Im Artikel „Keine Gefährdung für den Russee“ hatte KIEL LOKAL berichtet, dass die Parzellen der Kleingartenanlage Neelsen I „im Wesentlichen ohne Bedenken genutzt werden“ könnten. Dem stellen Vertreter des Kleingärtnervereins Kiel-Hassee nun eine andere Sicht entgegen.
Lediglich fünf Parzellen seien in dem an die alte Deponie und Müllverbrennungsanlage „Ties Neelsen“ grenzenden Gelände vorsorglich aus der Pacht genommen worden. Deren Boden sei nicht für eine gärtnerische Nutzung geeignet. So lautete die Information aus dem Ortsbeirat Hassee/ Vieburg.
Nach KIEL LOKAL nun vorliegenden Unterlagen stellt sich der Sachverhalt weniger harmlos dar. „Die Maulwürfe bringen immer wieder Müll hoch“, berichtet Manfred Schneider vom Kleingärtnerverein Kiel-Hassee. Seit drei Jahren bemüht sich der aktuelle Vorstand mit der Stadtverwaltung um die Klärung vorliegender Kontaminierungen. Ein Ende ist vorerst nicht in Sicht.
Unverständnis besteht vor allem über die zynische Verfahrensweise der Vergangenheit. Bereits seit mehr als zwanzig Jahren wird vonseiten der Stadtverwaltung ein Schriftverkehr geführt, in dem auf der Grundlage von Bodengutachten immer wieder Nutzungseinschränkungen ausgesprochen wurden.
Darin heißt es unter anderem: Der Anbau von Gemüse zum Verzehr sei nicht zulässig. Beim Spielen von Kindern sei darauf zu achten, dass die Grasnarbe geschlossen sei, Kontakt mit Erde zu vermeiden. Dabei definiert das Bundeskleingartengesetz (BKleingG) in § 1, Absatz 1, Satz 1: „Ein Kleingarten ist ein Garten, der … zur Gewinnung von Gartenbauerzeugnissen für den Eigenbedarf, und zur Erholung dient“.
Ist ein Kleingarten, der keinen Gemüseanbau und nur eine eingeschränkte Erholung erlaubt, ein Kleingarten? „Wir verstehen nicht, dass die Stadt an Parzellen verdient hat, deren Nutzung nicht der unseres Erachtens vorgeschriebenen Kleingartenbewirtschaftung entsprechen kann“, stellt Manfred Schneider klar. Wichtig sei nun vor allem eine zügige Aufklärung. „Die Pächter brauchen Gewissheit, ob sie Gift unter dem Spaten haben“, bekräftigt Vorstandskollege Siegmund Roeschke. Parzellen neu zu verpachten, sei unter der gegebenen Unsicherheit kaum zu verantworten. „Wir sind froh, dass uns die gegenwärtig Zuständigen der Stadt engagiert bei der Klärung unterstützen.“ Auch den Alt-Pächtern sei manchmal recht beklommen zumute, denke man an die vielen Krebserkrankungen in der Kleingärtner-Nachbarschaft.
Ein gutes Gefühl auf der einst geliebten Scholle sei so jedenfalls mehr und mehr in Mitleidenschaft gezogen. Nicht jeder hält gesundheitliche Auswirkungen auf die Kleingärtner und ihre Familien für weit hergeholt. Die Idylle hat zumindest auf der alten Nelsenkoppel einige Risse bekommen.
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