Geführte Wanderung rund um Hammer zeigt die Unterschiede zwischen früher und heute auf
Wieder war die Weihnachtsgans so lecker, Dominosteine und Schokoherzen reichlich im Zugriff. Und ach – auf dem Sofa war es so gemütlich, während draußen die nicht mehr gar so eisige Klimawandelwaschküche dennoch nur begrenzte Lust aufs Wandern verbreitete.
Hand aufs Herz: Es fiel uns allen schwer, den festlichen Genüssen zu entsagen. Und da ist es wieder, rechtzeitig, bevor unsere guten Vorsätze ins Dunkel der Vergessenheit abtauchen: unser Winterbäuchlein! Das muss wieder weg! Das große Futtern ist vorbei. Fehlt nur noch die Bewegung. Jeden Tag 10.000 Schritte tun, das sind schlappe sechs Kilometer. Angeblich soll das ausreichen, um uns ein langes Leben zu bescheren, haben Wissenschaftler ausgerechnet. KIEL LOKAL nimmt Sie mit auf eine gleich acht Kilometer lange Runde ab Schulensee und um Hammer.
Tourenleiter Jens Uwe Mollenhauer hat sich einen großen Spaziergang ausgedacht, der viele der schönsten Naturmomente des Kieler Südens miteinander verbindet, gleichzeitig in unterschiedliche Epochen der Kieler Geschichte eintaucht, um zu erkennen, wie die Dinge ihren Anfang nahmen, die uns rechts und links des Weges begegnen. Wir gehen oft nicht die bekannten Wege, sondern probieren Neues aus und selten begangene Pfade.
Start ist in der Hamburger Chaussee an der früheren Straßenbahn-Endhaltestelle der Linie 1 nahe der heutigen Bushaltestelle „Eiderbrücke“, früher bekannt als „Schulensee“ – heute mit der kleinen Gastronomie „Glückspilz“ in der alten Straßenbahnwartehalle.
Die Wendeschleife ist noch nachvollziehbar. 1967 rumpelte hier die letzte Straßenbahn, bevor sie dem Neubau des Waldwiesenkreisels zum Opfer fiel.
Noch tiefer in der Vergangenheit: In der letzten Eiszeit war dieses Gebiet die Endmoräne eines Gletschers. Hier sprudelten enorme Schmelzwasserströme durch die beiden Zweige des Eidertals in Richtung Elbe-Urstromtal und schufen die gewaltigen Einschnitte, die den Verlauf der Eider heute prägen. Das alles ist schon rund 12.000 Jahre her. Bei aller Idylle, die uns sofort nach Abstieg ins Eidertal empfängt: So geradlinig wie heute verlief die Eider vor 100 Jahren noch nicht – unseren Wanderweg gab es auch nicht, die Leute hatten anderes zu tun. Außerdem gab es noch kaum Autos. Jede Chaussee eignete sich für entspannte Wanderungen.
Alte Karten bezeugen, dass die Eider zeitgleich mit der Entstehung des Stadtteils Hammer durch Begradigungen arg zusammengestutzt wurde. Überhaupt öffnet uns der Blick auf alte Karten die Augen für das, was wir heute in der Landschaft vorfinden. Warum hat der Ihlkatenweg einen solch breiten Seitenstreifen? Was ist das für ein Straßenstummel gleich hinter der Autobahn?
Das war auch die Zeit, als es noch einen „Hinteren Russee“ zwischen Ihlsee und Vorderem Russee gab. Keine Brücke führte zum Tiergehege Hammer, an das damals natürlich auch noch niemand gedacht hat. Heute bieten sich hier gemütliche Spaziertouren mit den Kindern und nette Rastgelegenheiten an. Damals war das auf dieser Wanderung begangene Gebiet weitgehend weglos.
Der Ihlkatenweg war nur über die Rendsburger Landstraße erreichbar und führte zur Steinfurther Papiermühle – seit etwa 50 Jahren auf teilweise neuer Trasse, denn hier wurde ein Bodenschatz abgebaut, den wir auch der Eiszeit verdanken und für den das Gelände großflächig ausgeräumt wurde: Kies für den Bau der nahen Autobahn.
Bis zum Hof Hammer, dessen Herrenhaus auch erst um die damalige Zeit entstand, war hier nichts außer Feldern und zwei Feldwegen. Heute versteckt sich das Herrenhaus fast verschämt zwischen den Neubauten des Wohnprojekts „Hof Hammer inklusiv“ mit etwa 160 Wohnungen.
Durch die Bautätigkeit sind die menschlichen Ansiedlungen immer näher an die Seen herangerückt. Der Hintere Russee ist unterdessen komplett verlandet und heute unzugängliches Sumpfgebiet.
Übrig vom Hinterland des einstigen Hofs Hammer sind einige bewaldete Hügel und einige größere Grünbereiche und Waldgebiete, bei denen wir uns zumindest einbilden können, ein bisschen wenig berührte Ursprünglichkeit zu erleben.
Zwischen Uwe-Jens-Lornsen-Schule und Hof Hammer kommen wir am Speckenbeker Weg – einer schon immer sehr engen und recht stark befahrenen Verbindung zwischen Hammer und Demühlen – heraus. Von hier sind es noch wenige Meter zum Ausgangspunkt unserer Tour.
Um die Entwicklung der Landschaft im Stadtteil Hammer zu verdeutlichen, wurde dem Kartenausschnitt ein etwa 145 Jahre altes Messtischblatt der Preußischen Landesaufnahme überlagert.
Geführte Wanderung am 11. Januar
Wer diese Wanderung nicht alleine machen möchte, kann sich am Samstag, dem 11. Januar 2025, an der Bushaltestelle „Eiderbrücke“ in der Hamburger Chaussee zur „Pfunde-runter-Runde“ einfinden. Start ist um 10.01 Uhr (auf das Eintreffen des Busses wird gewartet). Die Teilnahme ist kostenfrei, allerdings auf eigene Gefahr. JM