Er hat bereits vier Bücher über die Geschichte Russees veröffentlicht. Jetzt ist sein fünftes erschienen: „Russee in dunkler Zeit – Als Bomben auf Russee fielen – Die Gemeinde von 1930–1945“.
„An diesem Werk habe ich seit sechs Jahren gearbeitet. Bisher war ich nie mit meinen Ergebnissen zufrieden gewesen. Nun habe ich einen gewissen Grad an Zufriedenheit erreicht“, schildert der Autor und ergänzt: „Im Grunde kann ich diese Zeit nicht ausleuchten. Ich habe ein kleines Streichholz entzündet.“
Die Recherche war äußerst schwierig, da die Nazis beim Untergang ihres sogenannten „Dritten Reichs“ die meisten Dokumente vernichtet haben, bemüht, die Spuren ihrer Gräueltaten zu verwischen. Die ergiebigsten Quellen sind die seinerzeit veröffentlichen Zeitungsartikel aus den „Kieler Neuesten Nachrichten“, die im Landesarchiv gesammelt sind.
40–50 Besuche im Landesarchiv mögen es gewesen sein, bei denen Robert Bartels Jahrgang für Jahrgang durchgesehen hat. Die entdeckten Originalquellen sind hier im Buch abgedruckt, chronologisch sortiert und durch zusätzliche Informationen ergänzt in 18 Kapiteln.
Zu jedem Jahr der Naziherrschaft informiert Bartels eingangs kurz über die wichtigsten Großereignisse, die jeder aus dem Geschichtsunterricht kennen sollte, um anschließend die Auswirkungen im Ort Russee zu beschreiben. Etwa, wie die Vereine und Parteien verboten sowie die Lehrer ausgetauscht wurden, um das ganze Dorf mit der braunen Ideologie zu infiltrieren. Zur Bebilderung ist es ihm gelungen, einige alte Fotos aus dem Archiv und von Privatpersonen aufzutreiben. Bartels setzt auch ein Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges. Alle Gefallenen und Vermissten sind namentlich erwähnt. „Fast jede Russeer Familie ist davon betroffen gewesen“, so der Autor.
Neben vielen bedrückenden Ereignissen in den Jahren 1933–1945 hat Robert Bartels auch berührende Ereignisse gefunden. So zum Beispiel den Erlebnisbericht einer Russeerin, die 1938 während der Sudetenkrise evakuierte Sudetendeutsche in einem Sammeltransport nach Deutschland gebracht hat. Oder das Kapitel über die weißen Busse am Russee. Es handelt über drei dänische Rotkreuz-Busse, die am 1. Mai 1945 insgesamt 156 Juden aus dem Arbeitserziehungslager Nordmark in die Freiheit gebracht haben. „Das ist ein historisches Ereignis direkt vor unserer Haustür“, erzählt Bartels.
Was möchte er mit diesem Buch erreichen?
„Mir ist es wichtig, nicht mit erhobenem Zeigefinger dazustehen und zu sagen: Ihr dürft nicht rechts wählen! Ich möchte lieber aufzeigen, wohin das totalitäre Regime geführt hat. Vielleicht regt das Buch zur Diskussion über die Nazizeit an.“
Der 202-seitige Einband „Russee in dunkler Zeit“ ist für zwanzig Euro bei Zeitschriften Zimmermann in Russee erhältlich. CF