„Geht nicht, gibt’s nicht!“

Karl „Kalli“ Perkuhn, dessen Motto „geht nicht, gibt’s nicht“ lautet, stand für KIEL LOKAL für ein Gespräch unter vier Augen zur Verfügung und plaudert aus dem Nähkästchen.

Auf seiner Terrasse in Russee, mit seiner Pfeife im Mund und einem Bierchen auf dem Holztisch, gewährt er am sonnigen Nachmittag einen kleinen Einblick in sein ereignisreiches Leben.

Erste E-Gitarre mit 15 Jahren
Mit 15 bekam Kalli seine erste E-Gitarre. Er wuchs in Flintbek auf. Seine Kumpels und er gründeten die Band „Voice of Zodiac´s“. Mit seinem Bruder Stefan, der sechs Jahre älter ist, ging es darum, so unkompliziert wie möglich mit der Musik zu beginnen. „Ich habe mir ein bisschen die Akkorde beigebracht – bei einem der es konnte“, erklärt Perkuhn mit einem Lächeln. Die Hitparade wurde rauf und runter gespielt. Zu der Zeit waren es Bands wie die Beatles und Rolling Stones, die einen großen Einfluss auf ihn und seine Kumpels hatten.

Im Nordpol ging es heiß her
In Lütjenburg im „Nordpol“ ging es dreimal die Woche ans musikalische Werk. Bei Bühnenauftritten konnten die vier jungen Männer pro Auftritt 150 Mark verdienen. „Man muss bedenken, dass ich in meiner Lehre als Rohrschlosser bei HDW gerade einmal 45 Mark im Monat bekam“, relativiert er. Somit war dies mehr als nur ein Zuverdienst. Dem Publikum wurde in dem „Schuppen“, wie er mit einem Zwinkern verrät, richtig eingeheizt. Umso trüber die Aussichten, als die Zeit der Discotheken begann.

Familienvater
mit Liebe zur Freiheit
Kalli zieht genüsslich an seiner Pfeife. „Virginia Tabak“ ist seine Lieblingssorte. Ein „milde“, wie er verrät. Der dreifache Familienvater ging nach seiner Ausbildung zwei Jahre zur Bundeswehr. „Ich brauchte Geld“, wie er unumwunden zugibt. Auf die Werft hatte er keine Lust mehr. „Ich fühlte mich eingeschlossen. Man durfte nur mit einem Passierschein raus“, meint Kalli.

Einsatz für Menschen mit Beeinträchtigungen
Wie das Leben so spielt, kam er durch Zufall zu seiner „Berufung“. Als Fußballer von Eidertal Molfsee fragte ihn ein Mannschaftskollege, ob er nicht mal Musik im Eiderheim Flintbek machen könne. Gesagt, getan! Sie spielten viel Tanzmusik und Schlager. Nebenbei erfuhr Kalli, dass noch Mitarbeiter für die Betreuung für Menschen mit Beeinträchtigungen gesucht werden. Er nahm die Herausforderung an und äußert, dass es zu jener Zeit noch sehr schwer für diese Menschen im gesellschaftlichen Zusammenleben war. „Es fehlte die Akzeptanz. Viele hatten Angst vor Menschen mit Behinderungen“, führt er weiter aus.
Als Fußballer nutzte er seine Verbindungen zum Verein und integrierte viele der Betreuten, die nun ebenfalls Fußball spielen durften. Er baute eine eigene Mannschaft auf, organisierte Turniere und schaffte es sogar den Fußballverband für eine eigene Staffel zu begeistern. Später folgte eine Fußball-Nationalmannschaft. Karl war auf diesem Gebiet als Pionier unterwegs und konnte einiges bewegen.

48 Jahre in Lohn und Brot
Stolze 48 Jahre war Kalli beschäftigt. „Das Ziel Berufsmusiker gab es für mich nicht“, gibt er preis. Er hatte eine gute Anstellung, verdiente einträglich. Ihm machte die Arbeit viel Spaß und sein Vorgesetzter hielt ihm für die Musik oftmals „den Rücken frei“. Seine Frau tat dies ebenfalls. „Ohne sie wäre mir das alles nicht möglich gewesen“, erklärt er dankbar.
Mit den Speellüüd (Gründung 1989), die im Laufe der Jahre mit wechselnder Besetzung durch „Meinungsverschiedenheiten“ auftrat, spielte er auch auf Veranstaltungen wie der Kieler Woche. Die Band, die bis heute besteht, hatte ihren letzten Auftritt im März in Plön zugunsten der Ukraine.

Hannes Wader als Inspiration
Wer ihn besonders inspirierte? Das war Hannes Wader. Der sozialkritische Chansonnier hat es Kalli angetan. Einer seiner Lieblings-CDs ist „Hannes singt Platt“.
„Es ist alles für mich optimal gelaufen.“ Mit einem Augenzwinkern fügt er noch schnell hinzu, dass er ein „fünftklassiger“ Gitarrenspieler sei. Als es nach den 90er-Jahren mit der plattdeutschen Musik nicht mehr so lief, begaben sich Kalli Perkuhn und sein Sohn in neue Gefilde. Einige Beatles und Kings-Lieder haben sie auf Plattdeutsch übersetzt. Dadurch änderte die Zuhörerschaft. Eine Zeit lang waren sie täglich auf der Kieler Woche vertreten. „Etwas weniger Bürokratie wäre wünschenswert“, meint er abschließend. Kalli zieht nochmal genüsslich an seiner Pfeife, nimmt einen Schluck kühles Bier und blickt in die strahlende Sonne, die auf seine Terrasse scheint.

links: Karl „Kalli“ Perkuhn mit Pfeife auf der heimischen Terrasse in Russee.
Foto: Manuel Puderbach

Waldfest am 28. August
Im November letzen Jahres hat Kalli Perkuhn im „Haus des Sports“ bei dem Komponisten-Wettbewerb „Stimmgabel des Nordens“ den ersten Preis gewonnen. Eine Initiative des Vereins „Lebendiges Hassee“, der auch am 28. August das Waldfest im Vieburger Gehölz veranstaltet. Dort hat Kalli Perkuhn mit der Formation DiWoKaD (Folklore aus dem Norden) seinen nächsten Auftritt. Beginn ist bereits zur besten Frühschoppen-Zeit um 12 Uhr mittags. Anschließend treten auch der Gitarrist und Sänger Enrico Glomm sowie die Gruppe Remember (Oldies but Goldies) auf.
MP