Große Politik im kleinen Ring. Umgeben von schwarzen und roten Absperrbändern trafen der amtierende Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) in der „Talk-Arena“ aufeinander.
Das Szenario erinnerte ein wenig an einen Boxkampf. Um den Ring herum waren die Sitzplätze gut besetzt. Die 155 Teilnehmer/innen erlebten im großen Saal der Stiftung Drachensee an der Hamburger Chaussee einen fairen politischen Schlagabtausch.
Eingeladen hatte die Landtagsabgeordnete Özlem Ünsal (SPD), die zusammen mit NDR-Redakteur Michael Frömter den Abend souverän moderierte. Beide Gäste konnten mit ihren Thesen punkten, der eine eher landespolitisch, der andere in seinem Kieler Bereich. Als Stadtteilzeitung interessierte uns der lokale Teil natürlich mehr. Etwa als es um bezahlbaren Wohnraum ging.
Bezahlbarer Wohnraum
„Rückblickend war es ein Fehler, die Kieler Wohnungsbaugesellschaft zu verkaufen“, bekannte Kämpfer. „Wenn wir so wie die KWG sein wollten, müssten wir jedes Jahr 250 Millionen investieren. Das können wir nicht.“ Immerhin hat die Landeshauptstadt jetzt eine neue Baugesellschaft gegründet und erstellt 100 neue Wohnungen.
Sperrung Theodor-Heuss-Ring
Beim Thema Digitalisierung kann Kiel mit der „Digitalen Woche“ punkten, beim Klima- und Umweltschutz dagegen ist unser Stadtteil durch den Theodor-Heuss-Ring negativ betroffen. „Es ist unser gemeinsames Ziel, Fahrverbote zu verhindern“, betont Günther. „Wir tun alles, dass dieses Fahrverbot verhindert wird, weil die Menschen es weitgehend nicht akzeptieren wollen.“ Kämpfer setzt sich für kreative Lösungen ein. Dass er wegen des angekündigten Spurwechsels und der Absauganlage bereits dreimal in der Satiresendung „Extra 3“ vorgeführt wurde, könne er nach eigenen Worten verkraften.
Alternative Verkehrskonzepte
„Wir müssen mit dem Individualverkehr runter, mit dem Fahrrad rauf, mit ÖPNV rauf“, bekräftig-te der Oberbürgermeister. „Die Auto-Ära neigt sich dem Ende zu. Wir werden in den nächsten Jahren mehrere interessante Verkehrsprojekte vorstellen mit guter Kosten-Nutzen-Rechnung.“ Für die Umstellung der KVG auf Elektro wolle die Stadt 100 Millionen investieren. Der Ministerpräsident sagte volle Unterstützung zu: „Elektromobilität ist das, was Schleswig-Holstein braucht.“
Außerdem sollen zukünftig Premium-Radrouten geschaffen werden, um die Fahrt mit dem Rad noch attraktiver zu machen. „Die Veloroute 10 hat zehn Jahre gedauert. Die nächsten Velorouten sollen schneller kommen“, verspricht Kämpfer.
Aufruf zur Europawahl
Abschließend betonten beide Politiker, dass mehr Dinge sie verbinden als trennen. Sie appellierten, die anstehende Europawahl ernst zu nehmen. „Wir dürfen unser Land nicht anderen überlassen“, so Günther.
Text: Baade, Frahm; Foto: ©Frahm