Zwei Konstanten prägen die Sitzungen des Ortsbeirates (OBR) Hassee / Vieburg. Es fehlen erneut die Vertreter von FDP und AfD. Letztere hat sich in den vergangenen fünf Jahren noch nie für den Bürgerdialog interessiert.
Die CDU hat mit Julia Luther den frei gewordenen Platz neu besetzt. Sie wurde bei der Sitzung am 21. Februar feierlich in ihr Amt eingeführt. Der Ortsbeirat tagte diesmal bei der Freiwilligen Feuerwehr Russee. Der ehrenamtliche Ortswehrführer Arne Beeck gab zu diesem Anlass einen umfassenden Einblick ins Feuerwehrgeschehen im Kieler Süden.
127 Einsätze im Vorjahr
Als eine von zehn Freiwilligen Feuerwehren in Kiel ist sie parallel zur Berufsfeuerwehr zur Stelle, wenn es brennt. Vier Minuten dauert es, bis die erste Mannschaft auf der Wache ist. Nach weniger als sechs Minuten rückt das erste Fahrzeug aus, und im Schnitt nach gut zehn Minuten ist es am Einsatzort, der zuständigkeitshalber zwischen Skandinaviendamm, Hamburger Chaussee und südlicher Innenstadt liegt.
Die Arbeitsteilung mit der Berufsfeuerwehr erfolgt nahtlos. Aber ohne die Kieler Freiwilligen mit 500 Aktiven liefe nicht viel, können sie doch bei Bedarf etwa 13-mal so viele Helfer bereitstellen wie die bezahlten Brandbekämpfer. Wenn es größere Brände gibt, werden die Freiwilligen auch in andere Stadtteile geholt. Bei 127 Einsätzen im vergangenen Jahr ging es 41-mal um Brandbekämpfung. Ähnlich oft waren es Sturmschäden. In mehr als zehn Prozent der Alarmierungen rückten die Ehrenamtlichen aber vergeblich aus – Fehlalarm.
Was sich die Feuerwehr wünscht
Das Feuerwehrhaus ist aufgeräumt, die Autos picobello geputzt. Aber der zweite Blick offenbart: Auch wenn die Stadt Kiel überdurchschnittlich engagiert für zeitgemäßes Equipment sorgt, das Feuerwehrhaus platzt aus allen Nähten. Nach Beecks Worten müsste es zwei- bis dreimal so groß sein.
Auch um Nachwuchs ist die Feuerwehr ständig bemüht. In die Jugendfeuerwehr werden Kinder ab zehn Jahren aufgenommen. Hier steht die Freizeit eindeutig im Vordergrund. Es gibt Geländespiele, Zeltlager und vieles mehr. Aber natürlich auch Feuerwehrtechnik. Eben alles, was Spaß macht. 30 feuerwehrbegeisterte Jugendliche sind es im Moment. Gerne dürfen es mehr werden.
Elektrifizierung der Bahnstrecke
Die Älteren unserer Leserschaft werden sich erinnern: Akkuzüge sind nichts Neues. Bei der DB waren sie bis 1995 im Einsatz und schafften pro Ladung bis zu 400 km. Sie fuhren auch die Strecken über Kiel-Hassee. Die Zeit der Akku-Triebwagen kommt jetzt wieder – mit brandneuer Technik.
Ruth Niehaus von NahSH und Simon Juhl von DB-Netz stellten das neue Konzept vor. Die neuen Akkuzüge können während der Fahrt an der Oberleitung aufgeladen werden und den größeren Teil der Strecke dann im Akkubetrieb ohne Oberleitung zurücklegen. Dadurch soll es bis 2030 gelingen, die Bahn in Schleswig-Holstein zu 100% zu elektrifizieren. Und darum wird es auf dem Abschnitt zwischen Hauptbahnhof und Bahnhof Hassee bis Oktober Bauarbeiten geben, notfalls auch mal nachts. Wer besonders nah am Baulärm wohnt, hat bereits ein Schreiben mit Angebot einer Hotelübernachtung bekommen. Bis Oktober wird es auch immer wieder Zugausfälle geben.
Mit dem Fahrplanwechsel kommen dann die neuen Züge – leise, komfortabel und komplett mit Ökostrom angetrieben. Dann hat es sich bald ausgedieselt im Norden.
Mitteilungen in Kürze
Die Dichtigkeitsprüfung für private Kanalanlagen war ursprünglich bis Ende 2022 für alle Kieler verpflichtend. Nun hat das Land entschieden, dass die Abflussleitungen insgesamt gut genug in Schuss sind, und hat diese Verpflichtung zunächst bis 2025 ausgesetzt.
Im Theodor-Heuss-Ring beginnen am 15. Mai Baumaßnahmen. Hierzu gibt es am 15. März um 17 Uhr eine Infoveranstaltung im Rathaus (Ratssaal).
Einwohner fragen und regen an
Aufreger des Monats ist mal wieder eine Falschparksituation. Offensichtlich werden Radler, die sich erlaubterweise in Gegenrichtung auf engen Einbahnstraßen bewegen, nicht selten genötigt, auf Fußwege auszuweichen, weil Autofahrer die eigenen Wartepflichten falsch einschätzen. Zuletzt beobachtet in den Alten Eichen im Grünen Herzen.
Ganz eindeutig wird in den engen Straßen mit breiten Autos geparkt, wo zum einen wegen abgesenkter Bordsteine ohnehin Halteverbot herrscht, zum anderen der verbliebene Straßenraum kaum für andere Verkehrsteilnehmer ausreicht. Ganz zu schweigen von der Feuerwehr, die im Notfall hier häufig nicht weiterkäme.
Ortswehrführer Arne Beeck weist daher wiederholt darauf hin, dass die Feuerwehr mit den großen Einsatzfahrzeugen im Zweifel viel später als nötig am Brandort wäre. Ein Feuerwehrfahrzeug benötigt eine Arbeitsbreite von 4,5 Metern. Dies leuchtet unmittelbar ein, als er die Seitenrollos öffnet und die Schubladen mit den breiten Gerätschaften herausfährt. Leider sind viele Quartiere derartig zugeparkt, dass Feuerwehreinsätze massiv behindert und verzögert werden.
Der Ortsbeirat überlegt sich nun, einen Ortstermin mit Bürgerbeteiligung anzuregen, wo diese Problematik diskutiert werden kann. Zudem möchten sie zu allen noch offenen Problemen eine Stellungnahme vom Tiefbauamt einholen, damit der neu zu bildende Ortsbeirat nach der Kommunalwahl ein gemachtes Haus vorfindet.
Die nächste OBR-Sitzung findet am 21. März um 19.30 Uhr im Van-der-Camer-Haus (Hasseer Straße 22) statt. JM