Betr.: Zuschrift einer Leserin zu Schadstoff-Maßnahmen am Theodor-Heuss-Ring
(Mai-Ausgabe) – jetzt antwortet Falk Stadelmann, Vorsitzender des Umweltausschusses
Zu der Frage der Bindung/Umwandlung von Schadstoffen und einer etwaigen „Nano-Partikel-Problematik“ teilt das städtische Tiefbauamt mit, dass für die Stickstoffabsorption bei dem von der Stadt aufgebrachten Asphalt eine Betonrezeptur verantwortlich ist, die in die Porenstruktur des Asphaltes eingebracht worden ist. Diese enthält ungiftiges Titandioxid (TiO2). Dabei handelt es sich nicht um Nano-Partikel, sondern um ein Pulver in der Korngröße wie Zement. Das großkörnige Titandioxid fungiert bei den stattfindenden chemischen Reaktionen als Katalysator. Das bedeutet zum einen, dass es in der Lage ist, unter Einwirkung von UV-Strahlung in einer photokatalytischen Reaktion den Sauerstoff in der umgebenden Luft zu aktivieren, und zum anderen, dass dieser Stoff während der Reaktion nicht verbraucht wird. Der aktivierte Sauerstoff verbindet sich mit den Stickoxiden, so dass Nitrit-Ionen gebildet werden. Diese neutralisieren dann durch Kalk im Zement aus dem Beton zu Nitrat. Diese Bildung von Nitrat an der Oberfläche des Asphaltes ist es, was das Tiefbauamt als „Binden“ bezeichnet. Das Nitrat kann anschließend beispielsweise durch Regenwasser ausgewaschen werden. Diese Nitratmengen sind sehr gering und tragen nicht zu einer zusätzlichen Kontaminierung des Bodens und des Grundwassers bei.
Zur Verdeutlichung: Die Halbstundenmittelwerte für Stickstoffmonoxid und Stickstoffdioxid werden am Theodor-Heuss-Ring in Mikrogramm pro Kubikmeter Außenluft (µg/m³ oder 1/1000 mg/m³) und Stickstoffoxide in parts per billion (ppb) gemessen. Gehalte von etwa 25 mg Nitrat pro Liter können in diesen Wässern noch als natürlich angesehen werden. In der EU-Grundwasserrichtlinie 2006/118/EG ist ein Schwellenwert von 50 mg Nitrat je Liter Wasser verankert, ab dem Maßnahmen zur Reduzierung der Einträge einzuleiten sind. Auf diese Weise kann die Luft bei bedecktem oder gar sonnigem Wetter von Aldehyden, Benzol, chlorierten Aromaten, Stickoxiden und Rauch gereinigt werden. Dabei gilt, dass diese photokatalytische Reaktion beliebig oft wiederholbar ist. Es kommt zu keiner Abnutzung oder Materialermüdung durch die Reaktion. Lediglich durch Verschmutzungen der Oberfläche verändert sich die Wirksamkeit. […]
Sie schreiben, dass ein dringend benötigter Hinweis auf andere Formen der Mobilität (Gründung von Fahrgemeinschaften, Umstieg auf andere Verkehrsmittel usw.) unterbleibe. Dies trifft nicht zu. Grundsätzlich strebt die Landeshauptstadt Kiel nämlich eine deutliche Veränderung des Verkehrsmittelwahlverhaltens an. Es soll und muss in den nächsten Jahren eine deutliche Verlagerung hin zu nachhaltiger Mobilität geben. Das bedeutet, dass künftig mehr Menschen mit dem Rad oder dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) fahren. Neben den Attraktivitätssteigerungen im Bereich der Radverkehrsinfrastruktur könnte auch eine Verbesserung im Bereich der Kanalfähren zu einer Entlastung der Straßen beitragen. In einem noch weiter auszuarbeitenden Konzept wird erarbeitet, wie die nachhaltigen Verkehrsmittel gestärkt werden können, um deutlich mehr Nutzer anzuziehen als heute.
Weitere Informationen zu verkehrspolitischen Überlegungen finden Sie im „Kurzbericht: Masterplan 100 % Klimaschutz für die Landeshauptstadt Kiel“*, dort auf S. 29 ff.
Das Tiefbauamt weist übrigens darauf hin, dass die Luft in Kiel nicht „spürbar schlecht“ sei. Untersuchungen zeigen, dass die Luft in den letzten Jahrzehnten immer sauberer geworden ist.
* Siehe www.kiel.de/de/umwelt_verkehr/
klimaschutz/masterplan100prozentklimaschutz, „Dokumente & Downloads“.
Foto: Eurovia