Der Kieler Autor Bernhard Mager schreibt an diesem Tag um 10 Uhr in der Michaelis-Begegnungsstätte die Geschichte des „Kieler Zaren“ neu.
Mager hat jüngst ein Buch über den sog. Kieler Zaren veröffentlicht, das in der wissenschaftlichen Fachwelt Aufsehen erregte. Heute findet sich im nördlichen Bereich des Schlossgeländes auch ein Denkmal, das an die Geschehnisse vor etwa 250 Jahren erinnern soll.
Denn Peter III. wurde im Kieler Schloss als Herzog von Holstein-Gottorf geboren. Seine Mutter war eine nach Holstein verheiratete Tochter des Zaren Peter des Großen. Die erbenlos gebliebene Zarin Elisabeth wollte diese Verwandtschaft des jungen Holsteiners zum Großen Zaren Peter ausnutzen, um dem russischen Volk und Adel einen respektablen Thronanwärter zu präsentieren. Sie holte deswegen den jungen Mann früh an den Zarenhof, um ihn entsprechend auf seine neue Aufgabe vorzubereiten. Pech nur für Peter, dass sie ihm die deutsche Prinzessin von Anhalt-Zerbst zur Gemahlin aussuchte – die spätere Zarin Katharina II., die Große –, die ehrgeizig war und offenbar keine große Zuneigung zu ihm entwickelte. Pech auch, dass der zukünftige Peter III. ein modern denkender und aufgeklärter Monarch war, der unter anderem in Russland die Leibeigenschaft der Bauern abschaffen wollte. Das machte ihm Adel und Großgrundbesitzer zum Feind und raubte ihm schon nach nur etwa halbjähriger Regentschaft den Thron und wenig später auch das Leben.
Um die Revolte 1762 gegen den Zaren zu rechtfertigen, beschrieb man anschliessend das damalige Opfer als regierungsunfähig, als infantil und trunksüchtig. Referent Bernhard Mager kommt durch Heranziehung historischer Dokumente zu einem völlig anderen Schluss. Schon damals habe man offensichtlich „Fake News“ zum Erreichen poltischer Ziele eingesetzt, die Geschichte werde zu oft nur von der siegreichen Partei geschrieben. Tatsächlich hätten damals in Russland also reaktionäre Kräfte einen für seine Zeit zu fortschrittlichen Monarchen ausgebremst, verunglimpft und schließlich sogar getötet.
Immerhin genügte Peters kurze Regentschaft trotz allem dazu, Weltgeschichte zu schreiben und Preußen zu retten. Ein glühender Bewunderer Friedrich des Großen, schloss Peter gleich nach seiner Thronbesteigung Frieden mit dem vom Dritten Schlesischen Krieg völlig erschöpften und praktisch schon besiegten Preußen. Russland scherte aus der Koalition aus, das beendete 1763 mit dem Frieden von Hubertusburg den Krieg. Für Holstein-Gottorf und Kiel sowie seine Universität geriet diese nur wenige Jahre dauernde „russische Herrschaft“ unter Peter III. und Katharina II. durchaus zum Vorteil, bis die holsteinischen Gebiete wenig später durch Ländereientausch von Russland an Dänemark kamen.
Lebendig und kenntnisreich referiert am Mittwoch, dem 16. Januar, Bernhard Mager um 10 Uhr im
Clubraum der Michaelis-Begegnungsstätte, Wulfsbrook 29, unter dem Titel „Der Zar aus Schleswig-Holstein, Zar Peter III. als Landesherr von Holstein im Spiegel historischer Dokumente“.