ANZEIGE Kiel, 6.15 Uhr: Helles Licht aus dem Pausenraum und Stimmengewirr durchbrechen die Dunkelheit und die Stille, die noch über dem Firmengelände der Stiftung Drachensee liegen. Nach und nach treffen die Frauen und Männer ein, die von hier jeden Morgen ihre Fahrten quer durch Kiel starten.
Die Beförderungsfahrerinnen und -fahrer holen Menschen mit Behinderungen von zu Hause ab und bringen sie zur Arbeit, zur Tagesstruktur, in die Berufliche Bildung oder in die Tagesförderstätte. Fünf Tage die Woche, bei jedem Wetter. Viel Zeit bleibt nicht für den Start in den Tag. Ein kurzer Schnack, ein Witz, Gelächter im Pausenraum. Sie sind schon jetzt gut gelaunt, obwohl es so früh und draußen auch ungemütlich ist. Aber sie sind das gewohnt. Viele von ihnen sind seit 4.30 oder 5 Uhr auf den Beinen. Auch sie müssen erst mal hier in die Hamburger Chaussee 334 kommen.
Peter Bester ist 59 Jahre, Rentner und schon seit 19 Jahren Fahrer. 450 Euro verdient er damit im Monat dazu, plus eine Fahrtkostenpauschale für die Wege zur Arbeit. „Zu Hause sitzen ist nicht mein Ding“, sagt er. Er ist gern unter Menschen, hat kein Problem damit, den Tag früh zu beginnen, und bessert so seine Rente auf.
Die heutige Tour fährt er schon seit drei Jahren. Er kennt sich aus auf Kiels Straßen. Ein großer Vorteil des Jobs, findet er. Doch bevor es losgeht: Abfahrtskontrolle und Fahrtenbuch ausfüllen. Die Vorbereitungen verlaufen zügig und jeder Handgriff sitzt. Dann rollt er vom Hof mit Ziel Kiel-Wellsee. Drei Stationen werden es heute früh sein.
„Der weiße Sprinter ist mein Lieblings-Auto“, sagt Peter Bester. Solide und zuverlässig und bei Bedarf ist auch Verlass auf die Beschleunigung. Er würde ihn gern noch eine Weile fahren. Allerdings gehört der Neunsitzer schon zu den älteren Modellen und wird wohl demnächst ersetzt. Moderne Technik ist wichtig und Komfort auch nicht verkehrt. Schließlich ist dieser Bus sein Arbeitsplatz für viele Stunden pro Woche. Und die Fahrgäste sollen sich ebenso wohlfühlen.
Auch Peter Bester fühlt sich wohl. Autofahren liegt ihm einfach. Das mochte er schon immer gern. „Und langweilig wird es in diesem Job nie“, sagt er, während er von roter Ampel zu roter Ampel fährt. Was Berufspendler jeden Morgen die Nerven kostet, davon lässt er sich nicht aus der Ruhe bringen: Ampelstau und stockender Verkehr. „Das gehört eben dazu. Wer das nicht verträgt, der ist für diese Arbeit nicht geeignet“, findet er. Peter Bester fühlt sich sicher in seinem Bus, dank eines absolvierten Fahrsicherheitstrainings, aber auch dank verbesserter Sicherheitsstandards für die Fahrgäste. „Kein Vergleich zu früher“, betont er und lacht dabei.
Mittlerweile ist der Bus gut gefüllt. Es wird darüber geredet, was es Neues gibt, was auf der Arbeit los ist, ein bisschen Sport und Alltag, ein bisschen zuhören und informieren. „Das macht einen guten Fahrer aus. Jeder Tag bringt das eine oder andere Neue mit sich“, sagt er und klingt dabei zufrieden.
Auf die Frage, was denn das Wichtigste an dieser Arbeit ist, antwortet er: „Spaß am Autofahren und Offenheit für die Menschen. Man darf diejenigen, die täglich im Bus sitzen, nicht infrage stellen, sondern muss sie so annehmen, wie sie sind. Natürlich gibt es auch mal komische Situationen, die man so nicht erwartet hätte. Aber man lernt jeden Tag dazu und letztlich macht die Menschen oft etwas ganz Wichtiges aus: pure Lebensfreude.“
Kurz nach 8 Uhr biegt Bester auf das Gelände der Werkstatt am Drachensee und hält. Der Bus leert sich. „Bis nachher, Peter, schönen Tag, Peter“, rufen die Fahrgäste. Jetzt ist erstmal frei, bis es heute Nachmittag für alle wieder zurück nach Hause geht. Natürlich mit Peter Bester hinterm Steuer.
Sie interessieren sich für die Arbeit als Beförderungsfahrer/-in? Weitere Informationen erhalten Sie bei Ulrich Hettner, Fuhrparkleiter der Stiftung Drachensee, unter Telefon 0431 / 6484-261.
Stiftung Drachensee
Hamburger Chaussee 221
24113 Kiel
Telefon 0431 / 64 84-0
www.drachensee.de