Farbenprächtig und voller Symbolik

Vom 6. April bis 8. Juni lädt Rosita Sengpiehl zur Kunstausstellung in die Michaeliskirche

Wenn sich am Samstagnachmittag, dem 6. April, die hellgrauen Pforten der Michaeliskirche in Hassee öffnen, erwartet die Menschen im sonst eher schlicht gehaltenen Kirchenschiff ein ganz besonderer Anblick.

Unter dem Titel „Leben – das Ungleiche im Gleichen“ präsentiert die Kieler Künstlerin Rosita Sengpiehl ausgewählte Werke ihres langjährigen Schaffens als Malerin und krönt die Ausstellung mit einer ganz neuen, ortsbezogenen Installation.
KIEL LOKAL durfte sie vorab in ihrem Atelier besuchen, wo sie bei einer Tasse Tee über ihre künstlerischen Motivationen sprach und spannende Einblicke in die bevorstehende Ausstellung gewährte.

Zwei Kunstwerke der insgesamt vierteiligen Serie von Rosita Sengpiehl, die in der Michaeliskirche zu sehen ist: „Montierte Farbe – die junge Frau, der junge Mann“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Insgesamt sechs Bilderserien auf Leinwand aus den Jahren 2002 bis 2014 sowie eine große Regenbogen-Installation im Altarraum, die für die bildende Künstlerin das jüngste und wichtigste Werk darstellt, werden von April bis Juni in der Kirche zu betrachten sein. Werke, die trotz ihrer inhaltlichen und optischen Vielfalt eines vereint: die große Symbolkraft, die aus sämtlichen verwendeten Farben, Materialien, Techniken und Formen spricht.
„Die Werke laden ein, die Wahrnehmung zu differenzieren und das Verhältnis zur Mitwelt zu reflektieren“, fasst Sengpiehl ihre Intentionen in Worte. Mit ihrer Ausstellung wolle sie die Betrachtenden zum Nachdenken über aktuelle Themen und Probleme anregen. „Wie sollen wir umgehen mit gesellschaftlichen Differenzen? Wie kommunizieren wir, wenn ein Konsens auf den ersten Blick gar nicht möglich ist? Welche gestalterischen Antworten können wir auf eine schleichende Radikalisierung in der Gesellschaft finden? Wie schaffen wir eine Gesellschaft auf Augenhöhe?“
Die Bilder, die zu den Fragen jede Menge Impulse liefern sollen, sind dabei mit Bedacht gewählt. Um Ausdruck und Gefühl gehe es beispielsweise in den Mimiken von „Teer + Pigmente“. In den Sandarbeiten auf Leinwand stecke hingegen viel Archaisches drin. In „Graffiti“ wurde Kohle mit Sand, Pigmenten und Digitaldruck kombiniert. „Time“ spiele als Collage aus geschredderten Printmedien auf Leinwand mit der Beeinflussung durch die Presse.
Im biblisch motivierten Triptychon zu Maria, dem Tor zur Anderswelt und Maria Magdalena gehe es um Frauen-Thematiken, ebenso wie bei der vierteiligen Leinwandserie „montierte Farbe“, bei der Frau und Mann, Alt und Jung gegenübergestellt werden.
„Ursprünglich waren es Bilder oder Reliefs, die ich gearbeitet habe, wogegen mich heute eher Installationen faszinieren“, beschreibt Sengpiehl ihre künstlerische Entwicklung. So wundert es nicht, dass das absolute Herzstück der Ausstellung der Regenbogen werden soll: Groß, über vier, fünf Meter breit über dem Altarraum von der Decke schwebend aus fünf einzelnen, langen Japanpapierbahnen zusammengefügt, die aus dem Maulbeerbaum gewonnen wurden. Leuchtend bunt gefärbt und mit einer speziellen Punktetechnik in den typischen Farben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Violett bemalt – so liegen sie für die nächsten Arbeitsschritte bereit. Mit Worten voller Bedeutung sollen sie noch beschrieben werden, um dann senkrecht von einer Querstange hängend ihre volle Symbolkraft verstrahlen zu können – als Zeichen für Hoffnung und Toleranz, Vielfalt und Frieden, als verbindendes Element zwischen Himmel und Erde, Menschen und Göttern, Religionen, Völkern und Geschlechtern.
Denn ob Kollage, Druck, Sand, Pigment, Leinwand oder eben Japanpapier – so vielfältig die Materialien und Techniken von Rosita Sengpiehl auch sein mögen, eines ist ihnen schon seit Jahren gleich: „Egal, zu welchem Genre das Werk gehört, es dreht sich dabei immer um politische, sozialkritische und Frauenthemen“, erklärt die Künstlerin, die übrigens noch einen weiteren Einblick in Bezug auf ihre Arbeitsweise verrät: „Ich schreibe meine Bilder erst, bevor ich sie male.“
So wurden die Gruppen, die Anfang und Ende der Ausstellung musikalisch begleiten werden, ebenfalls sorgsam ausgewählt. Zur feierlichen Eröffnung, der Vernissage, am 6. April wird der Frauen-Lesben-Chor „Die Choryfeen“ ab 15 Uhr einen Auftritt haben.
Zur Finissage am 8. Juni ist „The Basement Band“ angekündigt, eine Band Jugendlicher und junger Erwachsener. Beide Ensembles proben regelmäßig im Gemeindezentrum der Michaeliskirche und sind dem Stadtteil somit fest verbunden. Ebenso wie auch die Künstlerin selbst, die eigenen Angaben zufolge bereits seit 1983 in Hassee ansässig ist, wo sie sich ausgesprochen wohlfühle. Weil sie hier einfach „mittendrin im Leben“ sei mit der schönen, fußläufigen Nähe sowohl zur Kieler Innenstadt als auch zur Natur wie dem Vieburger Gehölz. AB