Stadtteilwanderung des Geschichtskreises ‚Rund um den Russee‘ findet viel Zuspruch
Wie bekommen wir einen umfangreichen Abriss der Geschichte des Kieler Südens, komprimiert auf sechs Kilometer Spaziergang in drei Stunden?
Als Gemeinschaftsaktion des Geschichtskreises ‚Rund um den Russee‘ e. V. mit der Wandergruppe ‚Kieler Wanderatlas‘ fand am 21. Juni 2023 die erste von zwei geschichtlichen Kurzwanderungen statt.
Bei strahlendem Sommerwetter fanden sich rund 25 Interessierte aus verschiedenen Kieler Stadtteilen zur angekündigten Feierabendtour mit kompaktem geschichtlichem Hintergrund vor dem Edeka-Markt in der Hamburger Chaussee zusammen.
Geleitet wurde die Tour von Carsten Frahm vom Geschichtskreis und Jens Uwe Mollenhauer, der vor zwei Jahren den ‚Kieler Wanderatlas‘ herausgegeben hat und seitdem mit einer immer weiter wachsenden Wandergruppe in und um Kiel und in ganz Schleswig-Holstein unterwegs ist.
Schon nach wenigen Metern kam die Gruppe zum ersten Mal zum Stehen. Am Ende der Töpfergrube röhrt seit vielen Jahren eine Pumpstation. Was ist das? An dieser eigentlich idyllischen Stelle gab es früher eine Mülldeponie. In den 60er-Jahren stillgelegt und mit einer Erdschicht abgedeckt, gammelt der Müll weiter vor sich hin und erzeugt ständig Deponiegas, das hier abgepumpt wird.
Carsten Frahm machte noch an zahlreichen Punkten Halt und gab prägnante Erläuterungen über die Theodor-Heuss-Schule samt Schulmuseum, die Dorn-Brauerei, verschiedene Gedenksteine, die Mühlen in Demühlen, das Nazi-KZ ‚Arbeitserziehungslager Nordmark‘ und die ‚Klein Moskau‘ genannte Siedlung in der Rendsburger Landstraße.
Jens Uwe Mollenhauer steuerte seinerseits interessante Aspekte aus der Geschichte von Kiel-Süd bei und sorgte für eine abwechslungsreiche Streckenführung. Statt der bekannten Wanderwege kennt er nämlich noch gewisse „Abkürzungen“. Wer schon mit ihm gewandert ist, weiß, dass diese Extratouren keineswegs immer kürzer sind, aber dafür immer sehr viel schöner und naturnäher.
So ging es für die Mutigen – und das waren diesmal alle – als kleine Herausforderung über quer liegende Baumstämme, buchstäblich über Stock und Stein durch den Wald, eine Wildnis, die niemand im Stadtteil erwartet hätte.
Carsten Frahm und Jens Uwe Mollenhauer sind sich einig, dass die Geschichtstouren in Zukunft öfter angeboten werden sollen. Die Teilnahme ist kostenlos und auf eigenes Risiko.
Über die Geschichtstouren gibt es einen Flyer, der kostenlos im Verlagsbüro von KIEL LOKAL (Alte Eichen 1) ausliegt. Der Kieler Wanderatlas (ISBN 978-3-931099-18-3)
kann in jeder Buchhandlung für 16,90 Euro bezogen werden. JM