Am 6. Mai sind die Kieler Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, ein neues Stadtparlament zu wählen. KIEL LOKAL stellt ihnen in dieser Ausgabe die Kandidaten der SPD und der CDU für den Wahlkreis 14 vor, für Kiel-Hassee. Das Interview führte unser Redakteur Winfried Jöhnk.
Bleibt die SPD stärkste Fraktion, wie viele Parteien werden in der zukünftigen Ratsversammlung vertreten sein? Wie wirken sich die Bundes- und Landespolitik auf die Kommunalwahl aus? Spannend wird es auf jeden Fall.
Philip Schüller:
Ich bin 25 Jahre jung und gelernter Bankkaufmann. Letzten Monat habe ich meine Bachelor Thesis im Studiengang BWL abgegeben. Im Herbst fange ich mein Masterstudium an der FH Kiel an. Ich wohne seit über 15 Jahren in diesem Stadtteil und freue mich, dass ich jetzt im Wahlkampf für meine Ideen in Hassee kämpfen kann.
Stefan Kruber:
41 Jahre alt, in Kiel geboren, selbständiger Rechtsanwalt, verheiratet, zwei Töchter, Ratsherr seit 2003, Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion seit 2009, Kassenwart des Schulelternvereins der Theodor-Heuss-Grundschule.
Herr Schüller, sie sind für die Ratsversammlung ein „Novize“. Wo wollen Sie ihre Schwerpunkte setzen?
Schüller:In Hassee bin ich in Politik (Ortsbeirat) und Vereinen schon länger tätig. Ich freue mich, junge und neue Ideen in die Ratsversammlung einzubringen, wenn ich gewählt werde.
Ich bin langjähriger Leistungssportler und würde mich für die Förderung des Breitensports in Kiel und für eine intensivere Förderung von Kieler Start-Ups, vor allem mit sozialen Ideen, einsetzen.
Herr Kruber, sie sind bereits ein „alter Hase“ in der Kommunalpolitik. Wo sehen Sie ihre größten politischen Erfolge? Wo wollen Sie zukünftig verstärkt ansetzen?
Kruber:Einer der größten Erfolge ist für mich, dass es jetzt endlich einen den jahrelangen Forderungen der CDU-Ratsfraktion entsprechenden kommunalen Ordnungsdienst geben wird.
Ein weiterer großer Erfolg ist es, dass die Schulbauplanung überarbeitet und die Beteiligung der Eltern, Schüler und Lehrer verbessert wird. Davon wird als erste Grundschule in Kiel unsere Hasseer Theodor-Heuss-Schule profitieren, an der angebaut und die Nachmittagsbetreuung neu strukturiert werden soll, um dem gestiegenen Bedarf besser zu entsprechen.
Sowohl die Themen Schulbau und Sicherheit stehen für mich auch zukünftig ganz oben auf meiner Prioritätenliste, ebenso wie die Haushaltskonsolidierung und die Stärkung des Wirtschaftsstandortes Kiel.
Der Theodor-Heuss-Ring ist wegen der Umweltbelastungen fast täglich bundesweit in der Presse. Haben Sie einen Lösungsvorschlag?
Schüller:Fahrverbote halte ich aus Sicht unseres Stadtteils für nicht tragbar. Die vielen Diesel-PKW würden den Umweg über die viel zu kleinen Straßen nehmen und die Luft einfach an einer anderen Stelle verschmutzen. Kurzfristig sehe ich nur Handlungsspielraum, wenn es valide und vor allem unabhängige Gutachten zu den derzeit im Raum stehenden Lösungen gibt. Ohne Kosten und Nutzen abwägen zu können, kann ich nicht einschätzen, ob eine Wand oder Belüftungsschächte die Luft spürbar verbessern. Langfristig benötigen wir in Kiel eine echte Verkehrswende. Das heißt nicht nur mehr umweltfreundlichere Busse und eine höhere Taktung, sondern das bedeutet ein Umdenken in der Kieler Verkehrsstruktur. Wir benötigen endlich eine Stadtbahn. Auch in der Verwaltung müssen wir klar machen, dass der PKW-Verkehr in Kiel nicht mehr die erste Wahl ist und Vorrang vor allem anderen hat, sondern dass wir unsere Fahrradwege und Velorouten ausbauen.
Kruber:Ein Fahrverbot an dieser Stelle muss unbedingt verhindert werden. Ein solches würde den Verkehr um die Förde herum massiv beeinträchtigen und zu Verkehrschaos und zu vermeidbaren Belastungen in den benachbarten Straßen – gerade auch in Hassee – führen. Ich setze mich daher auch weiterhin dafür ein, dass statt der vom Oberbürgermeister betriebenen bloßen Kritik an den Autokonzernen – die zwar absolut berechtigt ist, aber nicht unser lokales Problem löst – kurzfristig durch die Stadt umsetzbare Maßnahmen wie Filteranlagen, Gebläse und Schutzwände geprüft werden, um Fahrverbote am-Theodor-Heuss-Ring zu vermeiden. Wir müssen auch alle uns hier vor Ort möglichen Schritte unternehmen, um zur Vermeidung von Belastungen der Anwohner beizutragen.
Wo sehen Sie weitere Probleme im Stadtteil, die sie gern anpacken möchten?
Schüller:Das Thema Nahverkehr spielt auch in Hassee eine wichtige Rolle. Für den ersten Schritt habe ich mich bereits erfolgreich eingesetzt, denn ab 2019 soll die 52 zweimal pro Stunde fahren. Trotzdem ist die Linienführung für viele Bürgerinnen und Bürger noch nicht ideal und auch die Zeiten vor und nach Schichtbeginn sind für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Pflegeheimen noch ausbaufähig. Es ziehen immer mehr junge Menschen und Familien in unseren Stadtteil und zusätzlich leben so viele andere schon ihr ganzes Leben hier. Diese Durchmischung zu fördern und Angebote zu schaffen, um gegenseitig voneinander zu lernen, habe ich mir für die kommenden fünf Jahre als Ziel gesetzt, zum Beispiel durch ein Begegnungshaus.
