Bericht aus dem Ortsbeirat Hassee/Vieburg
Jeden Morgen der gleiche Albtraum: Schon der Schulweg im Berufsverkehr ist nicht nur für Verkehrsanfänger eine Zumutung.
Der Wahnsinn kulminiert jedoch regelmäßig vor dem Schultor. Autos stoppen, Türen werden aufgerissen, ein Campingbus wendet auf dem Gehweg, radelnde Schulkinder werden zur Notbremsung gezwungen. Und dazwischen strebt ein fast leerer Bus der Linie 52 dem Krummbogen entgegen. Die Christliche Schule in der Diesterwegstraße bekommt ihr Eltern-Taxi-Problem nicht in den Griff – die anderen Schulen im Kieler Süden aber auch nicht!
Unser Reporter wurde auf seiner zwei Kilometer langen Fahrrad-Anreise kurz vor Schulbeginn gleich zweimal durch grobe Rücksichtslosigkeit in Gefahr gebracht. Das erleben die Kinder jeden Tag. Im Ortsbeirat war diese Problematik einmal mehr Thema.
Rücksichtslosigkeit in Zusammenhang mit der Frage „Wo lasse ich bloß mein Auto jetzt sofort, kostenlos und unmittelbar an meinem Ziel?“ ist meistens mit komplett fehlendem Unrechtsbewusstsein gepaart. Manch Helikopter-Elternteil verwechselt die Schule mit einer Drive-in-Lehranstalt. „Mein Kind first“ und keine Rücksicht auf andere.
Da von Elternseite erfahrungsgemäß wenig Einsicht zu erwarten ist, werden Tiefbauamt und Ordnungsamt um einschneidendere Maßnahmen nicht herumkommen, z. B. zeitlich begrenzte absolute Halteverbote im Umfeld der Schule, die dann auch konsequent durchzusetzen wären. Andernorts sind Sperrungen ganzer Straßenzüge im Gespräch. Vielleicht ist eine kombinierte Bus- und Fahrradstraße mit umfassendem Halteverbot ein Lösungsansatz.
Schulweg-Sicherheit eingeschränkt
Vor der Theodor-Heuss-Schule in der Rendsburger Landstraße ist der Gehweg wegen des völlig unzulänglichen Fahrradstreifens auf Drängen des Ortsbeirates auch für Radfahrer freigegeben. Aus rechtlichen Gründen soll die Freigabe nun aufgehoben werden. Die stadtauswärts radelnden Schulkinder sollen mithin zwangsweise den viel zu schmalen aufgemalten Fahrradstreifen auf der Fahrbahn nutzen. Wer einmal gesehen hat, wie sich Schulkinder nach einem anstrengenden Schultag im Verkehr bewegen, weiß: Diese Maßnahme birgt Gefahren und ganz sicher Zündstoff.
Messungen in der Gärtnerstraße
Eine Reihe weiterer Verkehrsthemen beschäftigte den Ortsbeirat. In der Gärtnerstraße haben Geschwindigkeitsmessungen ergeben, dass „nur“ rund 30 % der Fahrzeuge zu schnell unterwegs waren, dabei 50 km/h nicht überschritten wurden. Ob das beruhigende Zahlen sind, sei dahingestellt. Das Parken zulasten von Gehwegen und Verkehrsräumen anderer Mitmenschen wurde erneut thematisiert. Erlaubt oder unerlaubt – die Aufenthaltsqualität durch beengte Gehwege lässt fast überall zu wünschen übrig und wird immer wieder beklagt.
Die Helgolandstraße wird zur Fahrradstraße
Das Tiefbauamt lässt wissen, dass in der Helgolandstraße nach Fertigstellung der Baumaßnahmen zwei Mobilitätsstationen mit Fahrrädern der SprottenFlotte eingerichtet werden sollen. Weitere Standorte im Kieler Süden sind endlich in Prüfung. Zu weiteren Details ließ sich das Amt nicht hinreißen.
Radweg in der Saarbrückenstraße
Auch der geplante Ausbau eines Fahrradweges in der Saarbrückenstraße wurde zwar bestätigt, jedoch wird es keine Premiumversion à la Veloroute werden. Überhaupt: Details liegen noch nicht vor.
Hamburger Chaussee im Visier
Die Planungen zur sicheren Gestaltung der Verkehrssituation vor EDEKA und Aldi in der Hamburger Chaussee und Entschärfung des gefährlichen Radweges werden vom Ortsbeirat weiter beobachtet, genauso wie die seit Längerem fehlende Anbindung der Hamburger Chaussee durch KVG-Busse, die fortwährend Anlass zur Kritik gibt.
Wettbewerb für Gartenbesitzer
„Vorgärten, die direkt aus der Hölle kommen“, so nennen manche die um sich greifende Unsitte, dem eigenen Haus eine Visitenkarte in Form eines trostlosen Schottergartens zu verpassen.
Die Stadt Kiel fördert nun die Initiative „Schottergarten ade“. Gärtnermeisterin Angela Glaser und Designerin Antje Härtel stellten das Projekt vor. Ziel ist die Unterstützung der Menschen bei der Schaffung wertvoller artenreicher Blühgärten. „Wir wünschen uns, dass es bald keine Schottergärten mehr gibt.“ Wie das richtig gemacht werden kann, dazu stellt die Initiative umfangreiche Handreichungen zur Verfügung. Zusammen mit dem Klimaschutzteam der Stadt Kiel lobt die Initiative unter www.schottergarten-ade.de sogar den Gewinn einer Gartenumgestaltung aus. Bewerbungen sind bis zum 20. Dezember 2024 möglich.
Nächstes Mal trifft sich der Ortsbeirat am Dienstag, 19. November, um 19.30 Uhr im Christusforum in der Hamburger Chaussee 169a. JM