Der Geschichtskreis „Rund um den Russee“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, historische Begebenheiten aus den Stadtteilen Russee, Hassee und Hammer zusammenzutragen. Zweimal jährlich werden Geschichtsjournale veröffentlicht. Hier eine Leseprobe aus Heft Nr. 3, das seit April vorliegt.
Am 8. September 1610 ermordete Joachim von Brockdorff seinen Rivalen Henneke von Rantzau bei der Jagd. Tatort war auf dem Hammerfelde im heutigen Kieler Stadtteil Hammer. Joachim von Brockdorff war Hofjunker von Henneke von Rantzau. Er wurde von dessen überaus schönen Frau Apolonia zu diesem Mord überredet.
Als Henneke von Rantzau bereits niedergeschossen war, flehte er um sein Leben und bot Joachim von Brockdorff 1.000 Reichstaler an. Dieser wies das höhnisch zurück und schlug mit dem Gewehr auf sein Opfer ein. 32 Schuss-, Hieb- und Stichwunden wurden gezählt.
Die sofort alarmierten Brüder des Opfers, Matthias und Moritz von Rantzau, konnten den fliehenden Täter in Winsen an der Luhe ergreifen. Die Rantzau-Brüder schleiften den Täter vor das Landgericht in Flensburg.
Der Mörder war Sohn von Friedrich von Brockdorff auf Gut Bossee. Friedrich seinerseits war berüchtigt. 1580 hatte er den jungen Gert von Rantzau aus nichtigem Anlass zum Duell gefordert und erstochen.
Vom Landgericht geladen, aber nicht erschienen, war die Anstifterin Apolonia von Rantzau, die Ehefrau und Cousine des Opfers. Sie entzog sich der Gerechtigkeit durch Flucht nach Schweden mit ihrem neuen Geliebten. Zuvor hatte sie sich die langen, goldgelben Haare abgeschnitten und Männerkleidung angelegt.
Der Chronist der Ereignisse, der spätere Kieler Bürgermeister Asmus Bremer, notierte seufzend: „Eine schöne Frau von Leibe, aber nicht von Gemüte.“
Weitere Ausführungen zu diesem Mord hat Prof. Matthée zusammengetragen. Zu finden sind diese im aktuellen Journal des Geschichtskreises „Rund um den Russee“. Erhältlich ist es für vier Euro bei Zeitschriften Zimmermann in der Rendsburger Landstraße 359.
Der Geschichtskreis trifft sich regelmäßig zum Stammtisch im Vereinsheim des TSV-Russee. Dazu sind alle willkommen, die sich für die Ortsgeschichte interessieren und auch solche, die historische Dokumente oder Fotos mitbringen können. Die nächsten Termine sind am 30. Mai und 27. Juni. Beginn ist um 19 Uhr.
(Text & Foto: Frahm)