Vorbei an historischen Gebäuden machen wir uns auf den Weg zu seiner Wirkstätte. Arne erzählt, was in ihm die Liebe zu dem alten Landhandwerk entfacht hat. Ganz davon abgesehen, dass Feuer schon immer eine Faszination auf Menschen ausgeübt hat, lernte er schon früh, damit sachkundig umzugehen.
„Als Achtjähriger bei den Pfadfindern, später auch als Kursleiter, habe ich recht früh den praktischen Nutzen des Feuers erfahren sowie den verantwortungsvollen Umgang damit. Außerdem standen Schmiedewerkstätten immer ganz oben auf meiner Wunschliste begehrenswerter Ausflugsziele. Loderndes Feuer, glühendes Eisen und zischendes Wasser haben den Funken endgültig überspringen lassen.“ Diese Leidenschaft hat ihn nicht mehr losgelassen. Mehrere Praktika in verschiedenen Schmiede- und Metallbaubetrieben schlossen sich nach dem Abi-tur an. Neben dem Studium der Ur- und Frühgeschichte befeuerte das Schmiedehandwerk stets die praktische Ergänzung zur natur- und kulturwissenschaftlichen Forschung. Verwunderlich daher auch nicht seine Dissertation über „Nachhaltige Energiekonzepte in der aufkommenden Industrie in Mittelalter und früher Neuzeit“.
Kurz vor dem historischen Jahrmarkt haben wir unser Ziel erreicht. Wir stehen vor einer kleinen, massiv gebauten Schmiede aus dem 18. Jahrhundert, die zum Gut Deutsch-Nienhof nahe dem Westensee gehörte.
Jedes Dorf hatte einen Schmied
Dr. Arne Paysen beschreibt: „In jedem größerem Dorf und in jedem Gutbezirk arbeiteten Schmiede. Sie gehörten zu den wichtigsten Landhandwerkern. Sie beschlugen Pferde, stellten Pflugscharen her, fertigten Werkzeuge und Eisenteile und reparierten sie.
Im 19. Jahrhundert, mit zunehmender Mechanisierung der Landwirtschaft, führten sie unter anderem auch Schlosserarbeiten und Maschinenreparaturen aus. Da in den 50er- und 60er-Jahren Traktoren die Pferde als Arbeitstiere ablös-ten und industriell gefertigtes Werkzeug auf den Markt kam, verschwanden die Schmiedewerkstätten so nach und nach aus dem Landschaftsbild.“
Selbstgemachtes aus Eisen
Arnes Liebe zum Schmiedehandwerk und ebenso auch Kunsthandwerk hat bis heute nachhaltigen Bestand. 2010 gründete er das Unternehmen Isentosamballerer. Unter seiner Hand entstehen Alltags- und Ziergegenstände aus Eisen, wie sie schon vor hunderten von Jahren angefertigt wurden – ganz ohne elektrisches Werkzeug und möglichst ganz nah an den historischen Fertigungstechniken.
Davon werden wir uns nun selbst überzeugen. Beim Betreten des Gebäudes ist es zunächst kühl und dunkel. Doch das soll sich bald ändern. Erst einmal besprechen wir unsere Ideen, was wir denn heute produzieren wollen. So völlig unbedarft platzt es aus uns heraus: „Ein Damast-Messer vielleicht oder ein Schwert.“
Aber der erfahrene Schmied holt uns schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. „Für solche Arbeiten reicht ein Tag nicht aus. Für ein Damast-Messer wird der Stahl bis zu 400 Mal gefalzt, für eine einfache, kleine durchweg gebrauchsfähige Messerklinge müssen wir einen Drei-Lagen-Stahl herstellen. Das gleiche gilt für eine kleine Axt. Muskelkraft, Ausdauer und Fingerspitzengefühl werden euch in den nächsten Stunden abverlangt, aber am Ende werdet ihr stolz eurer gefertigtes Unikat in den Händen halten.“ Wie Recht er damit haben sollte, beschreibe ich an anderer Stelle.
Schmiedefeuer in Gang bringen
Nach einer kurzen Einweisung in die Handhabung der Werkzeuge und die Funktionsweise des Schmiedeofens wird Feuer gemacht. Ein riesiger Blasebalg auf jeder Seite hilft dabei und hält mit lautem Geschnaufe das Schmiedefeuer in Gange. Und siehe da, mittlerweile ist es schön warm und hell geworden. Während zwei von uns unablässig für die Luftzufuhr sorgen – was schon mal auf die Arme geht – sägen die anderen beiden vom Baustahl ein Stück ab, das im weiteren Verlauf die Basis für unsere Klinge sein wird. Das kann dann bisweilen eine halbe bis zu einer Stunde in Anspruch nehmen, je nach Werkstück
Bei 1.300 Grad wird geschmiedet
Das Feuer schlägt hoch, die Kohlen glühen und jetzt heißt es, den Stahl auf eine Temperatur von 1.300 Grad zu bringen, da er sich so optimal bearbeiten lässt – das geübte Auge unseres Schmiede-Meisters ist da der geeignete Gradmesser. Der Geruch von Kohle und Eisen liegt in der Luft. Im Maul der Zange wird der orange-glühende Stahl auf den Amboss platziert und mit dem Hammer in Form gebracht. Funken sprühen. Zunder fällt ab.
Dieser Vorgang wird zigmal wiederholt. „Wenn das Werkstück zuckt, ist der Stahl zu kalt, dann muss er erneut ins Feuer“, erklärt Arne.
Schlag für Schlag kommen wir unserem Ergebnis näher. Loderndes Feuer, glühender Stahl, fliegende Funken, und immer die Sorge, mit einem Schlag alles kaputt zu hauen, erzeugen eine gewisse Ehrfurcht. Doch langsam ist die Klingenform und der Stecker, der in den Holzgriff eingelassen wird, ausgeschmiedet. Inzwischen ist es fast 17 Uhr, unsere Wangen glühen, jede Faser im Körper ist zu spüren, doch Arne hat nicht zu viel versprochen: Der Funke ist übergesprungen. Stolz, fast schon demütig halten wir unser Werkstück in den
Händen.
Der Schmiedekurs
Der Grundkursus dauert einen ganzen Tag (ca. 9–18 Uhr)
Damaststahl: zwei Tage
Schwertschmieden: drei Tage
Vater-Sohn, Mutter-Töchter, etc.
Kinder ab zehn Jahren
Alle Termine nach Absprache unter isentosamballerer@gmx.de
Text & Foto: Preising