KIEL LOKAL im Gespräch mit dem Vorsitzenden des Turnvereins Hassee-Winterbek e.V.
Im Büro der Geschäftsstelle lädt Olaf Berner zum Vier-Augen-Gespräch ein und spricht über vergangene Tage, warum er Lehrer wurde und über die aktuellen Schwierigkeiten wegen Brandstiftung in der Helmut-Wriedt-Halle.
Freude am Turnen
Im April 2012 übernahm Olaf Berner den Vorsitz des Kieler Traditionsvereins. Zu Beginn des Interviews erklärt er, wieviel Freude ihm das Turnen als Kind bereitet habe. Damit fing alles an. „Turnen ist für die Körperbildung viel, viel gesünder, da es ganzheitlich ist“, erklärt er. „Zum Glück gibt es das Eltern-Kind-Turnen“, führt er weiter aus und verweist auf das „spielerische Element“ zum Erlernen vieler Bewegungsabläufe. Mit 11 oder 12 Jahren sei der Weg in eine Sparte genau richtig.
Der Weg zum Handball
Berner selbst fand den Weg zur Handballsparte durch seine Schulfreunde. Zu dieser Zeit ging er auf die Max-Planck-Schule. „Dann habe ich hier angefangen im Sommer Feldhandball zu spielen“, erinnert er sich noch gut an vergangene Tage aus seiner Jugendzeit. „Damals sind wir so früh raus und so spät wie möglich wieder nach Hause, um uns sportlich zu betätigen“, sagt er. Handball wurde in der Theodor-Heuss-Halle gespielt. Zu dieser Zeit gab es die Helmut-Wriedt- und die Brest-Halle noch nicht. Die Punktspiele wurden in der altehrwürdigen Ostseehalle ausgetragen. „Bei unseren Spielen saßen am Sonntagmorgen gerade mal fünf Leute da“, erklärt er süffisant.
Früher selbstständig
In seiner Kindheit und Jugend sind die Kinder „überall allein hingefahren“. Man wurde früher selbstständig und trug schneller die Verantwortung für sich selbst. „Heute wachsen viele sehr behütet auf. Er erinnere sich noch gern an die Erfolge im Feldhandball. „Alle anderen Mannschaften haben wir mit hohen Niederlagen nach Hause geschickt“, berichtet er stolz.
Vor allen Dingen an die großen Jugendturniere beim FT Vorwärts Kiel erinnert er sich heute noch gerne. „Es waren riesengroße Jugendturniere auf der Moorteichwiese. Es kamen Mannschaften aus ganz Norddeutschland“, schwelgt er in Erinnerungen. Es war auch besonders, weil viele Mädchenmannschaften daran teilnahmen“, sagt er fröhlich.
Lehrer als Vorbild
Sein Abitur hat der erste Vorsitzende 1968 gemacht. „Ich war mir damals schon sicher, dass ich Lehrer werden wollte“, verrät er. „Ich hatte tolle Lehrer als Vorbilder gehabt“, fährt er fort. Vor allen Dingen Diether Trede (Fußall-Vizemeister 1975 mit Holstein Kiel hinter dem Hamburger SV). Er war seine „prägende Lehrerfigur“. Er verstand es, Bildung und Sport mit der nötigen Intensität „super nahezubringen“. Der Spaß stand immer im Vordergrund, aber die Lehrkraft nahm die „Jungs“ auch immer wieder in die Pflicht. „Der hatte immer Verständnis für allen möglichen Unfug, den wir gemacht haben“, erinnert sich der passionierte Handballer noch gut.
Lehrerschwemme als Startsignal
Sein Studium (Erdkunde und Sport auf Lehramt) finanzierte er sich selbst. Damals spielte er Handball und jobbte nebenbei. „Ich habe mich selbst finanziert“, sagt er. Seine Studienzeit hält er viel „freier“ als heute. Der Druck sich nun „endlich“ eine Anstellung als Lehrer zu besorgen, kam dann Mitte der 70er-Jahre durch die „Lehrerschwemme“. „Dann war ich erstmal zwei Jahre als Lehrer in Kiel Pries angestellt“, erinnert er sich an den Beginn seiner Lehrtätigkeit. In Kellinghusen ging es für anderthalb Jahre weiter. Dort bekam er eine fünfte Schulklasse. „Ich werde das mein Lebtag nicht vergessen. Um 7.20 Uhr war Schulbeginn und alle Kinder kamen aus den umliegenden Dörfern“, blickt er zurück. An diesen Winter kann er sich wegen der damaligen Schneekatastrophe noch sehr gut erinnern. „In Kiel konnte man Langlauf fahren“, war er damals baff über die immensen Schneemassen. Im Jahr 1980 fand Berner einen Referendariatsplatz in Preetz an der Theodor-Heuss-Schule, wo er sein zweite Examen gemacht hat.
Wechsel an die Klaus-Groth-Schule
„Ich hatte damals das Glück, das ich beim Handball spielte“, gibt der Vorsitzende preis. Damit er in der Nähe bleiben konnte, stand einem Wechsel an die Klaus-Groth-Schule nichts im Wege. „In der Vorbereitungszeit stand ich immer im Kader der ersten Mannschaft. Der Schritt weiter wurde mir leider verwehrt“, gibt er zu verstehen. Einige seiner Handballkollegen gingen daraufhin zum Rivalen und er gleich mit. Im Jahr 1972 wechselte er für einige Jahre zum TSV Altenholz. Es folgte ein rasanter Aufstieg von der damaligen Oberliga in die Regionalliga und dem Sprung in die zweigleisige Bundesliga. 1975/76 durfte man sogar ein Jahr in der Bundesliga mitspielen.
