Nach mehr als dreijähriger Bauzeit neigen sich die Arbeiten am neuen Eingangs- und Ausstellungsgebäude für das Freilichtmuseum Molfsee dem Ende entgegen. Die Handwerker sind fast fertig. Nun beginnt die Zeit der Einrichtung und Innengestaltung.
Rund hundert Tage vor der geplanten Eröffnung am 15. Januar 2021 hat die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen zur Presseführung eingeladen, um einen Einblick in die Entstehung der Dauerausstellung zu geben.
Architektur des Gebäudes
Von Weitem wirkt der Neubau so wie die anderen Reetdachhäuser auf dem Gelände des Freilichtmuseums. „Das neue Eingangsgebäude fügt sich als Baukörperpaar in Maßstab und Duktus in die vorhandene Museumslandschaft ein und wird Teil des Gesamtensembles. Angeknüpft wird an das vertraute Bild der großvolumigen Reetdächer als selbstverständlicher Teil dieser Landschaft“, sagt Klaus H. Petersen von ppp architekten. „Dach und Wand werden zur skulpturalen Großform, die Gebäude zu Artefakten. Der Baustoff Cortenstahl stellt mit seiner Härte und Strenge den zeitlichen Bezug her und steht in angemessenem Kontrast zu den Altbauten.“
Schon das Betreten allein in den Eingangsbereich ist den Museumsbesuch wert. Der Blick nach oben imponiert. „Das hölzerne Rautenfachwerk im Inneren ist als Transformation der großartigen Dachkonstruktionen historischer Scheunen zu lesen und vermittelt das Gefühl der Geborgenheit“, so der Architekt.
Ausstellung im Untergeschoss
Zu den Ausstellungsräumen geht es über eine Betontreppe runter. Doch es wirkt dort überhaupt nicht wie im Keller, da die geschickte Platzierung des Innenhofes reichlich Tageslicht durch die großen Fensterfronten hineinlässt.
Die Ausstellungsräume sind viel großzügiger als vermutet, da das Untergeschoss weitreichender ist als die oberen Gebäudeteile. Die Deckenhöhe von 4,25 Meter tut ihr Übriges. Eine eingebaute Akustikdecke sorgt dafür, dass sich der Hall nicht verstärkt.
Volkskunde neu präsentieren
Dieser Neubau ermöglicht dem Freilichtmuseum bald einen Ganzjahresbetrieb. Im „Jahr100-haus“ wird gezeigt, was die Schleswig-Holsteiner in den vergangenen 100 Jahren geprägt hat. „Wir wollen nicht das zeigen, was draußen schon zu sehen ist: die bäuerliche Kultur, das bäuerliche Arbeiten, sondern auch städtische Bereiche“, betont der leitende Direktor Prof. Dr. Dr. Claus von Carnap-Bornheim und ergänzt: „Die Dauerausstellung ist die Königsdisziplin der Museumsmacher.“ Es ist die Kunst, aus 80.000 Objekten der Sammlung die prägendsten auszuwählen.
920 m² große Dauerausstellung
Die 920 m² große Dauerausstellung ist aufgeteilt in sechs einzelne Themenbereiche: Rhythmus, Mobilität, Beschäftigung, Kommunikation, Konsum und Sicherheit. Zwei Ausstellungsräume sind bereits fertig eingerichtet. Über die Fläche verteilt werden die Exponate auf Podesten präsentiert. „Das Einfache, Reduzierte ist das Beste“, erklärt Gestalter Korkut Demirag. „Wenn es so aussieht, dass es ganz leicht ist, dann haben wir viel erreicht.“
Im größten Ausstellungsraum sind die Arbeiten noch voll im Gange. „Seien sie gespannt, was in diesem Raum noch alles installiert wird“, verkündet Museumsdirektor Dr. Wolfgang Rüther.
Ausstellung über Kalten Krieg
Die 190 m² großen Sonderausstellungsräume sind derzeit noch leer. Hier wird am 15. Januar eine Ausstellung zum Kalten Krieg in Schleswig-Holstein eröffnet. Einige Objekte kommen aus dem Bunker unter dem Kieler Schloss. Rüther: „Sie werden auch erfahren, wo noch heute Spuren des Kalten Krieges zu entdecken sind.“
Text: Frahm; Foto: ©Frahm