Autoabgase werden jetzt abgesaugt

    Am vielbefahrenen Theodor-Heuss-Ring (B 76) wurden in den vergangenen Jahren zu hohe Stickstoffdioxidwerte in der Luft gemessen. Als wesentliche Gegenmaßnahme sieht der aktuelle Luftreinhalteplan des Landes Schleswig-Holstein eine Neuerung auf dem Gebiet der Stickstoffdioxidminderung vor.

    Eine Luftfilteranlage senkt in diesem eng begrenzten Belastungsgebiet die Stickoxidbelas-tung. Diese Maßnahme wird nun von der Landeshauptstadt Kiel mit sechs Stadtluftreinigern der Firma Purevento aus dem schleswig-holsteinischen Trittau umgesetzt. Die erste Anlage dieser Art wurde am 15. Oktober in Betrieb genommen.

    So sollen Fahrverbote vermieden werden
    Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer betonte bei der Übergabe: „Die Stadtluftreiniger sind besser als alle Fahrverbote, die zu Staus und Ausweichverkehren in anderen, stärker bewohnten Straßen und insgesamt zu mehr Luftbelastung führen würden.“
    Kämpfer wies auch darauf hin, dass der Schutz der am Theodor-Heuss-Ring wohnenden Kieler*innen stets im Mittelpunkt stehe. Die Luftfilteranlage besteht daher aus mehreren Geräten und die austretende gefilterte Luft verteilt sich auf die gesamte Breite der Häuserfront. Vor den Mietshäusern atmen auch die vorbeikommenden Fußgänger*innen und Radfahrer*innen die gefilterte Luft.

    Stickoxide herausfiltern
    „Es freut mich, dass wir ab sofort mit unserer Luftfilteranlage einen aktiven Beitrag zum Luftqualitäts- und Gesundheitsmanagement der Stadt Kiel am Theodor-Heuss-Ring leisten können“, so Robert Krüger, Geschäftsführer der Firma Purevento.
    Auf der Webseite www.purevento.com wird erklärt, wie jeder einzelne Stadtluftreiniger wirkt:
    „An einer stark befahrenen Straße kann das Gerät die von den Fahrzeugen ausgehenden Feinstäube und Stickoxide unmittelbar an der Quelle absaugen und aus dem Luftstrom herausfiltern. So werden die gesundheitsschädlichen Schadstoffe an der Ausbreitung gehindert. Die gereinigte Luft wird abgebremst und zur anderen Seite hin abgegeben. Der konstante Strom frisch gereinigter Luft verbessert die Umgebungsluft auf dem Bürgersteig.“

    Für drei Jahre vorgesehen
    Die neuen Luftfilter-Container stehen am Straßenrand vor den Häusern Theodor-Heuss-Ring 61 bis 79. Sie sind kleiner und schmaler als der Prototyp, der dort 2019 zu Testzwecken gestanden hatte. Die vereinbarte Betriebsdauer einschließlich Wartungsservice beträgt drei Jahre mit einer zweimaligen Option, diesen Zeitraum um jeweils ein Jahr zu verlängern.

    Wirtschaftsministerium fördert
    Die Maßmahme wird vom Wirtschaftsministerium Schleswig-Holstein mit 304.000 Euro gefördert. Dazu sagte Wirtschaftsminister Bernd Buchholz: „Das Für und Wider verschiedener Maßnahmen zur Luftreinhaltung ist ein kontrovers diskutiertes Thema, bei dem verschiedene Grundüberzeugungen aufeinandertreffen. Ich bin der Auffassung, dass man zunächst konstruktive Lösungen suchen sollte, die das Mobilitätbedürfnis vieler Tausend Berufspendler berücksichtigen muss, statt gleich Verkehrsverbote zu verhängen. Die Verhältnismäßigkeit muss gewahrt und zunächst gleich geeignete, mildere Mittel ausgeschöpft werden. Die von der Stadt Kiel vorgesehenen Stadtluftreiniger tragen dem Rechnung und bilden einen wertvollen Beitrag für saubere Luft und gegen Fahrverbote.“

    Die Leistung variiert je nach Verkehrsaufkommen
    Die Leistung der Luftfilteranlage am Theodor-Heuss-Ring wird je nach Verkehrsfluss gesteuert. In verkehrsschwachen Zeiten werden 10.000 Kubikmeter Luft pro Stunde angesaugt, in der Hauptverkehrszeit nach Herstellerangaben bis zu 60.000 Kubikmeter. Die Geräusche der Anlage sind dabei leiser als der Verkehrslärm.

    Wirksamkeit wird untersucht
    Die Wirksamkeit muss nun mit verschiedenen Methoden über einen längeren Zeitraum untersucht werden. Die Stadt rechnet damit, dass das Land an den Häusern weitere Passivsammler für Luftschadstoffe anbringen wird. Schwierig zu bewerten ist dabei der Einfluss des Wetters. Wenn der Wind stark genug aus der richtigen Richtung weht und die Luftmassen durchmischt, sinken allein dadurch schon die Messwerte. Allerdings weht der Wind sehr häufig aus anderen Richtungen.

    Derzeit unter dem Grenzwert
    Aktuelle Messwerte zeigen, dass Kiel in diesem Jahr den Stickstoffdioxid-Grenzwert auch ohne die Luftfilter einhalten kann. Der Grenzwert liegt bei 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (µg/m³) im Jahresmittel. 2018 wurden 60 Mikrogramm gemessen, 2019 waren es 49.
    In diesem Jahr lagen die Monatswerte meistens deutlich unter den Vorjahreswerten. Das Umweltministerium Schleswig-Holstein hat gerade festgestellt, dass der gemessene Mittelwert für den Zeitraum 1. Januar bis 31. September dieses Jahres 37,6 Mikrogramm beträgt. Der Septemberwert lag bei 39,3 Mikrogramm.

    Baustelle bis Mitte November
    Zu diesen niedriger werdenden Werten hat auch die Baustelle am Theodor-Heuss-Ring beigetragen. Seit Mitte April steht dort in Richtung Norden nur eine Fahrspur zur Verfügung und die Hochstraße von der B 404 zur B 76 ist gesperrt. Dass sich die Bauzeit gegenüber der Planung aus dem Frühjahr um einen Monat bis Mitte November verlängert, hat entsprechende Auswirkungen auf die Luftschadstoffwerte.
    Mehr zum Thema Luftreinhaltung in Kiel steht unter www.kiel.de/luftreinhaltung.

    Foto: ©Marks