

 

Badestelle am Ahrensee
Wir nehmen an der Schönwohler Straße in Steinfurt rechts den Radweg einen knappen Kilometer bis Schönwohld und biegen dann nach Marutendorf ein. Hinter dem Gutshof radeln wir weiter auf staubiger Piste – bald bergauf. Am höchsten Punkt der Strecke gibt es rechts versteckt im Unterholz ein frühgeschichtliches Langbett zu entdecken. Zur Badestelle am Ahrensee nehmen wir den zweiten linken Abzweig (Kreuzung im Wald, am Dixiklo links).

Großer Schierensee
Zur Badestelle am Schierensee ist es ebenso weit wie zum Westensee. Hinter der Autobahnunterführung am Tiergehege Hammer am Reitstall vorbei biegen wir links über die Eider und in Mielkendorf wieder rechts in die Dorfstraße.
An der Feuerwehr vorbei, geht es in langer Doppelkurve aus dem Dorf hinaus nach Rodenbek. Dieses Dorf durchradeln wir links und setzen hinter der Kreuzung unsere Fahrt auf dem Annenhofer Weg fort. Keine drei Kilometer sind es bis zur Badestelle. Auch hier kann ein Imbiss bei Hunger und Durst für Abhilfe sorgen.

Badestege an der Kieler Förde
Oder spüren Sie lieber salziges Ostseewasser auf der Haut? Kein Problem! Wir wohnen schließlich dort, wo andere Urlaub machen. Die Kieler Förde bietet gleich mehrere attraktive Orte zur feuchten Abkühlung.
Kiels große Badewanne liegt zwar am ganz anderen Ende der Stadt, ist aber durchaus eine Radtour wert. Von der Waldwiese aus radeln wir am Hauptbahnhof vorbei und halten uns fortan immer dichtestmöglich am Fördeufer.
Auf dem Weg dorthin erwarten uns mehrere Bademöglichkeiten, die erste auf Höhe des Segelcamps 24/7, wo ein Steg kostenfrei genutzt werden kann und auch Umkleidekabinen bereitstehen. Eine sehr hübsche Idee, die vor ein paar Jahren aus Dänemark übernommen wurde.
Wenig später folgt der Badesteg Bellevue mit Anleger des Fördedampfers und gleich darauf die kostenpflichtige Seebadeanstalt Düsternbrook, eine Seebrücke mit Restaurant.

Seebadeanstalt Holtenau

Hinter dem Flandernbunker geht es alsbald rechts ab. Dem Verlauf Richtung Schilksee folgend, ist es nur ein kurzes Stück zur Schleusenstraße, an deren Ende die kleine Kanalfähre auf uns wartet. Sie bringt uns und unsere Drahtesel unentgeltlich ans Holtenauer Ufer. Für Landratten ist das ein überraschend maritimes Erlebnis mit Wellengang.
Rechts radeln wir bald entspannt den Tiessenkai entlang – ein denkmalgeschütztes Ensemble am Kanalufer – benannt nach Hermann Tiessen, der bis 2004 hier in seinem Schiffsausrüs-tungsgeschäft alles am Lager hatte, was auf einem Schiff gebraucht wurde. Heute befindet sich in seinem ehemaligen Laden ein Café. Neuerdings ist der Kai endlich autofrei. Jetzt ist es an uns Radlern, zu beweisen, dass wir Rücksicht gegenüber den vielen Spaziergängern walten lassen, damit wir nicht auch noch hinausfliegen.
Dann umrunden wir zwischen zahlreichen Anglern den historischen Leuchtturm von Holtenau und kommen direkt auf die Seebadeanstalt Holtenau zu – ebenfalls mit kostenlosem Badegenuss – auch wieder ein Badesteg.

Zum Strand in Falckenstein
Um echtes Strandfeeling zu bekommen, sind noch sechs weitere Kilometer abzuradeln. Das geht schnell. Wir durchqueren das ehemalige MFG-5-Gelände bis zum Schusterkrug. Rechts ist es nicht weit bis Friedrichsort – mit Eisdiele! Davor nehmen wir rechts den Braunen Berg zum Strand, der unmittelbar auf den Hochseilgarten folgt. Wer sich ein bisschen in Friedrichsort auskennt, kann ab Schusterkrug auch fast völlig autofreie Querverbindungen finden. Hierbei hilft die abgedruckte Karte.
JM