Die Tagesordnung der 332. Hasseer OBR-Sitzung war umfangreich: Gleich neun im weitesten Sinne verkehrspolitische Themen waren zu diskutieren. Erfreulicher und einmütiger ging es beim Thema „18 Blühwiesen für Kiel“ zu.
Anna-Margareta Bläse, Entwicklungsplanerin beim Grünflächenamt, informierte die Anwesenden mit einem faktenreichen Vortrag über die Bedeutung von Blühwiesen. Sie gehören zu den artenreichsten Flächen. Ohne sie sei dem massiven Insektensterben kaum etwas entgegenzusetzen. Der Flächenverbrauch in den letzten 30 Jahren habe rund 87 Prozent der schleswig-holsteinischen Grünflächen vernichtet. Etwa die Hälfte der rund 12.000 Insektenarten sei akut vom Aussterben bedroht.
Flächen für Blühwiesen
Das Projekt „18 Blühwiesen für Kiel“ hat sich zum Ziel gesetzt, in jedem OBR-Bezirk eine insektenfreundliche Fläche neu anzulegen. In Hassee / Vieburg sind vier Flächen in die engere Prüfung des Amtes gezogen worden. Nach dem mehrstufigen Prozess, der möglichst umfassend Umfeld, bisherige Nutzung und biologische Eignung berücksichtigen soll, ist die Entscheidung zugunsten der Rasenfläche Neuenrade / Ecke Altenrade gefallen.
Für eine besondere Überraschung sorgte Jörg Breede vom Jugendtreff Hassee. Der Jugendtreff wolle gern die Patenschaft für die Blühwiese übernehmen – und nach Beteiligung beim Anlegen die Fertigstellung im Spätsommer zusammen mit dem eigenen 20-jährigen Jubiläum bei einem Grillfest für alle Anwohner*innen und Gäste feiern.
Auch Dr. Frank Ehlers, Geschäftsführer der MVK, hat ein Angebot unterbreitet. Die Müllverbrennung Kiel wolle die Finanzierung einer zweiten Blühwiese übernehmen. Die OBR-Mitglieder waren sich einig, dass aus dem Verfahren noch geeignete Kandidaten zur Verfügung stünden.
30-jähriges Schuljubiläum
Jens Tollknäpper hatte ebenfalls ein Geschenk im Gepäck. Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums der Gemeinschaftsschule Hassee wolle man nicht nur eine Festschrift herausgeben, eine Ausbildungs- und eine Beratungs-Rallye organisieren und natürlich gemeinsam feiern, sondern dem Stadtteil auch etwas schenken: „Wir machen Hassee schier“ ist – in Anlehnung an den Namen des Direktors – der Name der Aufräumaktion, bei der alle achthundert Schüler*innen in Zusammenarbeit mit dem ABK am 17. September Müll sammeln werden.
Fahrradstraße mit Abbieger
Zur „Verbesserung der Situation Fahrradstraße Rendsburger Landstraße“ – also des Teils zwischen Waldwiese und Wulfsbrook – hatte es im Mai einen Workshop gegeben, bei dem Varianten vorgestellt und beraten wurden, um sowohl Radfahrer*innen gefährliche Situationen als auch Anwohner:*nnen zunehmenden Verkehrslärm zu ersparen. Die favorisierte Lösung geht nun in eine sechsmonatige Erprobungsphase. Am Ende der Fahrradstraße ist für diese Zeit eine Ausfahrt des motorisierten Verkehrs ausschließlich nach rechts in den Winterbeker Weg möglich.
Viel Verkehr zu entschärfen
Drei weitere Tagesordnungspunkte drehten sich um die Vermeidung von gefährlichen Situationen im Straßenverkehr: An den Einmündungen von Diesterwegstraße und Heckenrosenweg in die Hamburger Chaussee sollen die Radwege rote Markierungen erhalten.
Für die Entschärfung der Ecke Pes-talozzistraße/ Fröbelstraße sollen zunächst die Anwohner*innen einbezogen werden.
Die insbesondere für Schulkinder gefährliche Querung der B 404 Höhe Hofteichstraße soll durch eine Kombination verschiedener Maßnahmen sicherer gemacht werden (u. a. Geschwindigkeitskontrollen, intelligente Lichtsignalanlage, kürzere Überquerungszeit).
Fortsetzung der Veloroute 10
Jürgen Meereis (Bündnis 90/ Grüne) berichtete vom bisher vorliegenden Plan zur Anbindung der Veloroute 10 an die Veloroute 6 – durch Helgoland- und Diesterwegstraße, durchs Vieburger Gehölz – und markierte die Haken: Es brauche eine gewisse Breite und Asphaltierung. Radelnde müssten außerdem die Höhe überwinden.
Insbesondere die Folgen für den größten zusammenhängenden Grüngürtel der Südstadt und seine Natur wurden daraufhin intensiv besprochen. Der OBR-Vorsitzende Christian Jopen (SPD) brachte das auf die griffige Formel: „Wollen wir Asphalt im Wald – oder eine Fahrradstraße als Fahrradstraße nutzen?“ Damit meinte er die zuvor diskutierte Rendsburger Landstraße. Durch ihren Fahrradstraßen-Teil zur Waldwiese in die Von-der-Goltz-Allee könnte die Trasse zur Veloroute 6 geführt werden, ohne dass das Gehölz durchschnitten werden muss. So wurde der Antrag beschlossen.
Umweltbeirat der MVK
Aus dem Umweltbeirat berichtete wiederum Jürgen Meereis: Die Jahresgrenzwerte der Müllverbrennung Kiel seien auch im zurückliegenden Prüfzeitraum alle eingehalten und teils deutlich unterschritten worden. Dr. Frank Ehlers berichtete, dass für die zukünftige Klärschlamm-Verwertungslinie mit einer Ausschreibung im Herbst gerechnet und der Beginn der Bautätigkeiten für Herbst 2022 anvisiert werde. Nachdem mit dem Beginn der Pandemie darauf verzichtet worden war, soll es im November dieses Jahres wieder eine Veranstaltung zur Anwohnerinformation geben.
Fußgängerbrücke Spolertstraße
Auf Antrag von Hans Wischmann (Die Fraktion) war dieser Punkt noch zu Beginn der Sitzung auf die Tagesordnung gesetzt worden. Der OBR hatte bereits zwei Monate vor der kielweit diskutierten Holstein-Bemalung angefragt, ob die Brücke nicht zur künstlerischen Gestaltung freigegeben werden könne – und keine Antwort erhalten. Zumindest beweise die kurzfristige offizielle Rückgestaltung in grauer Farbe, dass eine Umgestaltung nicht an zu hohem Aufwand scheitern dürfe, so Sebastian Borkowski (Die Linke). Also bekräftigte der OBR per Antrag seinen Wunsch nach Auslobung eines künstlerischen Wettbewerbs, um dieses optische Einfallstor in die Landeshauptstadt zukünftig ansprechender zu präsentieren. Und das diesmal mit geeigneten Farben, damit keine negativen Folgen zu befürchten sind.
Die nächste OBR-Sitzung findet am 17. August statt.
Text: Sellhoff; Foto: ©Sellhoff