Kreativer Support, begleitete Auswärtsfahrten, Förderung junger Fans, Gewaltprävention – die Wichtigkeit der Arbeit eines Fanprojekts wird vielerorts anerkannt. Mittlerweile gibt es deutschlandweit über 60 solcher vereinsunabhängigen Einrichtungen bei unterschiedlichen Trägern, jedoch mit den gleichen Qualitätsstandards. Das Kieler Fanprojekt unter der Trägerschaft der AWO Kiel gibt es bereits seit August 2013.
„Das besondere an unserem Arbeitsfeld sind die wahnsinnig unterschiedlichen Menschen, mit denen wir zu tun haben und die Mischung aus Sozialarbeit, Kulturmanagement und Öffentlichkeitsarbeit. Es ist eigentlich kein Tag wie der andere – das ist manchmal sehr kräftezehrend, aber auch sehr spannend. Am besten gefällt mir u.a. die kreative Freiheit, die wir beim Ausarbeiten unserer Projekte haben – nicht zuletzt durch die Unterstützung der AWO.“, schwärmt Yvonne Leyk von ihrer ungewöhnlichen Arbeit im Fanprojekt. Sie gehört zu dem vierköpfigen Team um Leiter Jérôme Schneider, das sich speziell um überwiegend junge, aktive Fans der KSV kümmert.
In der abgelaufenen Saison verpassten die MitarbeiterInnen des Fanprojekts nur ein Auswärtsspiel und begleiteten neben allen Begegnungen der Zweitliga-Mannschaft auch 10 Heimspiele der Kieler U23 in der Regionalliga. Zudem bot das Projekt eine U18-Tour zum DFB-Pokalspiel der Störche bei 1860 München an. Auf der dreitägigen Fahrt wurden auch befreundete Fans in Kassel besucht, ein weiteres Spiel geschaut sowie der Jahrmarkt Kassel und die Altstadt Ulms aufgesucht.
Auf Faninitiative fand vor knapp einem Jahr das erste Treffen der sog. Bunten Kurve statt, nachdem Fans diskriminierendes Verhalten im Stadion und auf Auswärtsfahren aufgestoßen war. Auch das Fanprojekt legte zuletzt einen Fokus auf die Antidiskriminierungsarbeit. So heißt es auch auf der Homepage: „Im Sinne einer weltoffenen Jugendarbeit lehnen wir jegliche Form von Gewalt ab und stehen für die im Grundgesetz verankerten Grundrechte. […] Wir wollen jungen Fans helfen sich gegen jegliche Form von Diskriminierung zu engagieren, dazu gehören unter anderem Rassismus, Sexismus, Homophobie und Antisemitismus.“ So nimmt auch das Projekt an den Treffen der Bunten Kurve teil, aus welcher auch der T-Shirt-Logo-Wettbewerb „Holstein ist bunt“ entstand. „Einige wenige Exemplare gibt es noch im Fanshop. Aller Gewinn wird für einen sozialen Zweck gespendet und wir können nur allen den Kauf ans Herz legen“, freut sich Leyk über den Einsatz der Fans.
Squash in Pagelsdorf, Besuch von Escape Rooms und des 3D Trick Art Museum in Hamburg, Frühstück, gemeinsames Kochen oder Klönschnack mit Spielern und Trainer im Fanprojekt und eine eigene Fußballmannschaft in der Betriebssportliga Kiel sind nur eine kleine Aufzählung der Angebote des Kieler Fanprojekts. Vor einiger Zeit wurde zudem das Projekt „Choreo Klick“ ins Leben gerufen. Seitdem wird der PC-Arbeitsplatz mit Bild- und Filmbearbeitungssoftware fast wöchentlich durch die Fans genutzt – Planung von Choreographien, Erstellung von Flyern, eigenen Magazinen und Fanutensilien und nicht zuletzt Entwurf des Fanprojekt-Logos. Bei Letztgenanntem stehen der Rettungsring und der Anker sinnbildlich für die Funktion als Anlaufstelle und Einrichtung der Jugendhilfe.
Dass die Arbeit des Fanprojekts in der Fanszene gut ankommt, zeigen zudem u.a. Einladungen der Szene zu einem Fußball-Fanturnier und einer Jahresfeier einer jungen Ultragruppierung sowie ein Gratulationsspruchbanner zum fünfjährigen Bestehen vor rund einem Jahr im Stadion.
Auch in der Politik findet das Projekt Anklang – dies wurde einmal mehr durch die Erhöhung der finanziellen Mittel im laufenden Jahr verdeutlicht. Finanziert wird das Fanprojekt durch die Stadt Kiel, das Land Schleswig-Holstein und die DFL. Einmal jährlich tagt zum gemeinsamen Austausch der Beirat des Fanprojektes, dem neben politischen Vertretern u.a. auch Vertreter des Fanprojekts, der KSV und der Polizei angehören. „Die MitarbeiterInnen sind in der Fanszene sehr gut vernetzt und erkennen deswegen frühzeitig die Herausforderungen, vor allem in der Jugendhilfe. Durch die intensive Betreuung und die vielfältigen Angebote werden insbesondere junge Menschen gefördert und unterstützt und dort abgeholt, wo sie sind. Durch dieses wichtige, soziale Projekt wird die Fankultur nachhaltig gestärkt“, erklärt Beiratsmitglied Philip Schüller (Ratsherr und sportpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion) und sieht die finanziellen Mittel sinnvoll investiert.
Das Fanprojekt ist von Mo.-Do. 14 bis 20 Uhr in der Von-der-Tann-Straße in Kiel besetzt. Zu jedem Heimspiel kann man die MitarbeiterInnen an ihrem Container hinter der Westtribüne und während des Spiels in Block I antreffen. Sie sind jederzeit für euch da – verschwiegener Ansprechpartner, Anker und Rettungsring.
(Text & Foto: Stieh)