Lassen Kraft, Gesundheit und Sicherheit bei den alltäglichen Verrichtungen im Alter nach, steht für viele Menschen ein schwerer Wechsel an: vom gewohnten Zuhause in eine Pflege-Einrichtung. Gut, wenn dann etwas bleiben kann wie gewohnt – etwa die heimatliche Sprache.
Sprache schafft Vertrauen, verleiht Sicherheit und ermöglicht somit einen besonderen und kultursensiblen Zugang zu Pflegebedürftigen, z.B. demenzkranken Menschen. Immer mehr heimatverbundene Plattdeutsch-Muttersprachler sind mittlerweile pflegebedürftig. Kenntnisse und praktische Fertigkeiten „op Platt“ erleichtern die Arbeit und schaffen eine warmherzige Atmosphäre zwischen Patienten und Pflegekräften.
Viele Einrichtungen werden in den kommenden Jahren mit der Diskrepanz zwischen mehr plattdeutschsprachigen Pflegebedürftigen einerseits und einer rückläufigen Zahl an Pflegepersonal mit Plattdeutschkenntnissen andererseits konfrontiert sein. Das Nordkolleg Rendsburg hat deshalb im April unter dem Titel „Hier warrt Plattdüütsch snackt!“ einen dreitägigen Plattdeutschkurs für Pflegekräfte angeboten. Im Rahmen des Seminars standen wichtige Begrifflichkeiten und Redewendungen im Mittelpunkt, die bei der Kommunikation mit Pflegebedürftigen helfen sollen.
Marianne Ehlers vom Schleswig-Holsteinischen Heimatbund hat im Rahmen des Kurses einen einleitenden Vortrag zum Thema Plattdeutsch gehalten, danach ging es geleitet von Maren Rehmke – jedoch hauptsächlich um die praktische Anwendung der Sprache. Dabei spielten sowohl medizinische Themen als auch der alltägliche Umgang mit Patienten sowie „Klönschnack“, Spiele, Witze und Lieder eine Rolle.
Wird diese tolle Idee für das sprachliche Zuhause-Gefühl weitergedacht, ist noch weit mehr Sprachvielfalt in der Pflege wünschenswert. Wie ist es beispielsweise mit den Heimat-Gefühlen der ehemaligen „Gastarbeiter“, deren erste Vertreter auch mittlerweile in das Alter häufiger Pflegebedürftigkeit kommen? Oder dem sprachlichen Zuhause von sogenannten Spätaussiedlern? Im September folgen jedenfalls die nächsten Plattdeutsch-Seminare am Nordkolleg. Angeboten wird dann nicht nur ein offener Einsteiger-Kurs, sondern auch das Seminar „Plattdüütsch praktisch in de Pleeg“.
(Text: Sellhoff)