Die vielen Vorteile des Verschenkens, Tauschens und Verleihens von gebrauchten Gegenständen hatten Eike Siebert und ihre Familie schon lange für sich entdeckt. Um noch mehr Menschen in ihrem Stadtteil einen nachhaltigeren Alltag zu ermöglichen, richteten sie kurzerhand einen „Fair-Schenk-Schrank“ auf ihrem Grundstück ein.
Der kleine rote Schrank in der Einfahrt zum Grundstück der Familie Siebert ist schon aus der Ferne zu erkennen. Gut gefüllt ist er inzwischen auch: Gesellschaftsspiele, Schuhe, Küchenutensilien – eben alles, was in dem einen Haushalt manchmal einfach übrig ist, einem anderen dagegen gerade sehr gelegen kommen würde.
Genau dieses Prinzip steckt hinter dem Ort des Schenkens, den Familie Siebert ins Leben gerufen hat. „Die Nachhaltigkeit im kleinen Rahmen ankurbeln und unterstützen, das will ich“, sagt Eike Siebert über ihre Idee. Schon früher war die Familie aus Hassee beim Spaziergang hin und wieder auf Boxen mit solchen kleinen Schätzen gestoßen, war auf Facebook in einer Tauschgruppe und regelmäßig im Glückslokal am Lorentzendamm aktiv.
Alles hatte mit dem Umzug nach Hassee begonnen, bei dem der jungen Mutter plötzlich Kartons fehlten. Ein Auto stand nicht zur Verfügung, und so fragte Eike Siebert online nach Hilfe. „Tatsächlich fanden sich hier zwei Menschen, die zum einen Kartons hatten und zum anderen auch noch bereit waren, mir diese nach Hause zu bringen. Das fand ich großartig“, sagt sie rückblickend.
Für einzelne, gerade kleinere Gegenstände sei ein Verschenken über Anzeigen oder ähnliches oft zu umständlich. Ihrer Nachbarschaft bietet die Familie nun also einen „zentralen Fixpunkt, zu dem man jederzeit gehen kann“, auf dem Weg zu den alltäglichen Besorgungen. Wer etwas zu verschenken hat, legt es einfach in den Schrank, wer etwas gebrauchen kann, nimmt es mit. Was längere Zeit keine Abnehmer findet, sortiert die Familie aus und gibt es an Stellen, die ein größeres Publikum haben, wie den Sozial-laden Obolus oder das Glückslokal. „Inzwischen halten sogar ab und zu Autos vor der Tür, es werden regelmäßig Dinge hineingelegt oder mitgenommen“, freut sich Siebert über den Erfolg ihres „Fair-Schenk-Schranks“.
Für die Zukunft, wenn der Erfolg der Idee bestehen bleibt, wünscht sich die Familie ein kleines, wetterfestes Häuschen an Stelle des Schrankes. Besonders freuen würde sich Eike Siebert, wenn über die Idee weiterhin gesprochen würde. „Ich hoffe, es regt die Menschen dazu an, nachzudenken und ganz klein im Alltag das Verhalten zu überdenken. Gebrauchte Dinge zu benutzen, anstatt immer wieder neu zu kaufen“, so Siebert. Denn genau so ließe sich Nachhaltigkeit leben.
Die Familie ist überzeugt, dass noch mehr solcher Projekte, die uns achtsamer durch das Leben gehen lassen, in jedem Stadtteil gebraucht werden. Zumindest in Hassee gibt es schon die nächste Initiative – einen Ort, an dem Obst, Gemüse oder Pflanzen aus dem eigenen Garten verschenkt werden können, verriet Christian Kuhtz-Kunow, der nur eine Straße weiter wohnt. Man darf also gespannt sein. AS
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