Kommentar zur jüngsten Sitzung des Ortsbeirats Hassee/Vieburg von Jens Uwe Mollenhauer
Die Verkehrsthemen werden nicht weniger in unserem Quartier. Zahlreiche Baustellen und Bauplanungen sorgten bei der jüngsten Sitzung am 19. Oktober für reichlich Diskussionsstoff und Überlänge. In Hassee wird künftig ein langer Atem benötigt.
Die Hamburger Chaussee als Lebensader des Kieler Südens stand wieder einmal im besonderen Fokus der 362. Ortsbeiratssitzung. Insbesondere die Baustelle Ecke Diesterwegstraße sorgte für beträchtliche Missstimmung – angesichts des allgemein als katastrophal beschriebenen Baustellenmanagements.
Menschen mit Gehhilfen, Fahrrädern, Rollstühlen, Anhängern oder Kinderwagen – alle haben ihre liebe Not mit der Baustelle an der Einmündung der Diesterwegstraße in die Hamburger Chaussee. Auch der Seniorenbeirat beklagte die fehlende Barrierefreiheit.
Worte, die anscheinend Wirkung zeigten. Schon am nächsten Tag präsentierten sich die Absenkung und die Umfahrung deutlich verbreitert.
Töpfergrube erhält Schulweg
Es gibt einen Bebauungsplan-Entwurf für das Gewerbegebiet Töpfergrube. In diesem Atemzug will die Stadt den Gehweg erwerben, der in großem Bogen um den Edeka /Aldi-Parkplatz herumführt und den nur wenige Menschen überhaupt nutzen. Warum sollte ich einen schmalen Umweg nehmen, wenn ich auch quer über den Parkplatz gehen kann? Die Töpfergrube soll an der Südwestseite einen zweieinhalb Meter breiten Gehweg zur besseren Schulwegsicherheit bekommen. Am zu schmalen Gehweg auf der anderen Seite wird sich hingegen wenig ändern. Der Wendehammer nahe der permanent röhrenden Deponiegaspumpe soll einen Rundum-Gehweg bekommen. Auch das verkennt die Abkürzungs-Gehgewohnheiten von Schulkindern völlig.
Keine Wohnbebauung im Gewerbegebiet Töpfergrube
Die künftige Nutzung des Gebietes wird durchaus kontrovers diskutiert. Hinter vorgehaltener Hand wird gelegentlich erwähnt, dass Hassee ja gar kein gewachsenes Stadtteil-Zentrum habe und die heute brachliegenden Flächen dafür doch infrage kämen – auch im Interesse einer verbesserten Aufenthaltsqualität. Zumindest könnte hier dringend benötigter Wohnraum geschaffen werden, während für das still vor sich hinvegetierende mittlerweile entstandene Trockenrasen-Biotop kein neuer Gewerbenutzer in Sicht ist.
Nun, das Gelände ist in Privatbesitz und liegt teilweise auf einer ehemaligen Deponie-Altlast. Die Stadt bringt klar zum Ausdruck: Wohnbebauung soll hier nicht sein. Vor allem die Lärmbelastung durch das Gewerbe wird als Argument ins Feld geführt. Das lässt sich kaum bestätigen. Manchmal dringt leises Hämmern aus der Schmiede. Das Bekleidungsgeschäft und viele andere Gewerbe erscheinen gänzlich lautlos. Den einzigen wirklich relevanten Lärm produziert indessen die oben genannte Gaspumpe. Immerhin ist das Gebiet auf der alten Müllkippe mittlerweile ökologisch so wertvoll geworden, dass bei weiterer Versiegelung Ausgleichsflächen in Wellsee benötigt werden.
Wiederherstellung des Radwegs an der Hamburger Chaussee
Die oft kritisierte gefährliche Radwegverschwenkung auf den Gehweg im Bereich des Gewerbegebietes soll tatsächlich wieder verschwinden. Die Planungsabteilung des Tiefbauamtes favorisiert klar die Wiederherstellung des durchgängigen Radweges. Der Rad- und Fußgängerverkehr ist um den Faktor drei zu groß, um die bestehende Situation des kombinierten Geh- und Radweges als zumutbar zu bezeichnen. Heute ist bekannt, dass der Bedarf an der Linksabbiegerspur, die nun kürzer wird, überschätzt wurde. Die „Schnellfahrkurve“ am Beginn der Töpfergrube soll entschärft werden.
Zur Schulwegsicherung soll es zudem eine neue Bedarfsampel in Höhe der Töpfergrube geben – innerhalb weniger hundert Meter die vierte Ampel.
Schmale Rad- und Fußwege in der Saarbrückenstraße
Ein weiterer Ausblick der Radverkehrsplanung richtet sich auf die Saarbrückenstraße zwischen Mühlenweg und Stadtrade. Vor langer Zeit entstand auf der Nordseite ein Pinselstrich-Radweg von 90 cm Breite. Mit heutigem Wissen – das damals übrigens auch schon existierte – wirkt dieser hilflose Versuch, die Fahrräder von der Straße zu bekommen, geradezu bizarr. Doch um hier etwas zu bauen, was sowohl Fuß- als auch Radverkehr gerecht wird, fehlt der Platz. Die Folgen der Planung, wenn sie denn realisiert wird, sind ein zweieinhalb Meter schmaler Fußweg neben einem ebenso schmalen Radweg. Da Letzterer nicht die Minimalanforderungen erfüllt, können sich Radfahrer aussuchen, ob sie nicht doch lieber die Straße benutzen. Diese Wahl haben Fußgänger nicht.
Ortsbeirat will KVG-Busse zurück
Das Fehlen der Buslinien 12 und 13 im Kieler Süden wird als besonders schmerzlich wahrgenommen, wenn dann gleichzeitig die verbliebenen Autokraft-Linien bestreikt werden. Letztere schaffen es wegen großer Streckenlänge auch nicht, eine zuverlässige und pünktliche Anbindung an den Hauptbahnhof zu gewährleisten. Der Ortsbeirat fühlt sich seit Jahren hingehalten und vertröstet und will die Situation nicht länger hinnehmen. Die KVG erfüllt hier ihren bezahlten Auftrag nicht. Nun wird die für Mobilität zuständige Dezernentin zur Januar-Sitzung hinzugebeten.
Baubeginn verzögert sich
Die große Enttäuschung kommt zum Schluss. Immer wieder wurde in der Sitzung die Frage gestellt: „Und wann soll diese Maßnahme umgesetzt werden?“ Die Antwort: „Für den Baubeginn ist 2028 vorgesehen“ – oder 2029. Was von solchen Zahlen zu halten ist, wird am drängenden Umbau der brisanten Kurve auf der Veloroute 10 deutlich. Im Juli hätten bereits Baufortschritte erkennbar sein sollen. Leider ist es anders gekommen. Und so wurde der Ruf laut nach zumindest provisorischer Entschärfung der gefährlichsten Situationen.
Der Ortsbeirat tagt das letzte Mal in diesem Jahr am Dienstag, dem 17. Dezember. Der Ort wird auf www.kiel.de bekannt gegeben. JM