Wie sieht eine Sitzung des Ortsbeirats in Zeiten der Pandemie aus? Das erfuhren die interessierten Anwohner und Gäste der 325. Sitzung am 18. August. Diesmal wurde im Freien, nämlich vor statt in der Mensa der Gemeinschafts-schule Hassee getagt.
Dabei hielten nicht nur die Mitglieder des Ortsbeirats (OBR) an ihren Tischen gebührenden Abstand zueinander. Auch die Stühle der Gäste wurden sorgsam unter Wahrung des geltenden Mindestabstands platziert.
„Wir haben nun eine längere Pause gehabt als gedacht und gewollt. Umso mehr freuen wir uns, dass wir jetzt wieder starten können“, verkündete der Vorsitzende Christian Jopen. Nach fünf Monaten Pause hatte die Tagesordnung diesmal mehr Punkte als üblich. „Normalerweise gehen wir nicht in so einem Tempo durch die einzelnen Themen“, erklärte der OBR-Vorsitzende lächelnd.
Ausbildungsrallye der Schüler
Seit einem halben Jahr ist Jens Tollknäpper Konrektor und damit Stufenleitung der Klassen 8–10. „Es ist täglich ein kleines Dorf, wenn die fast 700 Schüler*innen und 70 Mitarbeiter*innen zusammenkommen“, bemerkte er. „Dennoch haben wir aktuell nicht mit allzu großen Schwierigkeiten zu kämpfen.“
Der Konrektor, der neben Englisch auch Wirtschaft und Politik unterrichtet, nutzte die Vorstellung gleich für eine Bitte an den OBR: „Am 22. Oktober 2020 startet unsere Ausbildungsrallye“, so Tollknäpper. Dabei handelt es sich um ein Projekt von Schülern für Schüler, die in Kleingruppen in Betriebe gehen, Fragen stellen und anschließend ihre Ergebnisse in der Schule vorstellen.
„Es käme uns sehr entgegen, wenn der Ortsbeirat die Schirmherrschaft für das Projekt übernimmt. Und wir benötigen circa 25 Betriebe, die sich dafür bereit erklären“, so der Konrektor. Interessierte Betriebe können sich bei ihm oder beim Ortsbeirat Hassee / Vieburg melden.
Anlaufstelle Nachbarschaft
Neu im Stadtteil ist die Anlaufstelle Nachbarschaft, kurz anna. „Unsere Zielgruppe sind alle Einwohner*innen des Stadtteils Hassee, speziell ältere Menschen mit einem hohen Teilhabebedarf“, informierte Leiterin Marlene Keil. Dabei gehe es nicht nur um die Beratung und Vermittlung. Vor allem möchte sie sich mit den Institutionen und Vereinen vor Ort vernetzen, hoffe auf deren Unterstützung und einen gemeinsamen Austausch. Die Arbeit ist in den vergangenen Monaten trotz der Pandemie gestartet. „Wir haben bereits Räumlichkeiten gesucht, haben Einkaufshilfen in Kooperation mit dem nettekieler Ehrenamtsbüro organisiert und es haben schon einige Beratungsgespräche stattgefunden“, erläuterte Keil stolz. Die anna befindet sich derzeit noch in der Danewerkstraße 21, wird aber zum Jahresende in die Hamburger Chaussee 75 umziehen.
Ort der Erinnerungskultur
Mit Nachdruck trug Oliver Vongehr seinen Antrag zur Instandhaltung des Denkmals am Arbeitserziehungslager Nordmark vor. „Dieses Jahr jährt sich die Befreiung durch die Briten zum 75. Mal“, berichtete er. „Ich bin daher froh, dass wir den Antrag nun endliche einbringen können.“ Er fordert die Aufstellung einer Laterne und eines Mülleimers sowie eine regelmäßige Reinigung des Gedenkortes an der Rendsburger Landstraße. „Der Ort wirkt gegen das Vergessen an“, so seine Intention.
Gefahrenzone Fröbelstraße
„In einer Dreißiger-Zone herrscht grundsätzlich rechts vor links“, erzählte OBR-Mitglied Jürgen Meereis gängige Praxis. „Wer die Pestalozzistraße mit dem Fahrrad runterfährt, müsste theoretisch bremsen und Vorfahrt gewähren. Bei der Fröbelstraße bremst allerdings kaum einer, da alle den Schwung nutzen. Davon kann ich mich nicht ausnehmen“, so Meereis weiter. Selten nur kommen Autos von rechts. Wenn doch einmal, dann kommt es zu gefährlichen Situationen.
Wie kann Abhilfe geschaffen werden – bevor erst etwas Schlimmes passiert? Der Ortsbeirat befürwortete einstimmig seinen Antrag, den Fußgängerweg der Pestalozzistraße baulich komplett durchzuziehen, damit den Fahrzeugen aus der Fröbelstraße quasi die Vorfahrt genommen wird.
Kombinierter Fuß- und Radweg
Ebenfalls einstimmig entschied der Ortsbeirat, den Weg zwischen der Saarbrückenstraße und dem Winterbeker Weg entlang der Bahngleise als kombinierten Fuß- und Radweg umzuwidmen. „Dies ist notwendig, um auch dort Klarheit herzustellen“, betonte der OBR-Vorsitzende Jopen.
Wird der Aubrook gesperrt?
Heiß diskutiert wurde an diesem Abend eine mögliche Sperrung der Straße Aubrook für den motorisierten Verkehr auf Höhe des Parkplatzes durch einen klappbaren Pfeiler.
„Diese durch das Fahrradforum angeregte Maßnahme ist derzeit die einzig für die Verwaltung durchsetzbare Möglichkeit“, verkündete der Vorsitzende Jopen. Der Weg sei dann für den motorisierten Verkehr von beiden Seiten nur noch bis zum Parkplatz befahrbar. Ratsherr Falk Stadelmann regte an, diesbezüglich auch die betroffenen Kleingärtner anzuhören. „Es wäre einfach ein Gebot der Fairness, alle zu hören“, so Stadelmann, dazu zählen selbstverständlich auch die Bürger*innen aus der Nachbarschaft. Dem schloss sich die Mehrheit des Ortsbeirats an und vertagte die Stellungnahme auf die nächste Sitzung.
Nächster Termin: 15. September
Die nächste Sitzung des Ortsbeirats soll nun wieder turnusmäßig am dritten Dienstag im Monat stattfinden, und zwar am 15. September. Der Ort ist derzeit noch unklar und wird kurzfristig auf der Homepage www.kiel.de/ortsbeiraete bekannt gegeben.
Text: Vanessa Baade; Foto: ©Frahm