Mathematikunterricht geht auch ohne Tafel. Digitales Lernen hat in der Grundschule Russee Einzug gehalten: Rechenaufgaben werden nicht mehr im Schulheft gelöst und mathematische Begriffe wie Addition, Minuend oder Dividend werden nun im Rahmen einer Videokonferenz besprochen und erklärt.
Mathelehrer Boris Bartusch und Schulleiterin Birkheid Torff zeigen am Beispiel der Klasse 4 b, wie das in der Praxis funktioniert. Eine Hälfte der Klasse sitzt im Musikraum, die andere im Klassenzimmer. Kinder zeigen sich gegenseitig auf den Bildschirmen die Ergebnisse. Die Arbeiten werden besprochen, verglichen und bewertet. Die Technik ist sowohl für Lehrkräfte als auch für die Kinder Neuland. „Learning by doing“, heißt es für alle Teilnehmer.
Noch vor Monaten war das Lernen über vernetzte Klassenräume Utopie. Zur Umsetzung gehören eine engagierte Schulleitung und ein mitziehendes Kollegium. Alles geht nicht von heute auf morgen, aber hier in Russee hat die digitale Zukunft begonnen. Das Pilotprojekt ist beispielgebend für die gesamte Schullandschaft der Landeshauptstadt Kiel.
„Die pädagogische Nutzung neuer Medien ist in unserem schulinternen Medienkonzept fest verankert“, so Schulleiterin Torff. Der Schulserver IServ wird bereits intensiv genutzt. Die Schüler*innen werden ab der zweiten Klasse mit IServ vertraut gemacht. Ab Klasse 3 erfahren die Kinder mehr über Gefahren und Chancen des Internets. Medienkompetenz nimmt einen breiten Raum ein. Über diesen Weg sollen Eltern und Schüler*innen gemeinsam an eine bewusste Mediennutzung herangeführt werden.
Die Schulleiterin zeigt sich bei der Vorstellung der technischen Möglichkeiten begeistert. „Wir lernen jeden Tag etwas Neues. Das Rollenbild wird sich verändern. Wir werden von der Lehrkraft zum Lernbegleiter.“ Noch fehlen mobile Endgeräte. Über den Digitalpakt II wurden 35 iPads und 25 Laptops geordert, um diese an Schüler*innen ausleihen zu können.
„Wir sind auf einem guten Weg. Wir tauschen regelmäßig Erfahrungen aus, bewerten Ergebnisse und suchen nach Verbesserungsmöglichkeiten“, so Torff. Die jetzt gewonnenen Erkenntnisse werden auch den anderen Kieler Schulen beim Einstieg in den digitalen Unterrichtsalltag helfen.
Text: Jöhnk; Foto: ©Jöhnk