Kommt der Radweg zurück?

Fehlplanung an der Hamburger Chaussee: Für die Abbiegespur wurde der Radweg neben der Straße entfernt. Nun müssen die Radfahrer den Fußweg mitbenutzen. Foto: Jens Uwe Molllenhauer

Verkehrssicherheit für Schulkinder im Bereich Töpfergrube soll verbessert werden

Bei der 358. Sitzung des Ortsbeirates Hassee/Vieburg ging es hauptsächlich um Verkehrsthemen. Hier ging es insbesondere darum, wie die schwächeren Verkehrsteilnehmer zu ihrem Recht kommen.

Rückblende: 2015 wurde im Gewerbegebiet Töpfergrube der neue Edeka-Markt und ein Aldi erbaut. Im Zuge dieser Maßnahme erschien es unabdingbar, eine Abbiegespur in der Hamburger Chaussee einzurichten. Dafür wurde der Radweg entfernt. Seitdem drängeln sich in beiden Richtungen Fußgänger, Radfahrer, Rollerfahrer, Kinderwagen und Rollstühle auf einem 120 Meter langen gemeinsamen Gehweg, damit die stadteinwärts fahrenden Autos auf eine Abbiegegelegenheit warten können, ohne dass es zu Verzögerungen für die Geradeausfahrenden kommt.
Stadtauswärts blieb alles beim Alten. Nur eine zusätzliche Ampelanlage wurde errichtet. Der Zeitgewinn durch die Abbiegerspur ist überschaubar, denn es ist nun die Ampel, die den Straßenverkehr merklich verzögert.
Diese Baumaßnahme wurde seinerzeit gegen den Widerstand des Ortsbeirates durchgesetzt und dabei in Kauf genommen, dass für die Schwächsten unter den Verkehrsteilnehmern zahlreiche zusätzliche Gefahrenpunkte entstehen, so an der Einmündung Heckenrosenweg und an allen Grundstücksausfahrten – jeweils mit Sichtbehinderung durch Bewuchs.
Insgesamt beurteilt nicht nur der Ortsbeirat, sondern mittlerweile auch Christian Stamer vom Tiefbauamt die Verkehrssituation insbesondere für Schulkinder im Einzugsbereich Hamburger Chaussee / Töpfergrube/Heckenrosenweg als „überhaupt nicht zufriedenstellend“.
Das hat seinen Grund. Die betreffenden Straßen sind ein wichtiger Weg zu den Schulen an der Rendsburger Landstraße. Es gibt keine Querungshilfe an der Hamburger Chaussee. Die Einmündung der Töpfergrube ist überdimensioniert und gefahrengeneigt. Fußwege sind zu schmal und in bedauernswertem Zustand. Im Heckenrosenweg muss die Straßenseite in einer gefährlichen Kurve gewechselt werden. Im Wendehammer der Töpfergrube beginnt ein Fußweg. Leider ist die Situation durch viele Parker sehr unübersichtlich und damit gefährlich für Verkehrsanfänger. Es reiht sich ein Problem an das andere. Der „verrückte“ Radweg ist nur eines davon.
In dieser Gemengelage hat der Discounter Aldi im Gewerbegebiet einen Erweiterungsbedarf um 5 % angemeldet. Dies ist das i-Tüpfelchen, das die Verwaltung nun bewogen hat, gleich einen neuen Bebauungsplan in Aussicht zu stellen. Das betroffene Gewerbegebiet umfasst auch die riesigen Areale, auf denen zuletzt die Sünkler-Autokrane standen, und den ehemaligen Autohandel. Der Verwaltung ist es wichtig, diesen Bereich als Gewerbeflächen zu erhalten, obwohl sich zugegebenermaßen seit Jahren kein einziger Gewerbebetrieb dafür interessiert hat.
Aus dem Ortsbeirat und aus dem Publikum kamen daher auch Fragen, ob diese Bereiche nicht besser für eine Wohnbebauung oder zumindest für eine Aufforstung nutzbar seien. Dies wurde verneint, ohne dass die Argumente besonders überzeugten.
In dieser frühen Phase der Bürgerbeteiligung ist es allen Interessierten möglich, in die bisherigen Entwürfe Einsicht zu nehmen und eigene Stellungnahmen abzugeben. Beschlossen wird ein B-Plan voraussichtlich erst ab 2025.

Der schmale Gehweg wird immer wieder zum Parken missbraucht: Ein Fall für den Fußgängerbeauftragten Till Zeym

Offenes Ohr für Gehwegprobleme
Auf Einladung des Ortsbeirates stellte sich Kiels Fußgängerbeauftragter dem Gremium vor. Nachdem es der unermüdliche Einsatz der Kieler Fahrrad-Lobby bereits vor rund 30 Jahren geschafft hat, einen Fahrradbeauftragten im Tiefbauamt anzusiedeln, und seitdem zahlreiche Verbesserungen im Radverkehr angestoßen wurden, ist diese Errungenschaft dem Fußverkehr erst im letzten Jahr zuteilgeworden. Dabei sind wir alle Fußgänger – mindestens auf dem Weg bis zum Auto.
Till Zeym will Ansprechpartner für alle Themen rund um das Zufußgehen sein. Eindrücklich erläutert er, wie sehr die Gestaltung der Räume die Aufenthaltsqualität in der Stadt beeinflusst. Unattraktive, laute und enge Räume lassen Wege viel länger erscheinen. Wer viel zu Fuß geht, weiß das. Ruhige, autoarme Wege werden gewählt, auch wenn sie länger sind. Zugeparkte Gehwege, Umwege, Diskriminierung an Ampeln, hohe Geschwindigkeiten, all das macht das Gehen unattraktiv.
Umgekehrt kann der Fußgeh-Anteil durch verkehrliche Verbesserungen stark gesteigert werden. Und dafür will Zeym sich einsetzen. Sein Job lebt vom Mitmachen. Wenn etwas auf den Nägeln brennt, wenn es zu Fuß nicht vorangeht, dann möchte Zeym informiert werden.
Die schiere Masse an nötigen Verbesserungen wird auch er nicht bewältigen, aber er verspricht, sich um alles zu kümmern und Wichtiges zu priorisieren.
Der OBR wünscht ihm viel Erfolg und beabsichtigt, demnächst einen gemeinsamen Knackpunkte-Spaziergang mit ihm zu unternehmen.

AfD-Vertreter schon wieder weg
Nachdem die AfD in der Mai-Sitzung des Ortsbeirates ein Jahr nach der Konstituierung und nach Androhung eines Ordnungsgeldes letztlich doch noch einen Vertreter in dieses Gremium entsandt hatte, ist selbiger nach nur einer Sitzung auch schon wieder verschwunden.
Hintergrund für das kurze Gastspiel des Vertreters Stephan Ehmke ist seine Tätigkeit als Vorsitzender eines laut Verfassungsschutz gesichert rechtsextremen Vereins.
Letzteres führte zum fraktionsübergreifenden Antrag in der Kieler Ratsversammlung vom 13. Juni, Ehmke aus allen fünf Gremien (u. a. dem Sitz im OBR Hassee/Vieburg) abzuberufen, was der Rat mit großer Mehrheit beschloss.
Die nächste Sitzung des Ortsbeirates findet am 16. Juli um 19.30 Uhr als Freiluft­veranstaltung auf dem Gelände des ehemaligen Gestapo-Lagers  „Arbeitserziehungslager Nordmark“ an der Rendsburger Landstraße statt. JM