Frisch erschienen ist das neue Geschichtsjournal des Geschichtskreises „Rund um den Russee“. Ausgabe 9 ist für fünf Euro bei Zeitschriften Zimmermann (Rendsburger Landstraße 359) erhältlich.
Die Themenauswahl des 82-seitigen Hefts reicht von Flüchtlingsunterkünften über die Gewinnung neuen Baulands bis hin zum Umweltskandal. Volker Stampa erinnert sich an das Jahr 1946 zurück, wie er als Flüchtling aus Polen in Russee angekommen ist. Es herrschte Wohnungsnot, und ein Jeder war froh, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben.
Auch in den 1960er-Jahren wurden Wohnungen dringend benötigt. Damals entschloss sich die Stadt Kiel dazu, einen ganz neuen Stadtteil für 15.000 Bewohner zu schaffen (Mettenhof). Ein Teil der Grundstücke stammt aus der damals noch eigenständigen Gemeinde Russee: die Enklave Heidenberg. Die wechselvollen Ereignisse der Umgemeindung hat Hartmut Gieche nachgezeichnet.
Der Geschichtskreis wagt sich zudem an ein heißes Eisen. Unter der Überschrift „Dunkle Geschäfte auf Kosten der Umwelt?“ berichtet Olaf Busack über Umweltskandale Anfang der 1980er-Jahre. Es dreht sich um vergiftete Fische im Russee sowie massive Umweltverschmutzungen bei der Abfallbeseitigungsfirma Ties Neelsen, Rendsburger Landstraße 246.
Busack hat manche Details zusammengetragen. Darunter eine vierteilige Reportage aus der Zeitschrift Markt aus dem Jahr 1987. Damals begann bereits Gras über die Umweltskandale zu wachsen, doch wirklich ausgestanden sind sie bis heute nicht.
Das einst 14,5 Hektar große Gelände der Mülldeponie ist herrenlos. Weder der ehemalige Besitzer noch die Stadt Kiel erheben Anspruch darauf, wohl wissend, dass im Erdreich manche Gefahren lauern. Der zuständige Ortsbeirat Hassee hatte im Vorjahr bei der Verwaltung nach Ergebnissen von Bodenproben nachgefragt, doch bisher keine zufriedenstellende Antwort erhalten.
Nicht auszuschließen ist, dass auch das Fischsterben am Mühlenteich vor wenigen Jahren mit den Umweltsünden von „Schiet Neelsen“ in Zusammenhang steht.
Text: Frahm; Foto: ©Stadtarchiv Kiel