Spannende Einblicke in die Tagespflege

Gemeinsames Rätsel-Lösen trainiert den Geist und sorgt für interessante Gespräche. Fotos: Anna Maria Bader

Tag der offenen Tür am 16. November in den Professorenhäusern

Tagespflege. Das Wort haben Sie bestimmt schon häufiger gehört. Doch wissen Sie auch, was diese teilstationäre Pflege alles umfasst? Und dass es mitten in Hassee im Prof.-Weber-Haus über den Dächern von Kiel eine solche teilstationäre Einrichtung gibt?

Seit 2019 schon geht es in der obersten Etage des neunstöckigen Hochhauses im Brüggerfelde geruhsam zu. Weiße und lila gestrichene Räumlichkeiten, samtene Polstermöbel und ansprechende Bilder an den Wänden strahlen eine warme Atmosphäre aus. Wer aus dem Aufzug steigt, wird sofort von einem herrlichen Rundumblick über die Stadt empfangen. Hassee, das Vieburger Gehölz, der Kieler Fernsehturm. Es ist ein Ausblick, der gemäß Pflegedienstleiter Christof Thöne „immer wieder für Gesprächsstoff“ sorgt und der wunderbar zu der Einrichtung passt, die neben ihrem Pflegeauftrag vor allem eines möchte: anregen.
Wie das in der Praxis aussieht, erfahren Interessierte am 16. November von 11–16 Uhr beim Tag der offenen Tür der Tagespflegen der Stiftung Kieler Stadtkloster. Einen kleinen Einblick vorab gewährte Christof Thöne KIEL LOKAL, um das besondere Angebot einmal vorzustellen, das er selbst vor gut fünf Jahren mit aufbaute:
„Wir dürfen am Tag bis zu 16 Gäste aufnehmen“, erzählt der 47-Jährige, der mit vier Fahrern und sechs Pflegekräften das zehnköpfige Team der Tagespflege bildet. Zwei Busse sind montags bis freitags für die Gäste im Einsatz, holen diese von zu Hause ab und bringen sie in den neunten Stock, wo die gemeinsame Zeit beginnt; Stunden voller Anregungen und Hilfen gemäß dem Motto „Gemeinsam den Tag genießen“. Denn darum geht es in der Tagespflege: um ein abwechslungsreiches Gestalten des Alltags. Um Gemeinschaft statt Einsamkeit, um Pflege von qualifiziertem Fachpersonal und gleichzeitige Entlastung der Angehörigen.

Vergnügte Mienen: Lisa Hein (94) und Gerhard Hötzsch (86) sind gerne in der Tages­pflege zu Gast. ­­

Ab Pflegestufe zwei werden die Seniorinnen und Senioren im Obergeschoss des Prof.-Weber-Hauses aufgenommen und inklusive aller pflegerischer Leistungen versorgt. Die Förderung der Selbstbestimmung ist dabei oberstes Ziel. Aber auch in der Betreuung demenziell erkrankter Personen liegt ein Schwerpunkt mit speziell gerontopsychiatrisch ausgebildeten Pflegekräften.
Manche Gäste kommen täglich von montags bis freitags, andere nur an ausgewählten Tagen. Gerhard Hötzsch aus Hammer ist einer von ihnen. Gemeinsam mit seiner Frau bewohnt der 86-Jährige noch sein eigenes Haus. Zweimal pro Woche besucht er die Tagespflege, fühlt sich sehr wohl. Er lacht vergnügt und erzählt gern von seinen Tagen im Obergeschoss des Prof.-Weber-Hauses: „Als Erstes gibt es immer Frühstück. Da kann man wählen“ – aus einem breiten Angebot mit Brötchen und unterschiedlichem Belag. „Ich nehme aber immer zwei Scheiben Schwarzbrot, das wissen die schon“, stellt Hötzsch schmunzelnd fest und ergänzt: „Das Personal ist sehr aufmerksam.“ Auch bei der anschließenden Gymnastik haben die Pfleger ihre Gäste stets im Blick, erzählt er. „Es wird aufgepasst, dass auch alle mitmachen.“ Er hebt munter die Arme und zeigt eine Übung, mit der die Beweglichkeit trainiert werden soll – um fit zu bleiben, körperlich und geistig. Auch das gemeinsame Singen trägt dazu bei und bereitet dem Senior viel Freude. Alte, bekannte Volkslieder werden rauf und runter gesungen; die meisten auswendig, doch auch Texte werden ausgeteilt – „in schön großer Schrift“, lobt Hötzsch. Ein Blick auf den Wochenplan verrät weitere Angebote: Vorlesen, kreatives Arbeiten, jahreszeitliches Gestalten, Gedächtnistraining, Spaziergang im Grünen. „Wir haben den Anspruch, einmal täglich an die Luft zu gehen“, berichtet Thöne. Natürlich mit Rücksicht auf das jeweilige Tempo jeder einzelnen Person. „Ja, die geben sich Mühe, dass jeder mitkommt“, bestätigt Hötzsch.
Auch Lisa Hein ist sehr zufrieden. Die 94-jährige Kronsburgerin lebt bereits seit ein paar Jahren im Prof.-Weber-Haus, bewohnt ein Zimmer ein paar Stockwerke tiefer und kommt täglich nach oben, wo sie den Tag mit Hilfe und Struktur verbringt.„Sie helfen immer“, weiß die Seniorin und lässt dankbar ihr Hörgerät mit einer neuen Batterie versorgen. Dann steht gemeinsames Kreuzworträtseln auf dem Programm. Gehirnjogging, das Spaß macht, fit hält und zu immer neuen Gesprächen anregt.AB