Wiederverwertung und Nachhaltigkeit – zwei Begriffe, die in der aktuellen Zeit zusehends an Wichtigkeit gewinnen. Immer mehr in Mode ist dabei über die letzten Jahre das Wort Upcycling gekommen. Also, die Verwertung beziehungsweise Aufwertung von Abfallprodukten oder wert- und nutzlos erscheinenden Dingen.
Dinge, aus denen sich etwas Höherwertiges machen lässt, sind mannigfaltig: Altholz, das zu einem Boomerang wird, Säcke oder Planen, die als Kleid wieder auferstehen, Plastikflaschen, die zu Spielzeug werden. Aber auch aus Glas, Metall oder Elektromüll lassen sich wertvolle Dinge zaubern.
Letzteres stand im Mittelpunkt, als rund zehn Kieler Kinder unter dem Motto „Upcycling mit dem ABK“ Schmuck aus Elektromüll kreiert haben. Das Projekt fand im Rahmen des Ferienpasses am 10. Juli auf dem Wertstoffhof in Wittland statt. Es ist naheliegend, dass eine solche Upcycling-Aktion dort passiert, immerhin finden wir dort eine Menge an Elektroschrott.
Das Vorfinden des Werkstoffes ist nicht der einzige Grund, denn der Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel (kurz ABK) hat sich nicht nur das Sammeln und Verwahren von Abfällen auf die Fahne geschrieben, es soll auch Aufklärung über und Einblick in die Welt des Mülles passieren. Ein Teil dessen ist die sogenannte Abfallerziehung. Verantwortlich dafür ist Marion Voß, die auch dieses Projekt begleitete. „Neben der Projektarbeit ist vor allem der Weg in die Kindergärten und Schulen ein wichtiger, um schon dort die Kinder für dieses Thema zu sensibilisieren“, erklärt die Abfallberaterin.
Gerade der Bereich Elektromüll nimmt aufgrund seines quantitativen Anstiegs immer mehr Raum ein. Elektronik und Digitales bestimmt nahezu unser aller Leben. Doch wie jeder von uns weiß: Neu bleibt nicht lange neu. Jedes Gerät gibt mal seinen Geist auf. Auf dem Wertstoffhof lässt sich eindrucksvoll sehen, wie viele Geräte dazu zählen.
„Jeder sollte wissen, was die Massen an Elektroschrott für Folgen haben. Aber auch welche Rohstoffe wir darin finden und welche Auswirkungen der Abbau dieser hat“, so Voß. „Wir wollen darauf hinweisen, dass die Mengen an Handys, die noch in so vielen Schubladen vergammeln, unbedingt hergebracht werden sollten, damit sie recycelt werden können und die Ressourcen wieder in den Kreislauf kommen.“ 250 Tonnen Kühlschränke, 150 Tonnen Fernseher sowie Monitore und 350 Tonnen Elektrogroßgeräte sammeln sich jährlich beim ABK in Wittland und auf dem Wertstoffhof in Wellsee an. „Wenn man nun noch den restlichen Elektroschrott dazu zählt, kommen wir jedes Jahr allein in Kiel auf eine Gesamtmenge von 1.500 Tonnen. Das entspricht 350 Transporten“, verbildlicht Ursula Heinrich, zuständig für die ABK-Wertstoffhöfe, diesen unglaublichen Wert. „Die Menge steigt leider noch. Daher sollten die Bürger verinnerlichen, dass es wichtig ist, ihre alten Elektronikgeräte herzubringen.“ Dass Elektromüll nicht einfach in den Restmüll kommt, sollte hinlänglich bekannt sein.
Mit einem falschen Vorurteil will der ABK aufräumen: „Egal, wie gut wir zu Hause den Müll trennen, am Ende wird er eh wieder zusammengeschmissen.“ Das ist in Kiel definitiv nicht der Fall! „Wir arbeiten mit zertifizierten Firmen zusammen, die sich alle verpflichtet haben, eine ordnungsgemäße Entsorgung beziehungsweise Verwertung und weitere Behandlung vorzunehmen. Hier wird nicht alles zusammengeschmissen“, versichert Frau Heinrich und fordert im Anschluss: „Aber keine Frage, es gibt Orte, an denen genau das passiert, und das ist auch ein wichtiges Thema. Aus meiner Sicht müssten daher die Gesetze auch weiter verschärft werden.“
So gilt für alle Bereiche die oberste Prämisse: Der Abfall, der gar nicht erst entsteht, ist der beste Abfall. Aber die dann doch entstandenen Abfälle wiederzuverwerten oder gar zu upcyclen und damit Rohstoffe zu schonen, so wie es die Kinder mit ihren neuen coolen Schmuckstücken im Upcycling-Projekt getan haben, ist gut für die Umwelt.
Text: Voges; Foto: ©Voges