Farbfernseher für 750 Mark
Die Idee für eine Handballzeitschrift für den TSV Altenholz hatten er und sein Kumpel Hartmut Groß, genannt „Wanze“. „Ohne überhaupt eine Voraussetzung zu haben, wollten wir das einfach machen“, erklärt er. „Wir schrieben eigene Texte, machten Fotos für die Zeitung und akquirierten Firmen für die Finanzierung“, berichtet Berner. Torwart „Pauli“ Meyer gestaltete das Layout. Für jedes Heimspiel haben die beiden Handballer ein Heft entworfen. „Nach jedem Spiel sind wir beide mit dem Quittungsblock zu den Firmen gefahren und haben kassiert“, lächelt die ehemalige Lehrkraft. Die Einnahmen gingen zur Hälfte an die Mannschaft und zur anderen Hälfte an „Wanze“ und Olaf. Nach dem Kassensturz konnte er seinen ersten Farbfernseher von Neckermann erwerben. Stolze 750 DM kostete das Gerät. „Das war schon etwas Besonderes.“
Hype der Tennissparte
Die Tennissparte erlebte einen Boom in den 90er-Jahren, als Boris Becker und Steffi Graf einen regelrechten Hype auslösten. Auch der erste Vorsitzende blieb davon nicht verschont. Damals war das Spielen im Verein gar nicht so einfach durch den Aufnahmestopp. Da er mittlerweile aber wieder zum THW zurückgekehrte und zwei Jahre unter Gerd „Husche“ Welz in der ersten Bundesliga Handball spielte, durfte er mit seinen Kameraden „ab und an“ auch die Tennisplätze nutzen.
Schulsportbeauftragter für die Stadt Kiel
Von 1987 beauftragte ihn die Stadt Kiel für den Schulsport. Unter seiner Leitung fanden viele sportliche Wettbewerbe „Jugend trainiert für Olympia“ statt, bis er 2014 in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet wurde.
„Die Hälfte meiner Arbeitszeit war ich als Lehrkraft tätig und hatte das große Glück ein eigenes Büro zu haben, um den anderen Teil meiner Arbeit bewerkstelligen zu können“, blickt er zurück. Ab 2005 übernahm er zusätzlich den Posten des Konrektors für zehn Jahre. Wie kann man dazu beitragen kann, die Entwicklung von jungen Menschen zu fördern? „Mir wurde das vorgelebt. Man benötigt richtige Grundprinzipien. Ehrlichkeit, Zielstrebigkeit und das richtige Sozialverhalten“, verrät der Tennisbegeisterte. Das sei ja immer das „Kunststück“. Die Mischung aus „nötiger Stränge“ und „Laizze-fairem“ Erziehungsstil. Junge Menschen loten ihre Grenzen gerne aus. Einfühlungsvermögen auf der einen und auf der anderen Seite der nötige Respekt der Kinder sind wichtige Elemente im Miteinander.
Brand in der Helmut-Wriedt-Halle
Nach ersten Einschätzungen zufolge ging man Anfang März von einer Brandstiftung in der viel genutzten Trainingshalle aus. Das sei im Moment für den Verein natürlich „sehr problematisch“. „Die ganze Halle ist verrußt und muss gereinigt werden. Die gesamte Belüftungsanlage ebenfalls“, zeigt sich Berner sichtlich bedrückt.
Die Halle kann voraussichtlich erst wieder ab September genutzt werden. Bis dahin ist der Sportbetrieb dort unmöglich. Die Stadt Kiel prüft derweil Ausweichzeiten in anderen Kieler Sporthallen. „Das Amt für Sportförderung ist äußerst hilfreich“, ist der erste Vorsitzende dankbar über die Hilfe. Die Punktspiele können zumindest alle in die Gemeinschaftsschule nach Friedrichsort verlegt werden, da die Handballsparte dort abgemeldet wurde.
Eltern-Kind-Turnen sehr gefragt
„Wir sind gut versorgt, so dass wir die benötigten Stunden auch geben können, wenn der Normalzustand herrscht“, erklärt Olaf Berner. Ganz viele Eltern drängen zum Eltern-Kind-Turnen. Deswegen ist es aktuell nicht möglich, alle aufnehmen zu können. Hinzu kommt der Umstand, dass dieses Angebot nur in dem Zeitfenster zwischen 15 und 17 Uhr stattfinden kann.
Der „Herzenswunsch“ des ersten Vorsitzenden ist es, dass man allen Mitgliedern immer alles anbieten kann. „Jeder Verein lebt mit der Qualität der Übungsleiter. Wir müssen dankbar sein, dass wir so viele tolle Menschen haben. Gerade in dieser jetzigen Zeit zeigt sich der Gemeinschaftssinn“, zeigt er sich überaus dankbar. Des Weiteren sei es der Wunsch, finanziell „klarzukommen“. Die Energiekostenabrechnung folgt in der Jahresmitte. „Ich hoffe, dass wir mit einem blauen Auge davonkommen“, verrät er zum Abschluss und geht zur berühmten gelben Telefonzelle. MP