Die Sonne lacht, als um 10 Uhr morgens fünf Vierjährige an einem runden Tisch sitzen und ihre Betreuerin Sibylle gespannt ansehen. Sie haben frisch gewaschene Hände und Gesichter, tragen allesamt Schürzen im Miniformat und sitzen auf ebenso klein dimensionierten Stühlen.
Auf dem Tisch warten schon Lauch, Paprika, Mais, Salami, Quiche-Teig, Sahne und Eier auf kleine Hände und anspruchsvolle Gaumen.
Sybille legt den Teig auf ein Backpapier und lässt die Kinder nacheinander fühlen, kneten und drücken. Erstaunlich, wie konzentriert Mieke, Lena, Momme, Mattis und Lucy dabei sind, auch wenn sie sich gegenseitig zusehen.
Heute kochen alle Kinder der Dino-Gruppe. „Aber ich teile sie in kleinere Gruppen und lasse sie nacheinander kochen, sonst wird das zu viel“, informiert Sybille. Sie fragt die Kinder, wie sich der Teig anfühlt und wonach er riecht. Schnell sind sich die Tester einig: Butter muss im Teig sein, Sybille freut sich. Nach einem weiteren gemeinschaftlichen Ausrollen gilt es, die Teigränder mit den Fingern nach oben zu stülpen. Kleine Finger machen einen kleinen Rand, den Sybille stellenweise ausbessert.
Danach dürfen die kleinen Köche Sahne in eine Schüssel geben. Die vermeintlich kleine Tätigkeit bietet Vierjährigen eine Welt voller Möglichkeiten. Laut glucksend wird das Missgeschick kommentiert, als Sahne auf Tisch und Hände tropft. Sybille versichert Lena, dass sie die Sahne von ihren Fingern lecken darf und muss gleich darauf Sahne an die bisher kleckerfreien Kinder geben.
„Sie sollen alles einmal probieren. Daher ist das schon ok“, erklärt Sybille. Das ist besonders beim Belag wichtig. „Wer von euch mag denn Lauch? Paprika? Mais?“ Unentschlossenheit macht sich breit, daher erhält jede Kinderhand ein Teststückchen. Lauch schmeckt den wenigsten. Auf der ersten Quiche wird er daher nicht verwendet. Dann darf jeder reihum den Belag auf die Schicht aus Sahne und Eiern legen. Sybille sorgt dafür, dass jedes Kind einmal drankommt. „Das Kochen macht allen Spaß, da sind sie wirklich voll und ganz dabei. Beim Essen ist das nicht so einfach“, erzählt die Betreuerin. Heute hat sie aber ein beliebtes Rezept gewählt, das die Kita schon einmal für ein Kochbuch gemeinsam gekocht hat. „Das hier dürfte allen schmecken“, prophezeit sie.
Nach einer Stunde liegt eine fertig belegte Quiche auf dem Tisch, die nun in den Ofen wandern darf. Schürzen werden abgelegt und die nächste Gruppe kommt freudig herein.
Die Köche und Köchinnen der ersten Gruppe dürfen sich nun der großen Ablenkung des Vormittags zuwenden: Der Frau von der Zeitung. Meine Kamera ist ein konstantes Objekt der Begierde und gegen die Ansicht ihrer Bilder erhalte ich ein paar Antworten auf meine Fragen nach dem Lieblingsessen. Die Antwort fällt einhellig aus: Pizzabrötchen ist das allerliebste Essen, wobei die Meinungen zu Käse und Salami als Füllung variieren.
Nun geht das Spiel von vorne los. Schürzen an, auf die Plätze, Teig ausrollen. In Marek findet sich diesmal ein geübter Teigroller, in Alexa eine Lauchliebhaberin: „Es ist scharf, aber lecker.“
„Offensichtlich kochen die Kinder auch mit ihren Eltern, das merkt man bei diesen Aktionen häufig“, kommentiert Sybille Mareks fachmännische Handhabung des Nudelholzes. Bei der zweiten Fragerunde habe ich aus meinen Fehlern gelernt und frage die Kinder einzeln aus.
Alexa antwortet auf die Frage nach dem Lieblingsessen sehr präzise: „Manchmal esse ich Ei mit Senfsoße.“ Auch Luca fallen die Pizzabrötchen nicht sofort ein, sondern Brot mit Soße. Pizza in allen Variationen ist aber von den Lieblingslisten der Kinder nicht wegzudenken.
Als die dritte Quiche im Ofen verschwindet, decken die Kinder den Tisch und setzen sich gemeinsam zum Essen. Jeder erhält zunächst ein Stück Quiche mit Belag nach Wahl und dazu Wasser. Nach dem Essen wird ein Obstteller auf den Tisch gestellt. Dann kommt die Köchin in den Raum und fragt nach den Essenswünschen für die nächste Woche.
In der Kita Villa Kunterbunt wird viel Wert auf gesunde Ernährung und ein gutes Verhältnis zu Essen gesetzt. Einmal in der Woche dürfen die Kinder mit den Betreuern gemeinsam für ein Wunschfrühstück einkaufen, einmal ein Mittagsgericht wünschen. Eine eigene Köchin hat die Kita auch, die jeden Tag frische Mahlzeiten zubereitet. Die Betreuer essen gemeinsam mit den Kindern. Es gibt einen Tischspruch vorweg und für Nachschlag sollen die Kinder fragen.
Seit mehreren Jahren arbeitet die Kita mit dem Rönne Verlag zusammen, der das Kochbuch „KinderKüchenKram“ veröffentlicht. Dessen Rezepte sind also von Kinder-Koch-Experten geprüft.
(Text & Foto: Weilnböck)