Alternatives Leben in der Natur

Schlagloch
Auf dieser Bühne wurde am Abend stimmungsvolle Livemusik gespielt. Fotos Claas Bock

Wagenplatz Schlagloch hat zum Blick hinter die Kulissen eingeladen

Anlässlich des sechsjährigen Bestehens des Wagenplatzes Schlagloch haben die Bewohnerinnen und Bewohner am 29. Mai ein Fest veranstaltet. Mit buntem Programm, einem Umsonstflohmarkt und verschiedenen Workshops wurde gefeiert.

Im Meimersdorfer Moor liegt das alternative Wohnprojekt, in dem aktuell zwölf Bewohnerinnen und Bewohner in ausgebauten LKWs in einer solidarischen Gemeinschaft leben. Auf einer ungenutzten Fläche möchte die Gruppe der Vereinzelung der Gesellschaft entgegenwirken und schafft daher ein hierarchiefreies und basisdemokratisches Wohnprojekt.
Auch ökologische Aspekte spielen eine Rolle bei dem Leben in der Natur. Dadurch möchten sie Flächenversiegelung verhindern und für einen bewussten Umgang mit Ressourcen eintreten. Gerade auch gegen die gewinnorientierte Wohnraumpolitik möchte der Wagenplatz ein Zeichen setzen und kostengünstiges und frei entfaltbares Leben für alle ermöglichen. „Besonders gefällt mir der gemeinsame Austausch und das Miteinander an unserem Wagenplatz“, sagt eine Bewohnerin, die lieber anonym bleiben möchte.
Doch nicht nur das langjährige Bestehen gab Anlass zur Feier, auch die Zusagen der Kieler Stadtpolitik für ein dauerhaftes Bestehen des Wagenplatzes sorgten für eine ausgelassene Stimmung. Im Zuge des Wahlkampfes haben die Spitzenkandidatinnen Christina Schubert von der SPD und Anke Ötken von den Grünen einen plötzlichen Kurswechsel bezüglich des alternativen Wohnprojektes vollzogen.

Nach dem gemeinsamen Gespräch haben Vertreter der beiden Parteien zugestimmt, eine Legalisierung zu ermöglichen. Dieses war nach einem Forderungsschreiben der Gruppe erfolgt, welches von über 60 Künstlerinnen und Künstlern sowie Kulturschaffenden und Akteurinnen und Akteuren aus der Zivilgesellschaft unterschrieben wurde. „Der große Zuspruch für unser Projekt aus vielen Teilen der Kieler Stadtgesellschaft und darüber hinaus macht deutlich, dass unser Projekt fester Bestandteil dieser Stadt geworden ist und ein legaler Wagenplatz Schlagloch längst überfällig ist“, betont Luise im Namen der Wagengruppe.
Interessierte Menschen, die dieses Wohnprojekt unterstützen möchten, können helfen, indem über den Wagenplatz gesprochen und auch mal beim eigenen Abgeordneten nachgefragt wird, wie es mit der Legalisierung vorangeht. Denn obwohl die gemachten Zusagen durchaus ernst genommen werden, ist die Gruppe darauf vorbereitet, dass die Versprechen nicht eingehalten werden.

Wer mehr über den Wagenplatz Schlagloch erfahren möchte, kann ihn jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat zur „Schlägerei“, dem Tischtennisturnier, von 18-22 Uhr besuchen oder zum Treffen an der Feuertonne am zweiten Freitag im Monat, beginnend ab 18 Uhr. Hier kann sich ausgetauscht, mehr über alternatives und solidarisches Wohnen gelernt und bei Interesse auch tatkräftig an der Realisierung des Wohnprojektes mitgeholfen werden.
Auch über materielle Unterstützung in Form von Feuerholz oder Lebensmitteln freut sich die Gruppe. Genauere Informationen sowie die Selbstverständniserklärung dieser
Gruppe finden Sie unter www.schlagloch.blackblogs.org. CB