Berg und Tal im Kieler Süden

Durch dieses abschüssige Gelände neben dem VfB-Sportplatz kommen Sie kaum ohne festes Schuhwerk. Fotos: Jens Uwe Mollenhauer

Diesmal möchten wir Sie auf eine kleine, aber feine Berg-und-Tal-Tour entführen, die als sechs Kilometer-Feierabendtour etwa zwei Stunden dauert und Ihr Herz mehr als einen Takt schneller schlagen lässt.

Wer hätte gedacht, dass direkt vor unserer Haustür eine Spaziertour existiert, die zum einen auf unbekannten Wegen und zum anderen derart steigungsreich unsere bekannt gewähnte nächste Umgebung durchquert? Sie denken, Sie kennen schon alles? Nun, für einige aus unserer Leserschaft mag das zutreffen, aber für die meisten dürfte viel Neuland dabei sein. Hier kommt ein kleines Schmankerl, das es in sich hat!

Spielplatz am Edur-Park
Wir starten an der Michaeliskirche im Wulfsbrook. Gegenüber beginnt ein Wanderweg, rechts der Einfahrt zum Edur-Wohnpark. Wir passieren die Spielplatz-Baustelle, bei der es seit einem Jahr kaum vorankommt. Vor kurzem noch rottete Baumaterial vor sich hin, Zementsäcke lagen im Wasser – und die Leute fragten sich langsam, ob der Spielplatz einfach vergessen wurde.
Unsere Rückfrage im Grünflächenamt macht Hoffnung. Als die Bauarbeiten im letzten Sommer begannen, wusste noch niemand, dass das Gelände auf einer drei Meter dicken Torfschicht ruht – ein altes Moor. Die geplanten Spielgeräte wären buchstäblich weggesackt. Nach dieser Überraschung musste alles aufwendig überplant und die Geräte stabil gegründet werden. Nun kommt wieder Bewegung in die Sache. Noch im Sommer wird mit Fertigstellung gerechnet. Als Zugabe gibt es einen runderneuerten Verbindungsweg. Für uns folgt zunächst einmal der erste steile Anstieg.

Ehemalige Mülldeponie
Am Bummelgang setzt sich unser Weg nach rechts versetzt fort. Bald können wir uns auf einem Trampelpfad durchs Unterholz schlängeln, dem Geräusch einer Pumpanlage entgegen. Die Natur-Idylle trügt nämlich: Wir befinden uns auf einer ehemaligen Mülldeponie – vor über 50 Jahren stillgelegt, von der noch immer Deponiegas abgepumpt wird.

Am Ufer des Drachensees
Weiter auf dem Wanderweg an dem Nachbau eines Megalithgrabes vorbei. Hinter dem Hundetrainingsplatz geht es steil bergab zum Drachensee. Links können wir wunderbar am See entlang bis zur Hamburger Chaussee durchgehen – davor ein ordentlicher Anstieg!
Weiter geht᾿s bergan den Heckenrosenweg hinauf und nach der Kurve rechts steil auf den Finkelberg hoch. Hier sehen wir einen der Eingänge zum Weltkriegsbunker Finkelberg – rund 450 Meter Stollen wurden in den Berg getrieben, Platz für 1.500 Menschen. Bald wandern wir wieder bergab auf den ruhigen Wohnstraßen Finkelberg und Petersburger Weg, über das Karree hinweg.

Stichweg durch die Siedlung
Gegenüber dem Haus Petersburger Weg 68 steigt unser Puls wieder an, zusammen mit dem Stichweg. Wir haben einige Meter Höhe gewonnen, wenn wir nahe den Professoren-Häusern (zwei Seniorenheime) auf der anderen Straßenseite der Brüggerfelde wieder zwischen den Häusern verschwinden. Als nächstes erreichen wir die Hagebuttenstraße.
Hinter Haus Nr. 33 setzt sich der Weg, der hier alles miteinander verbindet, zur Pestalozzistraße fort, dann über Treppen hinauf zum Holunderbusch.

Vom Bunker zum Wohnprojekt. Gelungene Demilitarisierung im Hasenholz

Begegnungsfläche Hasenholz
Bevor die Sackgasse Hasenholz in eine lange Treppe hinab zum Krummbogen übergeht, schlagen wir uns links durch die Spiel- und Begegnungsfläche Holunderbusch – an einer gemütlichen Sitzgruppe und dem Niedrigseilgarten vorbei – wieder abwärts über den Spielplatz Holunderbusch.
Uns fällt ein etwas eigentümliches Wohnhaus auf. Dieser ehemalige Hochbunker mit zwei Meter dicken Wänden bot im Zweiten Weltkrieg 875 Menschen Schutz. Rechtzeitig zum Ende des Kalten Krieges wurde er noch einmal zum Atombunker hochgerüstet. Heute beherbergt er mehrere Wohnungen.

Auch das hat der Kieler Süden zu bieten: Lauschige Pfade durch unbekanntes Terrain. Hier geht es rund um den Froschteich.

Vom Froschteich hoch auf den Studentenberg
Rechts ist es nun nicht mehr weit zum Krummbogen, dem wir 200 Meter nach rechts folgen. Um in den vollen Genuss weiterer Bergetappen zu kommen, steigen wir am Froschteich ins Kleingartengebiet ab und durchqueren es in voller Breite.
Erst im Vieburger Gehölz halten wir uns immer links – den Waldrand zu unserer Linken – und klettern den Studentenberg steil hinauf. Oben angekommen können wir noch steiler wieder zur Schutzhütte absteigen oder etwas gemächlicher am Fernsehturm entlang. Wie wir uns auch entscheiden, es geht weiter abwärts.

Verstecktes Idyll: der Waldwiesensee

Hübscher Waldwiesensee
Über den Krusenrotter Weg hinweg tauchen wir in den nördlichsten Teil des Vieburger Gehölzes ein. Je weiter rechts wir gehen, umso schöner wird das, was wir zu sehen und umso anstrengender das, was wir zu spüren bekommen. Also statten wir dem hübsch gelegenen Waldwiesensee einen kurzen Besuch ab und wenden uns dann nach links.
Der erste Weg ist privat, der zweite führt über den Sportplatz – und das Tor ist wahrscheinlich abgeschlossen. Der dritte geht immer steiler werdend am Sportplatz entlang. Im Hang sehen wir die Reste eines weiteren Bunkers, dieser wurde jedoch gesprengt.
Wir kommen schließlich an der Bushaltestelle Fröbelstraße wieder in der Zivilisation an. Nun sind es nur noch wenige hundert Meter zur Hamburger Chaussee mit Eisbelohnungsgelegenheit und weiter zum Ausgangspunkt.

Geführte Feierabendtour für alle am Donnerstag, 14. Juli
Vielleicht möchten Sie diesen hübschen, aber anstrengenden Spaziergang mit ortskundiger Begleitung ausprobieren. Dann ist dazu Gelegenheit am Donnerstag, dem 14. Juli. Start ist um 18.15 Uhr vor der Michaeliskirche im Wulfsbrook. Bitte geländetaugliches Schuhwerk mitbringen!
Das aktuelle Tourenprogramm der Wandergruppe „Kieler Wanderatlas“ finden Sie unter wanderatlas.projektnord.de. Die Teilnahme ist immer kostenlos und auf eigene Gefahr. JM