Kruber:Die Neugestaltung der großen Verkehrsadern Rendsburger Landstraße und Hamburger Chaussee muss im Sinne der Menschen in Hassee erfolgen. Das heißt für mich: guter Verkehrsfluss bei möglichst geringer Belastung der Anwohner, kein Verlust an Parkraum sowie gute Radwege parallel zur Straße. Außerdem müssen wir die bauliche Situation an unseren Schulen im Stadtteil verbessern und ein Fahrverbot auf dem Theodor-Heuss-Ring vermeiden. Der Anschluss der A21 an Kiel muss mittels der Südspange erfolgen, um Hassee von zusätzlichem Verkehr zu entlasten.
Was macht Hassee aus ihrer Sicht besonders lebens-/ liebenswert?
Schüller:In Hassee spüre ich einen besonders intensiven Austausch und Zusammenhalt unter den vielen verschiedenen Vereinen. Uns in Hassee liegt etwas an dem Stadtteil und es gibt viele Ideen, die ihn noch liebenswerter machen. Die Lage von Hassee ist ebenfalls besonders, da es gerade in den Nebenstraßen eher ruhig ist, und man ist trotzdem dicht an der Kieler Innenstadt. Und nicht zuletzt ist Hassee auch das Grüne Herz Kiels, was es hier, mit dem Vieburger Gehölz, noch lebenswerter macht.
Kruber:Der hier noch weitgehend vorhandene Zusammenhalt der Menschen im Stadtteil, verkörpert durch gesunde Nachbarschaftsstrukturen, in denen die Menschen aufeinander Acht geben. Ausdruck hiervon sind z.B. die Aktivitäten unserer Sportvereine, der „Siedler“ und anderer Vereine, Verbände und Organisationen in unserem Stadtteil, wie z.B. das Waldfest, der „Lebendige Adventskalender“ und das Engagement der vielen ehrenamtlich tätigen Menschen in Hassee.
Wir werden am 6. Mai auch über die Zukunft des „Flugplatzes“ Holtenau abstimmen. Wie sieht ihr Votum aus?
Schüller:Ich werde für den Erhalt des Landeplatzes in Holtenau stimmen. Für mich ist dieser ein besonders wichtiger wirtschaftspolitischer Standortfaktor, den wir nicht aufgeben dürfen. Wir brauchen endlich Planungssicherheit, was mehr Firmen nachhaltig anziehen würde. So kann auch ein richtiger Airpark entstehen. Davon abgesehen halte ich eine Wohnbebauung, wie die Grünen es sich dort vorstellen, für zeitlich utopisch. Auch die Lage mit der Windschneise und den möglichen Bodenbelastungen sprechen gegen die Bebauung.
Kruber:Der Verkehrslandeplatz Holtenau ist für Kiel unersetzlich und erfüllt wichtige Funktionen für die Wirtschaft ebenso wie für die lebensrettende Organtransplantationsmedizin am UKSH. Am Flughafen können wir kurzfristig neue Flächen für Gewerbe und Wohnen entwickeln. Eine komplette Aufgabe des Flughafens würde diese Entwicklung aufgrund planungsrechtlicher Vorgaben um Jahre verzögern. Wer Kiel zukunftsfähig halten will, muss beim Bürgerentscheid mit „Nein“ und damit gegen die Schließung stimmen.
Welchen Einfluss haben nach ihrer Meinung die landes- und bundespolitische Stimmung auf das Ergebnis der Kommunalwahl?
Schüller:Der bundespolitische Einfluss mit dem ganzen hin und her der neuen Regierung hat sicherlich auch auf die Kommunalwahl einen gewissen Einfluss. Ich habe zunehmend das Gefühl, dass in der Regierung keiner mehr weiß, was vor Ort in den Städten los ist. Trotzdem habe ich in den letzten Wochen und Monaten in vielen Gesprächen rausgehört, dass sehr deutlich zwischen der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik unterschieden wird. Und das gibt mir Hoffnung, denn wir haben in Hassee mit unserer Politik vor Ort schon einiges erreicht und das möchte ich ab dem 6. Mai gerne im Rathaus fortsetzen.
Kruber:Natürlich überlagern insbesondere bundespolitische Themen die Wahrnehmung der lokalen Debatten. Kiel aber hat genügend lokale Probleme. Wir wollen daher die Wahl durch lokale Themen entscheiden. Das klare Versagen der bisherigen Mehrheit bei der Lösung der Probleme Kiels macht deutlich: wir brauchen endlich einen Wechsel. Wir werden für Kiel #anpacken.
Haben Sie einen persönlichen Wunsch?
Schüller:Mein persönlicher Wunsch ist es, dass ich als Hasseer am 6. Mai die Chance bekomme, meine Ideen im Rathaus umzusetzen. Junge Menschen gibt es nicht viele in der Kommunalpolitik, aber mich interessiert mein Stadtteil und ich möchte Hassee gerne noch lebens- und liebenswerter machen.
Kruber:Ich wünsche mir, dass gelingt, das Straßenfest in der Hasseer Straße wieder durchzuführen. Auch wünsche ich mir einen dichteren Takt der Busanbindungen und mehr Querverbindungen in die angrenzenden Stadtteile. Ich setze mich für die Entlastung der Anwohner an den Hauptverkehrsachsen ein, ebenso wie für die Verbesserung der baulichen Situation an den Schulen im Stadtteil.
(Text & Fotos: Jöhnk)