Die Anlaufstelle Nachbarschaft Hassee in der Hamburger Chaussee 75
Nachdem KIEL LOKAL in der Februar-Ausgabe das Stadtteilbüro Süd vorgestellt hat, geht es diesmal um eine weitere soziale Einrichtung im Kieler Süden.
Hinter einer unscheinbaren Eingangstür in der Hamburger Chaussee 75 verbirgt sich die „anna“ – tatsächlich eine große offene Tür für alle. Hier tut sich wesentlich mehr, als die Öffnungszeiten von vier Stunden vermuten lassen. Das sind nämlich nur die anna-Sprechstunden. In Wirklichkeit ist hier fast immer etwas los.
Die Diakonie Altholstein betreibt in Kiel acht der 20 annas sowie weitere Mietertreffs und Quartierbüros. Peter Schirren leitet die Niederlassung in der Hamburger Chaussee.
Die Einrichtung steht allen Menschen offen, unabhängig von jeglicher Religionszugehörigkeit. Gleichwohl ist die Diakonie Altholstein gewissermaßen der soziale Arm der evangelischen Kirche zwischen Kiel und Schenefeld und zeichnet damit verantwortlich für zahlreiche So-
zialprojekte auch in Kiel.
Bei den annas geht es um Quartiersarbeit im Auftrag der Stadt Kiel, d. h. ganzheitliches Engagement im Sinne einer „kümmernden“ Nachbarschaft. Dabei sollen möglichst alle Akteure (also Bewohner, Vereine, Verwaltung, Ehrenamtliche, Initiativen, Religionsgemeinschaften) gemeinsam an einem Strang ziehen – im Interesse einer lebendigen Nachbarschaft und zum gegenseitigen Nutzen und zur Verbesserung der Lebensqualität aller.
Ein Schwerpunkt ist das Thema „Ältere Menschen“. Sie bilden einen immer größer werdenden Anteil an unserer Gesellschaft und selbstverständlich auch im Kieler Süden. Sie haben spezifische Bedürfnisse, die Jüngeren nicht unbedingt klar sind. Das Ende der Berufstätigkeit geht oft einher mit dem Wegbrechen von Sozialkontakten.
Gesundheitliche Probleme treten in den Vordergrund, das Wohnumfeld entpuppt sich als zu wenig altersgerecht und barrierefrei. Viele Details im öffentlichen Leben erscheinen in einem ungewohnten Licht, sobald sich die Lebensumstände ändern. Für Beeinträchtigungen reichen schon zugeparkte Gehwege, irrwitzig abgestellte Elektroroller oder für die Rollstuhlfahrer zu hoch angebrachte Busfahrpläne aus.
Aber nicht nur Senioren stehen im Fokus der sozialen Arbeit. Geflüchtete und Menschen mit Behinderung benötigen ebenfalls Unterstützung. Alleinerziehende sind vielfältigen Schwierigkeiten ausgesetzt. Und die Armut macht vor vielen nicht halt, auch wenn sie auf den ersten Blick nur selten sichtbar wird. Nicht zuletzt sind Wohnungsnot und Suchtprävention Themen, denen sich jedes Quartier stellen muss.
Vielfältige, kostenlose Angebote
Und was macht die anna? Nun, das ist mit wenigen Worten nicht zu sagen. Das Angebot – übrigens fast immer kostenlos – ist außerordentlich vielfältig. Der Ansatz ist, den Menschen im Quartier eine Anlaufstelle und ein Forum zu schaffen, wo sie die Anonymität überwinden, sich kennenlernen und vernetzen können, wo sie auch gemeinsam aktiv werden können. Am sinnvollsten geht das über die verschiedenen Interessen und die aktuellen Sorgen und Nöte.
Der Spaß kommt keinesfalls zu kurz bei den wöchentlich stattfindenden Acryl-Malkursen von Luba Chevyreva und bei dem Spieleabend, der mittlerweile 14-tägig angeboten wird. Außerdem gibt es noch eine Schach-Gruppe. Gerne angenommen wird auch das monatliche Info- und Klönfrühstück.
Nicht zu vergessen sind das Handarbeits- und Nähcafé, die Kartonmodellbaugruppe, Nordic Walking und Stuhlgymnastik.
Einen wichtigen Schwerpunkt bilden auch die ernsteren Themen: Frau Oedekoven von der Verbraucherzentrale informiert am 14. März ab 11 Uhr über das Thema Strom: von der Ablesung zur Stromrechnung, von einer möglicherweise drohenden Stromsperre bis zur Preisbremse; mit praktischen Tipps zum Sparen.
Viele Menschen dürften sich auch für den Themenkomplex „Pflege zu Hause statt ins Heim“ interessieren. Auch der Seniorenbeirat hat seine feste Sprechstunde im Quartal in der anna. Zudem gibt es ein SmartCafé, bei dem Fragen rund um Mobiltelefon und Tablet behandelt werden, ein Elterncafé, Beratungsstunden mit dem Kommunalen Beratungsdienst, Berufsberatung für Frauen. Nicht zuletzt haben hier lokale Initiativen ihr Zuhause, wie das Bündnis Klimagürtel und die Freie Selbsthilfegruppe für Menschen mit Suchterkrankung.
Das Beste aber: Fast immer heißt es: Ohne Anmeldung – einfach vorbeikommen!
Zu allen Themen das offene Ohr hat Peter Schirren, der die anna nahe der Waldwiese leitet. Seine Sprechzeiten sind montags von 13-15 Uhr und donnerstags von 10-12 Uhr. Von ihm gibt es auch den regelmäßigen Newsletter mit allen aktuellen Terminen und Veranstaltungen, der unter anna.hassee@diakonie-altholstein.de bestellt werden kann. JM