Drei langjährige Vereinsmitglieder stöbern in der umfangreichen Sammlung vom THW Kiel
Im THW-Vereinsheim trifft sich KIEL LOKAL mit drei langjährigen Vereinsmitgliedern: Olaf Berner, Harald Willrodt und Uwe Wriedt. Gemeinsam wollen wir die Schatzkiste des Vereins öffnen und etwas darin stöbern.
Turnverein mit Tradition
Der THW Kiel ist bundesweit vor allem für seine Erfolge im Handball bekannt. Als Turnverein Hassee-Winterbek war es ursprünglich ein reiner Turnverein für Knaben und Männer. Die Gründung liegt 119 Jahre zurück. Ab 1907 nahmen erstmals Mädchen am Sport teil. Handball wird seit 1923 gespielt. Hinzu kamen Leichtathletik (1926), Tischtennis (1949), Badminton (1959) und Tennis (1972).
Viele Meister- und Pokaltitel
Als Handball noch draußen auf dem Großfeld gespielt wurde, konnte der THW Kiel unter Trainer Fritz Westheider bereits 1948 und 1950 zwei Meisterschaften ergattern. „Fietemann“ war es auch, der damit anfing, eine Chronik mit Presseberichten und Kommentaren zu sammeln. 70 Aktenordner stammen aus seiner Sammlung, die mit den Jahren weiterwuchs und inzwischen 155 Ordner umfasst.
1992 wurde die Handballsparte ausgegliedert, um sich zu professionalisieren. Eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht. Sage und schreibe 22 Meisterschaften sind es bis heute. Zu diesen gesellen sich zwölf DHB-Pokal-Gewinne, zwölf Supercup-Siege, viermal Champions League, vier EHF-Pokale und einige weitere Trophäen.
Erinnerungen an Feldhandball
Olaf Berner, seit 2012 erster Vorsitzender des THW und zugleich leidenschaftlicher Handballer, hat in seiner Jugend selbst in der Bundesliga gespielt. Er erinnert sich noch gut an die früheren Zeiten: „Wir haben alle draußen auf dem Großfeld angefangen. Im Winter ging es gegen acht Uhr morgens in die alte Ostseehalle. Es war eisig! Wir zogen uns einfach bei den Stühlen um und trainierten auf Steinfußboden. Der Holzboden wurde nur ausgelegt, wenn die erste Mannschaft spielte.“
„Tennis wollten wir eigentlich nicht haben“
Harald Willrodt ist seit 1958 THW-Mitglied und feiert dieses Jahr sein 65-jähriges Vereinsjubiläum. Geschichtsträchtig empfand er die deutsche Meisterschaft von 1962. Die Qualifikation schaffte das Team über die norddeutsche Meisterschaft. „Am Wochenende trafen sich alle Mannschaften zur Endrunde. Gespielt wurden immer zweimal fünfzehn Minuten. Und das Endspiel gewannen wir mit 6:3 gegen Göppingen“, schwelgt er in Erinnerungen.
Bis zum 50. Lebensjahr spielte er noch in der zweiten Mannschaft, bis ihm „die Kraft fehlte“. Heute sei Handball viel athletischer.
Belustigt denkt er an die Gründung der Tennissparte 1972 zurück. „Tennis wollten wir eigentlich gar nicht haben“, betont er. Die Stadt Kiel machte dies allerdings zur Bedingung für Handballfelder. „Wenn ihr Handballfelder mit Kunstbelag haben wollt, müsst ihr auch Tennis anbieten“, hieß es seitens der Stadt. „In den Höchstzeiten hatten wir 400 Mitglieder in der Tennisabteilung. Heute liegen wir ungefähr bei 100“, so Willrodt.
Neffe einer Vereinslegende
Die Helmut-Wriedt-Halle ist nach dem legendären THW-Torwart benannt, der ganze 30 Jahre lang das Tor der ersten Mannschaft gehütet hatte. Uwe Wriedt ist sein Neffe und seit 70 Jahren im Verein. „Nach dem Turnen war es damals üblich, zum Handball zu wechseln“, sagt er. An die „Tour der Leiden“ kann er sich noch leidvoll erinnern. Die Laufabschnitte gingen von der Wriedt-Halle zum Russee, über den Speckenbeker Weg und Hammer zum Schulensee. „Vom Laternenpfahl an mussten wir sprinten. Und unser Trainer Hein Dahlinger fuhr mit dem Fahrrad nebenher“, blickt er lachend zurück. Aber danach durften sie „auslaufen“.
Veränderungen im Vereinssport
Über die Jahrzehnte hat sich vieles im Vereinssport verändert. Die drei Herren berichten, dass die nachfolgenden Generationen nicht mehr diese Kameradschaft pflegen und nach dem Sport zusammensitzen, so wie sie es von früher her gewohnt sind. Auch die freiwillige Mitarbeit im Verein ließe nach. Der Tenor bleibt beim Trio gleich: „Jedes Kind sollte mit dem Turnen anfangen.“ Auch wenn es in allen Vereinen an Hallenkapazitäten und Übungsleitern fehle, sei dies der erste und beste Schritt zu allen anderen Sportarten, die später folgen. MP