Nach zwei vergebenen Matchbällen auf einen direkten Aufstiegsplatz steht für die KSV am Samstag das alles entscheidende zweite Relegationsspiel gegen den 1. FC Köln an. Die Störche könnten die erste schleswig-holsteinische Mannschaft werden, die den Sprung in die höchste deutsche Spielklasse schafft und damit Geschichte schreiben.
Kein anderer Verein war dermaßen von der Corona-Pandemie verfolgt wie der Club von der Kieler Förde. Und dennoch: Trotz einer insgesamt vierwöchigen Quarantäne im Frühjahr spielte die Werner-Elf eine Saison, die für viel Aufsehen in der Stadt und sogar im gesamten Bundesgebiet sorgte. Das Jahr 2021 hielt für die Störche bisher 21 reguläre Saisonspiele und weitere vier DFB-Pokalspiele bereit, von diesen insgesamt neun Spiele allein in den vergangen vier Wochen ausgetragen wurden. Und das mit Erfolg! Mit Abpfiff des letzten regulären Spieltags rangiert die Kieler Sportvereinigung mit 62 Punkten auf dem dritten Tabellenplatz und hat damit so viele Punkte gesammelt, wie noch nie zuvor in ihrer Zweitliga-Geschichte. Ein Grund stolz zu sein!
Zudem mussten die Kieler Torhüter Ioannis Gelios und Thomas Dähne mit insgesamt 35 Gegentreffern im Ligavergleich am seltensten hinter sich greifen. Ergänzend dazu sind mit Janni Serra (13 Treffer), Alexander Mühling (12 Treffer) und Fin Bartels (11 Treffer) drei Störche in den Top 20 der Torschützen der Liga. Zusammen haben sie sogar mehr als die Hälfte aller 57 Holstein-Tore geschossen.
Unvergessen ist in diesem Jahr das Pokalmärchen, welches mit einem Sieg im Elfmeterkrimi gegen den deutschen Meister FC Bayern München im Januar seinen Anfang nahm. Erst im Halbfinale konnte die Kieler „Boy-Band“ durch den späteren Pokalsieger Borussia Dortmund gestoppt werden.
Nun sind beim Aufeinandertreffen mit den Ex-Kielern Rafael Czichos, Salih Öczan und Dominick Drexler am Samstag ab 18 Uhr starke Nerven gefragt. Gelingt der KSV als 57. Verein der Sprung in die erste Bundesliga? Der Sky-Reporter attestierte den Kielern beim letzten Saisonspiel gegen Darmstadt 98 auf jeden Fall eine mindestens bundesligareife Spielfläche.
Darmstadts Trainer Markus Anfang, dem 2017 mit Kiel der Aufstieg ins Bundesliga-Unterhaus gelang und später zum „Effzeh“ wechselte, blutete nach der Begegnung in Kiel das Herz: „Wenn ich nun Gedanken habe, dass da jetzt zwei Mannschaften in der Relegation aufeinandertreffen, die ich beide kenne und zu beiden eine emotionale Bindung habe – das fällt mir nicht leicht. Manchmal ist der Sport auch brutal.“ Passend hierzu auch der Satz des Journalisten Wolf von Lojewski: „Es ist leicht, Fan von FC Bayern zu sein, aber als Fan von Holstein Kiel, da brauchst du seelische Kraft.“
Auch der Kieler Trainer Ole Werner ist sich der anstehenden Anstrengungen bewusst: „Eben das, was dieses Jahr schon häufiger die Situation war, dass niemand mehr irgendwo auf uns setzt, das wird jetzt sicherlich erneut so sein. Für uns wird es darum gehen, uns wieder aufzurichten, wieder Haltung zu bewahren und erneut in diese Spiele zu gehen und unsere Haut so teuer wie möglich zu verkaufen, um dann doch das Unmögliche auf diesem Weg doch noch irgendwie möglich zu machen.“ KSV-Kepper Thomas Dähne schlägt in dieselbe Kerbe: „Jetzt müssen wir alles investieren gegen Köln, um den Traum noch wahrzumachen.“
Text: Stieh; Foto: ©Naeve