Nachdem es bei Fin Bartels beim Vormittagstraining „ein bisschen in den Oberschenkel reingezogen hat“, musste er das Training am Nachmittag ausfallen lassen. Dennoch nahm sich der Sympathieträger der KSV Holstein Zeit für ein Interview.
Anfang Februar feiert der Zweitligaprofi seinen 36. Geburtstag. Der bodenständige und technisch versierte Offensivmann, der seinen Weg vom TSV Russee über die SpVg Eidertal zu Holstein Kiel in die B-Jugend fand, ging stets seinen eigenen Weg (Schritt für Schritt) bis in den Profifußball. „Ich hatte gar keine Chance, irgendwann mal abzuheben. Gerade die Familie und Freunde sind mir dabei immer sehr, sehr wichtig gewesen“, sagt er dankbar.
Seine drei Kinder sind sportlich auch aktiv. Beim Cheerleading, Handball und Tennis sind seine beiden Töchter mit von der Partie. Der fünfjährige Sohnemann – wie soll es anders sein – spielt Fußball wie der Papa.
Großvater war deutscher Meister
Fin Bartels stammt aus einer Sportlerfamilie. Mutter und Vater schnürten ebenfalls die Fußballschuhe und sein Großvater wurde mit dem THW Kiel sogar dreimal deutscher Meister. Damals war die Aussicht, Profifußballer zu werden, mit einem Weggang in ein Fußballinternat verbunden. „In dem Alter gab es u.a. Anfragen aus Köln, Freiburg und Schalke. Aber ich habe mich dagegen entschieden, weil ich einfach mein familiäres Umfeld brauchte“, war er sich damals sicher.
„Ich hatte Bock auf Fußball. Es war schon immer ein Traum, aber ich wollte es locker angehen“, verrät er. „Wenn du den falschen Freundeskreis hast, kann es auch schnell in die andere Richtung gehen“, mahnt er auch zur Vorsicht.
Holstein Kiel im Wandel
In seinen Anfangsjahren bei Holstein war das Durchschnittsalter „gefühlt um die 35“, sagt er, und man habe oft „fertige Spieler geholt“. Der Wechsel für etwas Neues war aus seiner Sicht das neue Trainingsgelände. Mit diesen Weichenstellungen „hat man schon sehr vieles richtig gemacht“. Holstein Kiel ist mittlerweile in der zweiten Liga „etabliert“. Gerade im Profibereich hat der Verein in den Jahren leider viele wichtige Spieler an andere Vereine verloren. Guter und erfolgreicher Fußball weckt halt Begehrlichkeiten. „Jedes Jahr wieder aufs Neue eine schlagkräftige Truppe aufzubieten, ist gar nicht so einfach“, erklärt er stolz.
Rat für junge Menschen
Wichtig ist für ihn auf jeden Fall eine solide Grundlage für jeden, der Profi werden möchte. „Schule, Studium oder eine Ausbildung, das ist die Basis. Fleißig sein und mehr machen als andere. Ich habe früher erst meine Hausaufgaben gemacht und danach den ganzen Tag gekickt“, sagt der Fußballbegeisterte. Vor allen Dingen Spaß und Freude an der Sache haben. Er kenne Fußballer, „die dich im Training ausspielen und am Wochenende denkst du, da kommt jemand anderes“. Es ist einfach ein Unterschied, ob man im Training ist oder sich vor vielen Menschen beweisen muss. „Auf dem Feld muss man sich eine gewisse Lockerheit bewahren können“, erklärt er aus eigener Erfahrung.
Die Ruhe vor dem Sturm
Der erfahrene Stürmer bewies bei seinen Fußballstationen bei Hansa Rostock, St. Pauli und Werder Bremen und natürlich bei den Störchen immer wieder seine Qualitäten als Vorlagengeber und Torjäger. Bei 466 Einsätzen war er an 149 Treffern beteiligt. Was für eine tolle Quote! Auf dem Platz ist der ansonsten eher zurückhaltende und introvertierte Vollblutfußballer ganz anders. „Ich habe das erst auf dem Platz ausgelebt durch das Adrenalin“, gibt er preis. Durch den Druck, den er stets positiv empfand, sei der wettkampferfahrene Offensiv-Allrounder erst richtig „heiß gelaufen“.
Pokalsieg gegen Bayern München war bisher das Highlight
Um den großen FC Bayern endlich mal schlagen zu können, musste Fin Bartels wieder in die KSV-Familie zurückkehren. „So eine Saison insgesamt und als Underdog aus der zweiten Liga, das war schon ein Top-Highlight in meiner Karriere“, gibt er stolz zu verstehen. Im Elfmeterschießen verlud er Manuel Neuer mit seinem entscheidenden Schuss ins untere rechte Eck. Auf dieses Ereignis vor fast genau zwei Jahren wird er heute noch von vielen Fans angesprochen.
Seine persönlichen Ziele
Die „vernünftige Hinrunde“ will Fin Bartels unbedingt verbessern. „Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass wir erfolgreich spielen. Es waren mehr Punkte drin. Noch konsequenter nach vorne spielen“, hofft er auf Verbesserungen im Abschluss und in der Kompaktheit im Abwehrbereich. Bei einem guten Start ist sich Bartels sicher, dass man eine erfolgreiche Rückrunde spielen kann. Er schaue „von Spiel zu Spiel“, möchte gesund bleiben und so viel wie möglich auf dem Platz stehen. In den nächsten Wochen wird sich entscheiden, ob der Vertrag verlängert wird. „Wir werden uns noch mal zusammensetzen und gemeinsam entscheiden“, verrät er im Interview.
Start gegen Greuther Fürth
Das nächste Heimspiel ist am 28. Januar gegen Greuther Fürth. Im Hinspiel konnte Holstein dort einen glücklichen Punkt entführen. „Für mich sind sie immer noch eines der spielstärksten Teams der Liga“, weiß Fin Bartels um die Gefährlichkeit des Auftaktgegners. Zum Ende des letzten Jahres habe Fürth „den Bock umgestoßen“ und wieder zurück in die Spur gefunden. Eine gute Zweitligamannschaft, die zu Gast sein wird. Dennoch tippt Bartels auf einen Heimsieg mit 2:1. „Wir möchten selbst das Spiel bestimmen, nicht nur beim Ballbesitz, selbst Chancen kreieren und eklig in den Zweikämpfen sein. Das müssen wir 90 Minuten auf den Platz kriegen. Fußball arbeiten und dennoch schönen Fußball spielen“, ist der Wunsch zum Auftakt ins neue Fußballjahr.
Soziales Engagement
Ihm ging es in seiner Kindheit gut. Seiner Familie und seinen drei Kindern geht es ebenfalls gut. Mit dem Motto „Am Ball für Kinder in Not“ möchte Fin Bartels etwas zurückgeben. Dies geschieht mit dem Verein „Förde Lütten e.V.“. Es gab u. a. einen Stadionbesuch für ein Kinderheim, ein Sommerfest und viele schöne weitere Aktionen. Wie man helfen kann? „Natürlich durch Spenden und mit Manpower. Wir möchten konkret vor Ort helfen und sind auch dankbar über Tipps, wo wir uns einsetzen können“, ist er begeistert über die große Spendenbereitschaft aus dem letzten Jahr.
Abschließend empfiehlt er Kindern, sich einem Verein anzuschließen. „Sport bringt Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten zusammen. Sport verbindet“, sagt der lebensfrohe, bodenständige Fußballer. Typisch norddeutsch eben. MP