Der traurige Anfang vom Ende

Der Naturge-schenkeschrank bietet allen die Möglichkeit, Gartenerzeugnisse auszutauschen. Eine Saatgut-Box sollte das Angebot erweitern. Sie wurde allerdings bereits mehrfach zerstört. Fotos: Jaqueline Bolduan

Viele Monate Arbeit in nur wenigen Minuten zunichtegemacht

Die Saatgutbox, die seit Kurzem ein neues Projekt des Naturschenkeschrankes in der Hagebuttenstraße ist, wurde Opfer einer Sabotage. Die monatelange Arbeit, mit der neues Saatgut gezüchtet wurde, ist in wenigen Minuten zerstört worden.
Wer die Saat zerstört, der hat sein Brot verwirkt“, ist ein Sprichwort, das Christian Kuhtz-Kunow schon als Kind gehört hat und das er bis heute beherzigt.
Die Saatgutbox wurde heruntergeworfen und ausgekippt. Die Saaten aller Sorten waren vermischt und das Saatgut somit unbrauchbar. Es wurde ein zweiter Versuch gestartet, bei welchem das Saatgut nun nicht mehr in großen Behältern zum Selbstabfüllen bereitstand, sondern wo das Saatgut in kleinen Tütchen abgepackt und sortiert hineingelegt wurde. Diese Mühe wurde bereits nach zwei Tagen zerstört. „Selbst der Versuch der Wiederbelebung unseres Projektes wurde nach nur wenigen Tagen zunichtegemacht“, beklagt Christian Kuhtz-Kunow.

In der heutigen Zeit nehmen die Menschen immer mehr als selbstverständlich hin und machen sich oft keine Gedanken darüber, woher die Produkte in den Supermärkten und Kaufhäusern kommen. „Back to the Basics“, darüber denken leider viele nicht nach. Zudem nehmen die Aktionen aus Langeweile oder auch aus Trotz immer mehr zu. Dabei wird meist die Herausforderung über die eigentliche Sache gestellt.
Heute laufen Personen achtlos über frisch gesäte Getreidefelder oder gehen in die Rapsfelder, nur um dort ein schönes Foto zu machen. Dass hierbei Pflanzen zerstört werden, ein Teil der Ernte zerstört wird, hierüber machen sich die Vandalen wohl keine Gedanken. „Es macht nicht so viel Freude, über Unschönes zu berichten, doch gerade dies ist wichtig, um auf Probleme hinzuweisen und diese benennen und angehen zu können. Nur wer seine Fehler sieht und kennt, kann aus ihnen lernen“, so Christian Kuhtz-Kunow. Der subjektive Nutzen und kulturelle und emotionale Wert dieses Projekts wird von den Tätern leider nicht berücksichtigt. Gerda Klein, die Initiatorin des Projektes, ist erschüttert über die Willkür, mit welcher ein solch ehrenamtlich geführtes Projekt mit Vorsatz zerstört wird.
„Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem anderen zu.“ Dieses Sprichwort hat einen wahren Kern, welcher öfter berücksichtigt werden sollte. Man muss etwas nicht mögen oder befürworten, um etwas zu akzeptieren. Für die Zukunft wird sich gegenseitiges Verständnis und Akzeptanz gewünscht. Erst nachdenken und hinterfragen und dann handeln. Andersherum führt es nur zu Chaos und ungünstigen Situationen. So schnell, wie es gestartet ist, wird das Projekt der Saatgutbox leider vermutlich auch wieder enden. JB