Die Maßnahmenvorschläge zur Luftreinhaltung werden heiß diskutiert, eine Podiumsdiskussion am 18. Januar im Haus des Sports hat neue Wellen geschlagen. Insbeondere die angedachte Sperrung der B76-Ausfahrt zur Hamburger Chaussee macht Anwohner ratlos.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hatte dazu eingeladen, Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer, Umwelt-Staatssekretär Tobias Goldschmidt und Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe waren auf das Podium im Winterbeker Weg gekommen. Die Moderation des BUND mit den nur schriftlich zugelassenen Wortmeldungen und Einwohnerfragen hat der Debatte die emotionale Brisanz genommen, wie TeilnehmerInnen unisono berichten.
In der Sache hat sich dann auch wenig Neues ergeben. Weitestgehende Einigkeit besteht bei den Ratsfraktionen darüber, dass Fahrverbote gleich welcher Art keine Lösung darstellen, im Zweifelsfall Verkehrsströme und Schadstoffbelastungen höchstens räumlich verschieben, statt sie zu vermeiden.
Mit solchen Szenarien plagen sich insbesondere die Einwohnerinnen und Einwohner in Hassee, Vieburg und Russee. Würde die angedachte Sperrung der Abfahrt auf die Hamburger Chaussee am Waldwiesenkreisel umgesetzt. wären die bisher üblichen Wege in die dort liegenden Wohngebiete versperrt. Über die Folgen für angrenzende Zufahrten in den Kieler Süden – etwa via Winterbeker Weg und Wulfsbrook – lässt sich nur spekulieren. Dass eine solche Umlenkung der Verkehrströme ohne Behinderungen und neue Schadstoff-Hotspots ausgehen könnte, ist kaum vorstellbar, sind diese Bereiche doch schon jetzt an der Belastungsgrenze.
Ganze Stadtteile ins „Off“ zu setzen, indem sie durch Sperrungen kaum noch zu erreichen sind und zugleich andernorts neue Probleme zu erzeugen, kann keine Lösung sein. Das ändert jedoch nichts daran, dass ein grundlegendes Umdenken in puncto Mobilität notwendig ist. Denn wenn wir ehrlich sind, sehen wir schon heute überall in der Stadt, dass der Individualverkehr längst an seine Grenzen gekommen ist bzw. sie überschritten hat. Das lässt sich riechen und hören, das merken wir in Form von Stau und fehlenden Parkplätzen. Am besten merkt man es allerdings, wenn man gerade nicht in (s-)einem Auto sitzt.
Text: Sellhoff; Foto: ©Frahm