Mit dem Schuljahreswechsel 2022/ 2023 geht an der Uwe-Jens-Lornsen-Schule in Hammer eine Ära zu Ende. Nach fast zwei Jahrzehnten Schulleitung geht Sibylle Kilian in den Ruhestand. Eine Zeit, in der sich die Schule und der Unterricht grundlegend verändert haben.
Die aus Bayern stammende Kilian kam 1969 nach Kiel, absolvierte das Referendariat an der Hardenbergschule, wechselte zur Theodor-Heuss-Schule nach Hassee und wurde 2003 zur Schulleiterin in Hammer gewählt.
Lange Jahre gab es einen Schülermangel im Ortsteil. Immer wieder stand das Gespenst einer Schulschließung im Raum. Zeitweise wurden nur 79 Kinder unterrichtet. Die Mindestzahl für eine Grundschule lag bei 80. Dank des von Kilian intensiv vorangetriebenen neuen Lernkonzepts besuchen heute 148 Kinder aus ganz Kiel und Umgebung die Schule in Hammer. Daher konnte die Schule erhalten bleiben.
Was ist das Besondere an der Uwe-Jens-Lornsen-Schule? Sie setzt auf jahrgangs-
übergreifenden Unterricht. Alle Jahrgänge werden in sechs Stammgruppen (Tiger, Bären, Löwen, Wölfe, Elefanten und Geparden) zusammengefasst, so dass in jeder Gruppe Kinder der ersten vier Jahrgänge gemeinsam lernen. Den alten Klassenverband gibt es nicht mehr.
Heute wird wesentlich differenzierter unterrichtet als früher üblich. Die Lehrkräfte (übrigens auch drei Männer) wissen genau, welches Kind wo steht und welche Hilfe es braucht. Die Schnelleren werden gefordert, damit sie sich nicht langweilen. Die Langsameren bekommen die Förderung, die ihnen einen frustrierenden Schulalltag erspart. Das klassische „Sitzenbleiben“ fällt weg. Die Kinder können die Grundschule nun in drei, vier oder fünf Jahren durchlaufen, ohne ihren Klassenverband oder ihre Lehrkräfte zu wechseln.
Einen breiten Raum nimmt auch die Entwicklung sozialer Kompetenz ein. Team-, und Toleranz- und Kooperationsfähigkeit werden hier im schulischen Alltag mitgelernt, ebenso Verantwortungsbewusstsein. Es ist die einzige Schule in Kiel mit diesem Konzept. Gäste aus nah und fern kommen immer wieder nach Hammer, um hier zu hospitieren und sich Anregungen zu holen.
Raumnot war aufgrund der großen Nachfrage viele Jahre ein alltägliches Problem. Zwei Container helfen momentan. Einen allgemeinen Sanierungsbedarf kann man nicht übersehen. Die Sporthalle hat schon mal einen neuen Boden und einen Prallschutz aus Holz bekommen.
Ein wenig wird Sibylle Kilian den Schulalltag wohl doch noch begleiten. Als einzige Musiklehrerin der Schule wird sie bei einigen Projekten wie der Musicalwerkstatt noch unterstützend mitwirken.
„Natürlich gehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagte sie. Ansonsten warten drei Enkelkinder und die neue Wohnung auf dem Gelände von Hof Hammer – nur wenige Schritte von der Schule entfernt – auf mich. Und außerdem ist Ruhestand kein Stillstand, sondern noch einmal die Gelegenheit, neue Wege zu gehen.“ WJ